Erhöhtes Krebsrisiko bei Typ-2-Diabetes

Patienten mit Typ-2-Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Allerdings wird das Krebsrisiko bei Frauen und Männern sehr unterschiedlich beeinflusst und auch nicht alle Krebsentitäten sind gleichermaßen betroffen, wie eine große Bevölkerungsstudie aus China gezeigt hat.

Bei Frauen ist das Risiko stärker erhöht als bei Männern

Patienten mit Typ-2-Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Allerdings wird das Krebsrisiko bei Frauen und Männern sehr unterschiedlich beeinflusst und auch nicht alle Krebsentitäten sind gleichermaßen betroffen, wie eine große Bevölkerungsstudie aus China gezeigt hat. 

Dass Typ-2-Diabetes das Krebsrisiko erhöhen kann, ist schon länger bekannt. Als mögliche Ursachen werden unter anderem Hyperinsulinämie, Adipositas, chronische Entzündung oder auch erhöhte Blutzuckerspiegel diskutiert. Eine Studie von chinesischen Forschern um den Erstautor Jiying Qi von der Shanghai Jiao Tong University School of Medicine liefert jetzt neue Zahlen.

Für die Studie ausgewertet wurden die Daten von 410.191 erwachsenen Patienten zwischen 20 und 99 Jahren, die zwischen Juli 2013 und Dezember 2016 an einem Typ-2-Diabetes erkrankt waren und zu diesem Zeitpunkt keine Krebserkrankung aufwiesen. Die Wissenschaftler aus Shanghai verfolgten dann die Krankenakten bis zum Jahr 2017, um die Häufigkeit von neu diagnostizierten Krebserkrankungen mit Altersgenossen ohne Diabetes zu vergleichen. 

Bei Frauen ist das Krebsrisiko besonders stark erhöht

Bis Ende 2017 wurden insgesamt 8.485 Krebsfälle erfasst. Dabei zeigte sich, dass Männer mit Typ-2-Diabetes insgesamt ein 34% höheres Krebsrisiko hatten als ihre gesunden Altersgenossen und Frauen sogar ein 62% höheres Risiko. Männer mit Typ-2-Diabetes wiesen ein höheres Risiko für 11 verschiedene Krebsarten auf, während Frauen ein höheres Risiko für 13 verschiedene Tumorerkrankungen zeigten.

Deutlich erhöhtes Risiko für Prostatakrebs

Bei Männern mit Typ-2-Diabetes fiel in dieser Studie vor allem eine 86-prozentige Erhöhung des Risikos für Prostatakrebs auf. Sie hatten außerdem ein signifikant höheres Risiko für Leukämie, Hautkrebs, Schilddrüsenkrebs, Lymphome, Nierenkrebs, Leberkrebs, Pankreaskarzinome, Lungenkrebs, Darmkrebs und Magenkrebs. Für Ösophaguskarzinome wurde dagegen bei Männern mit Typ-2-Diabetes ein geringeres Risiko im Vergleich zu Männern ohne Diabetes festgestellt.

Bei Frauen zweifach erhöhtes Risiko für Nasopharynx-Karzinome

Bei Frauen mit Typ-2-Diabetes war das Risiko für Nasopharynx-Karzinome am stärksten erhöht – hier war das Risiko im Vergleich zu Altersgenossinnen ohne Diabetes mehr als doppelt so hoch (RR 2,03). Sie hatten außerdem ein höheres Risiko für Krebserkrankungen der Leber, Speiseröhre, Schilddrüse, Lunge und Pankreas sowie für Lymphome, Gebärmutterkrebs, Darmkrebs, Leukämie, Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Magenkrebs. Das Risiko für die Entwicklung von Gallenblasenkrebs war bei Frauen mit Typ-2-Diabetes dagegen vergleichsweise niedrig.

Fazit: Für zahlreiche Krebsentitäten besteht bei Frauen und Männern mit Typ-2-Diabetes ein deutlich erhöhtes Risiko. Die üblichen Krebs-Vorsorge-Untersuchungen zur Früherkennung könnten bei diesen Patienten möglicherweise nicht ausreichen, schreiben die Autoren. Es sollten geeignete Strategien entwickelt werden, Krebserkrankungen bei Typ-2-Diabetikern rechtzeitig zu erkennen.

Quelle:
Jiying Qi et al; Cancer risk among patients with type 2 diabetes: A real‐world study in Shanghai, China; J Diab (2019); DOI: https://doi.org/10.1111/1753-0407.12926