HPV: Impfquote deutlich verbesserungswürdig

Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) wird sowohl für Mädchen als auch für Jungen von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Dennoch sind nur etwa die Hälfte aller 15-jährigen Mädchen und weniger als 6% der 9- bis 18-jährigen Jungen geimpft.

Das sollten Sie über die HPV-Impfung wissen:

HPV-Impfung ist nicht nur für Mädchen relevant

Obwohl der Gebärmutterhalskrebs sicherlich der prominenteste Vertreter der HPV-assoziierten malignen Erkrankungen ist, ist er bei weitem nicht die einzige HPV-bedingte Krebserkrankung: neben dem Analkarzinom kann das Virus auch noch andere Formen von Krebs wie Mund- oder Rachenkrebs oder auch ein Peniskarzinom auslösen und begünstigen. 

Daher ist klar, dass HPV schon lange nicht mehr nur für Mädchen und Frauen relevant ist. Auch Jungen und Männer können nach einer Infektion bösartige Tumoren entwickeln. Eine HPV-Impfung beider Geschlechter ist daher immens wichtig, betonen Experten. Auch die gesetzlichen Krankenkassen sehen die Vorteile einer Impfung für Jungen: seit 2018 erstatten sie auch hier die Impfserie.

Niedrige HPV-Impfquote und deutliche Wissenslücken bei Schülern

Doch obwohl eine HPV-Infektion mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergeht, ist die Impfquote in Deutschland alles andere als ideal: nur etwa 48 Prozent der 15-jährigen Mädchen sind vollständig geimpft. Bei den 9- bis 18-jährigen Jungen sind es nur etwa 6 Prozent. Um den HPV-assoziierten Gebärmutterhalskrebs zu eliminieren, müsste die Quote bei etwa 90 Prozent liegen.

Doch woran liegt die niedrige Impfbereitschaft? Um dem auf den Grund zu gehen, haben Dermatologen aus München eine prospektive Querschnittsstudie durchgeführt und bei Schülern im relevanten Alter mittels eines Fragebogens das Wissen über HPV und den damit verbundenen Risiken getestet: nur zwischen 18 und 28 Prozent der Befragten hatten schon mal etwas über HPV gehört – der Anteil derer, die wissen, was Genitalwarzen sind oder dass es sie gibt, war noch niedriger.

Ärzte aller Fachrichtungen können die Informationslücke schließen

Um die HPV-Impfquote zu steigern, ist es essenziell, die Wissenslücken der Kinder sowie ihrer Eltern zu schließen – idealerweise noch vor der J1, welche im Alter zwischen 12 und 14 Jahren erfolgt. Experten schlagen hier Programme wie eine Impfpflicht, Aufklärungskampagnen in Schulen oder strukturierte Impfprogramme vor. 

Den Dermatologinnen und Dermatologen kommt hier als Spezialisten für sexuell übertragbare Erkrankungen eine besondere Rolle zu. Auch sie können und sollen ihre jungen Patientinnen und Patienten über HPV sowie die zur Verfügung stehende Impfung aufklären – und diese auch anbieten und durchführen. Hautärzte können darüber hinaus auch zur Sensibilisierung der Eltern für das Thema beitragen. 

Kurze, aber gut verträgliche Impfserie

Um den vollständigen Impfschutz zu erreichen, ist eine Serie von zwei Dosen des Impfstoffes notwendig. Die Impfungen sollen im Abstand von mindestens fünf Monaten erfolgen. Ist der Abstand kürzer, sind drei Dosen notwendig.

Insgesamt wird die Impfung gut vertragen. Eine Auffrischimpfung ist nicht erforderlich. Die STIKO empfiehlt die Vakzination aller Kinder im Alter zwischen 9 und 14 Jahren.

Fazit für die Praxis

Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern sollten unbedingt für das Thema HPV sensibilisiert werden. Nicht nur Mädchen und Frauen sind von virusassoziierten malignen Erkrankungen betroffen. Ärzte aller Fachrichtungen können ihre Patientinnen und Patienten aufklären. Neben den Kinder-, Haus- und Frauenärzten sollten auch Dermatologen die HPV-Impfung anbieten und durchführen.
 

Quelle: BVDD