Warnung vor Überdiagnostik: S3-Leitlinie Fetale Überwachung in der Schwangerschaft

Dopplersonografie und CTG sind gängige Verfahren zur Überwachung der kindlichen Vitalität während der Schwangerschaft. Doch sind sie auch bei Low-Risk-Schwangerschaften indiziert?

Leitlinie betrachtet Standards kritisch

Wann low, wann high risk?

Wie wichtig die Aufbereitung aktueller Evidenz bei der fetalen Diagnostik ist, zeigt sich schon an den teils unklaren Begrifflichkeiten. So existiert etwa keine einheitliche Definition einer Niedrig- oder Hochrisikoschwangerschaft. Die Autoren der Leitlinie stufen Schwangerschaften mit unkompliziertem Verlauf und ohne erhöhte Risiken für Mutter und/oder Kind als low-risk ein, betonen jedoch die hohe Dynamik bei der Entstehung von Risiken.

Klare Indikationen

Als Basis-Screening dient in erster Linie die sorgfältige sonographische Untersuchung des Feten. Erst wenn sich hier Auffälligkeiten zeigen, sind ggf. weiterführende Untersuchungen wie die Dopplersonografie und das CTG indiziert. Konkret werden verschiedene Indikationen wie Präeklampsie, der Verdacht auf fetale Wachstumsrestriktion oder Fehlbildungen sowie eine drohende Frühgeburt aufgeführt.

Es folgt eine ausführliche Darstellung zur Methodik, Durchführung und Analyse der Verfahren. Bei der Dopplersonografie werden die einzelnen Gefäße und die jeweiligen Einstellungen erläutert, beim CTG die richtige Registrierung und Interpretation der Aufzeichnungen. Konsens besteht darin, regelmäßige Fortbildungen zur CTG-Analyse anzubieten, was die Qualität der Beurteilung steigert.

Kein Benefit bei Low-risk-Schwangerschaft

Mit einem eigenen Kapitel zur Evidenz stellen die Leitlinienautoren die apparative Überwachung des Feten auf den Prüfstand. Ihr Fazit: Bei einer normalen Schwangerschaft ohne erhöhte Risiken bietet weder die Dopplersonografie noch das CTG Vorteile. Ante- oder perinatale Morbidität und Mortalität werden dadurch nicht beeinflusst. Schwangeren im Low-risk-Kollektiv sollten die Untersuchungen daher nicht angeboten werden.

Weniger eindeutig ist die Evidenzlage bei nicht-technologischen Methoden zur fetalen Überwachung wie dem Messen des Symphysen-Fundus-Abstands, der manuellen Feststellung der fetalen Poleinstellung oder der Auskultation der fetalen Herzaktion. Hier spielt vor allem die Berufserfahrung der untersuchenden Person eine entscheidende Rolle.

Diagnostische Mittel nicht immer ausreizen

Nicht bei jeder Schwangerschaft sind aufwendige apparative Untersuchungen des Feten angezeigt. Die Experten sind sich einig: Bei Low-risk-Schwangerschaften sind sie verzichtbar. Es gibt jedoch klare Indikationen zur fetalen Zustandsdiagnostik, die sowohl Frauenärztinnen und -ärzte als auch Hebammen kennen sollten. Dabei können sie sich künftig an der neuen Leitlinie orientieren.

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