Durch eine Immunmodulation können die der zugrunde liegenden pathologischen Prozesse gezielt bekämpft werden. In diesem Kontext wurden verschiedene Substanzen wie beispielsweise monoklonale Antikörper, Erastin, siRNA (kleine interferierende RNA), Liponsäure oder Sunitinib untersucht.
Studiendaten belegen unter anderem, dass monoklonale Antikörper wie der IL-6-Rezeptor-Antagonist Tocilizumab in Tiermodellen die Läsionsgröße und Inflammation bei Endometriose signifikant reduzieren konnten. Auch für INT-777 gibt interessante Erkenntnisse: Der TGR5 (Takeda-G-Protein-Rezeptor-5)-Agonist schützt laut Studiendaten Stromazellen des Endometriums vor Entzündungen und reaktiven Sauerstoffspezies.
Eine klinische Studie mit dem Fokus auf Endometriose erfolgte bereits mit Sunitinib. Der Tyrosinkinase-Inhibitor reduzierte hier bei erkrankten Frauen die Migrationsfähigkeit von Endometriumzellen.
Antioxidative und entzündungshemmende Wirkstoffe aus der Natur
Einige natürlich vorkommende Substanzen wirken allgemein antioxidativ und entzündungshemmend. Es hat sich gezeigt, dass sich dies auch positiv auf eine Endometriose auswirken könnte:
- Sulforaphan reduzierte in Tiermodellen die Läsionsgröße und zeigte eine signifikante Schmerzlinderung. Ob diese Effekte auch beim Menschen auftreten, ist jedoch noch nicht ausreichend untersucht.
- Eine Behandlung mit 100 µmol/L Resveratrol senkte die Expression proinflammatorischer Zytokine in Endometriumzellen von betroffenen Frauen.
- Bei Frauen mit Endometriose im Stadium I–III, die täglich 1000 mg Ascorbinsäure plus 800 IU Vitamin E einnahmen, besserte sich nach einer achtwöchigen Therapie im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant Dysmenorrhö, Dyspareunie und chronische Beckenschmerzen, ohne dass Nebenwirkungen auftraten.
Dies ist nur ein Auszug der untersuchten natürlichen Substanzen. Die Review-Arbeit beschreibt noch eine Vielzahl weiterer Wirkstoffe, die im Rahmen der Endometrioseforschung analysiert wurden, wie etwa Präparate aus der chinesischen Medizin (Kräutermischung Gui Zhi Fu Ling Wan), Omega-Fettsäuren und die aktive Form von Vitamin D3 (1,25-Dihydroxycholecalciferol).
Repurposing bekannter Medikamente: Altbewährtes neu gedacht
Der Ansatz, bestehende Medikamente für neue Indikationen zu nutzen, eröffnet zusätzliche Therapieoptionen bei der Endometriose. Beispiele sind:
- Clotrimazol: Ursprünglich ein Antimykotikum, das antioxidative Effekte zeigt und das Wachstum von Endometrioseherden im Tiermodell verringert.
- Levofloxacin: Ein Antibiotikum, das als Monotherapie oder in Kombination mit GnRH-Agonist die Entzündungsaktivität bei Endometriose-Patientinnen senken kann.
- N-Acetylcystein: Wirkte in klinischen Studien schmerzlindernd und reduzierte die Größe von Ovarialendometriomen. Besonders interessant ist, dass N-Acetylcystein darüber hinaus scheinbar die Fruchtbarkeit verbessern kann.
- Cabergolin: Ein D2-Rezeptor-Agonist, der in Kombination mit Standard-Hormontherapien (GnRH-Agonist oder Dienogest) eine verbesserte Schmerzreduktion bewirken kann und als Monotherapie eine Option für Patientinnen mit Kontraindikationen gegen Hormontherapie darstellen könnte.
Fazit: Chancen und Herausforderungen der neuen Therapieansätze
Die vorgestellten Ansätze könnten künftig eine Ergänzung zur hormonellen oder chirurgischen Therapie von Endometriose-bedingten darstellen. Allerdings basieren viele der bisherigen Erkenntnisse auf in-vitro-Studien und Tiermodellen, sodass weitere klinische Studien erforderlich sind, um diese Ergebnisse in den medizinischen Alltag zu übertragen.
- García-Izquierdo L, Marín-Sánchez P, García-Peñarrubia P, Martínez-Esparza M. New Potential Pharmacological Options for Endometriosis Associated Pain. Int J Mol Sci. 2024 Jun 27;25(13):7068. doi: 10.3390/ijms25137068. PMID: 39000175; PMCID: PMC11240985.