- Winkler-Crepaz K. Im falschen Körper geboren?. Gynäkologie 2025; 58: 37–41. https://doi.org/10.1007/s00129-024-05307-w.
Noch ist der Anteil von Transpersonen an der Allgemeinbevölkerung gering, doch er steigt mit zunehmender Entstigmatisierung und Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit stetig an. Das sorgt auch in gynäkologischen Praxen für einen vermehrten Bedarf an adäquater Beratung und therapeutischen Angeboten. Doch wie soll man mit diesem heiklen und zum Teil nicht unumstrittenen Thema umgehen?
Orientierung bieten Handlungsempfehlungen der Endocrine Society, der World Professional Association for Transgender Health und der American Society for Reproductive Medicine sowie Studien zur gegengeschlechtlichen Hormontherapie, wenngleich die Datenlage insbesondere für Langzeitfolgen noch nicht belastbar ist.
Voraussetzung für eine geschlechtsangleichende Hormontherapie ist eine anhaltende Geschlechtsinkongruenz sowie die Fähigkeit, eine voll informierte Entscheidung zu treffen. Im Vorfeld sollten psychische und somatische Vorerkrankungen bedacht werden, die durch die Behandlung negativ beeinflusst werden können. Dazu zählen etwa , venöse Thromboembolien oder zerebrovaskuläre Erkrankungen. Empfohlen wird neben einem Blutbild auch die initiale Bestimmung von FSH (follikelstimulierendes Hormon), LH (luteinisierendes Hormon), Östradiol, Testosteron, Prolaktin, 25-OH-Vitamin D, Leberfunktionsparametern und Lipiden.
Aufgrund der Off-Label-Anwendung und der möglichen irreversiblen Folgen (z. B. Infertilität) ist eine gründliche Aufklärung obligat.
Zur feminisierenden Hormontherapie dienen Östradiol – bei erhöhtem thromboembolischen Risiko bevorzugt transdermal appliziert – und eine Androgendeprivation mittels Cyproteronacetat, Spironolacton, Bicalutamid oder Drospirenon. Alternativ können GnRH („gonadotropin releasing hormone“)-Analoga eingesetzt werden. Das gilt auch für die Behandlung von Transmännern. Ansonsten besteht die virilisierende aus der transdermalen oder intramuskulären Gabe von Testosteron. Bei der Gelanwendung ist eine mögliche Übertragung auf Schwangere und Kinder durch engen Körperkontakt zu beachten.
Grundsätzlich erfolgt die Behandlung lebenslang und erfordert regelmäßige Verlaufskontrollen. Es ist mittlerweile nachgewiesen, dass sie die mentale Gesundheit und Lebensqualität von Betroffenen fördert. Über mögliche Langzeitrisiken ist derzeit allerdings noch wenig bekannt. Einige Daten weisen auf eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität von Transfrauen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung hin, die aber weiter untersucht werden muss.
Zu beachten ist schließlich, dass Transmänner bei Bedarf eine sichere und geeignete Kontrazeption erhalten. Dabei sind Gestagen-Monopräparate oder Hormon- bzw. Kupferspiralen kombinierten hormonellen Kontrazeptiva vorzuziehen.