AASLD aktualisiert Leitlinie zur PBC

Für Patienten mit Leberzirrhose gibt es Neuigkeiten bei der Therapie. Die AASLD hat Informationen zur Obeticholsäure (OCA) in die Leitlinie zur Primär biliären Cholangitis aufgenommen.

Warum wurde die PBC-Leitlinie überarbeitet?

Die Leitlinie zur Primär biliären Cholangitis (PBC) wurde letztmals 2017 aktualisiert. Ende 2021 wurden beim Kongress der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) die Änderungen gegenüber der 2017er Version in den Leitlinien-Statements 9 und 10 veröffentlicht. Zu den wichtigsten Änderungen gegenüber der letzten Leitlinie gehören auch Informationen über Obeticholsäure (OCA).

Obeticholsäure ist ein hochaffiner Farnesoid-X-Rezeptorantagonist, der in einer kontrollierten Phase-II-Studie vielversprechende Ergebnisse in der Zweitlinie bei Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf eine UDCA-Therapie (Urodesoxycholsäure) zeigte. In der Phase-III-Studie (POISE) konnte mit der Kombination aus OCA und UDCA signifikant häufiger eine wirksame Senkung der AP erreicht werden als in der Placebogruppe. Seit 2016 ist OCA in der EU und den USA ist OCA zur Therapie der PBC bei fehlendem Ansprechen aus UDCA in Kombination mit UDCA oder als Monotherapie zugelassen.

Auf dem Liver Meeting der AASLD wurde die Frage nach dem Outcome der Patienten aus der POISE-Studie weiter diskutiert. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit der Langzeitbehandlung mit OCA  bezüglich der klinischen Endpunkte Tod und Lebertransplantation zu untersuchen. Verglichen mit den beiden Kontrollgruppen, war die Behandlung mit OCA in allen Regressionsanalysen mit einem signifikant geringeren Risiko für Lebertransplantationen oder Tod verbunden und es zeigte sich eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit.

Bislang gibt es keine ausreichenden Daten zum Einsatz von OCA bei Patienten mit dekompensierter Lebererkrankung. Vor diesem Hintergrund wurde von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) im Mai 2021 eine Warnung zur Verwendung der OCA bei Patienten mit fortgeschrittener Zirrhose ausgesprochen. Dieser Punkt wurde auch in den Leitlinien der AASLD berücksichtigt.

Was verändert sich in der Leitlinie zur Primär biliären Cholangitis in Bezug auf OCA?

Statement 10 wurde dahingehend aktualisiert, dass bei Patienten mit dekompensierter Lebererkrankung nicht mehr von einer Behandlung mit OCA abgeraten wird, sondern diese besagt nun, dass OCA bei fortgeschrittener Zirrhose, also bei aktuellen oder früheren Anzeichen einer Leberdekompensation (z. B. Enzephalopathie, Koagulopathie) oder portaler Hypertension (z. B. Aszites, gastroösophageale Varizen oder anhaltende Thrombozytopenie) kontraindiziert ist. Außerdem wird auch bei nicht fortgeschrittener Zirrhose eine sorgfältige Überwachung der Patienten empfohlen, wenn sie OCA erhalten.

Auch zu dem Einsatz von Fibraten gibt es eine Aktualisierung:

Statement 9 enthält Empfehlungen für die Behandlung von PBC-Patienten mit Fibraten. Demnach können diese als Off-Label-Alternative bei PBC und unzureichendem Ansprechen auf Ursodeoxycholsäure in Betracht gezogen werden, auch wenn bei Patienten mit dekompensierter Lebererkrankung vom Einsatz von Fibraten abgeraten wird.

Referenzen:
1. Changes from the prior American Association for the Study of Liver Diseases Practice Guidance on Primary biliary cholangitis: https://aasldpubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/hep.32117, letzter Zugriff: 9. Februar 2022, 22:40 Uhr
2. S2k Leitlinie Autoimmune Lebererkrankungen: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-027l_S2k_Autoimmune_Lebererkrankungen_2017-11.pdf,  letzter Zugriff: 9. Februar 2022, 22:40 Uhr
3. Warnung der FDA: https://www.fda.gov/drugs/drug-safety-and-availability/due-risk-serious-liver-injury-fda-restricts-use-ocaliva-obeticholic-acid-primary-biliary-cholangitis; letzter Zugriff: 10. Februar 2022, 14:18 Uhr