Aktuelle Entwicklungen bei ösophagogastralen Karzinomen

Die Flut neuer Studien zur optimierten Behandlung von Ösophagus- und Magenkarzinomen ist kaum überschaubar – ein zusammenfassender Überblick.

Bedeutung von Ösophagus-Magen-Karzinomen

Bewährt bei Adenokarzinomen: perioperative Chemotherapie

Trotz suffizienter, leitliniengerechter perioperativer Therapie verstirbt noch immer die Hälfte der Patienten an ösophagogastralen Adenokarzinomen. Die ESMO (European Society for Medical Oncology)-Guideline zum Ösophaguskarzinom von 2022 sieht für alle Tumoren ab T2 eine Chemotherapie nach dem FLOT-Schema (5-Fluorouracil, Leucovorin, Oxaliplatin, Taxan) oder eine neoadjuvante Chemostrahlentherapie vor, gefolgt von einer adjuvanten Chemo- bzw. Immuntherapie. Im e-Update von 2025 hat sich FLOT gegenüber dem sogenannten CROSS-Schema (neoadjuvante Radiochemotherapie plus Carboplatin/Paclitaxel) allerdings aufgrund der Studienlage endgültig durchgesetzt. Beim Magenkarzinom wird bei T>1 ebenfalls eine perioperative Chemotherapie empfohlen.

Eine weitere Option könnte eine zusätzliche Chemoradiatio zur perioperativen Chemotherapie sein. In der TOPGEAR-Studie brachte diese Strategie beim Magenkarzinom keine Vorteile, zeigte aber bei Übergangskarzinomen ein verbessertes Outcome (doi: 10.1056/NEJMoa2405195). Die deutsche Phase-3-Studie RACE zur neoadjuvanten Radiochemotherapie versus Chemotherapie bei lokal fortgeschrittenem, potentiell resektablem Adenokarzinom des ösophagogastralen Übergangs, die aktuell läuft, könnte dazu weiteren Aufschluss geben. 

Immuntherapie etabliert sich als Standard 

Daneben gibt es zahlreiche weitere Studien zur perioperativen oder rein adjuvanten Behandlung – mit gemischten Ergebnissen. Eine wichtige therapeutische Säule bildet dabei die Immuntherapie. Ein Beispiel: Checkmate 577, die als einzige Studie (doi: 10.1056/NEJMoa2032125) in der Adjuvanz bisher positiv geblieben ist. Verglichen wurde die adjuvante Gabe von Nivolumab nach einer CROSS-Vortherapie mit Placebo. Unter der Immuntherapie wurde das krankheitsfreie Überleben (DFS) verdoppelt, wobei die Ösophaguskarzinome besser ansprachen als die Übergangskarzinome. Der Erfolg der Therapie ist zudem abhängig von der PD-L1-Expression. Dennoch ist die Behandlung inzwischen neuer Standard bei Patienten mit inkompletter pathologischer Response.

Auch perioperativ zeigt die zusätzliche Immuntherapie Vorteile, bisher vor allem hinsichtlich der pathologischen Komplettremission (pCR). Dabei kommen als Ergänzung zu FLOT Atezolizumab, Pembrolizumab oder Durvalumab infrage, wobei endgültige Ergebnisse noch ausstehen. Aber auch hier zeichnet sich bereits jetzt ein neuer Standard bei der perioperativen Therapie des Magen-/Übergangskarzinoms ab.

Antikörper gegen Claudin 18.2 verbessert Überleben 

Einen gänzlich anderen Ansatzpunkt bei ösophagogastralen Adenokarzinomen bietet Claudin 18.2, zu dem momentan ebenfalls zahlreiche Studien laufen. Das Tight-Junction-Protein wird von ca. 40 % aller Magenkarzinome an der Oberfläche der Krebszellen exprimiert und kann dort antagonisiert werden. Der monoklonale IgG1-Antikörper Zolbetuximab ist für die Indikation bereits zugelassen. Perioperativ in Kombination mit Chemotherapie zeigte er im Vergleich zu Placebo hohe Überlebensraten. 

Es bleibt also spannend auf dem Gebiet ösophagogastraler Tumore. Die Immuntherapie wird dabei weiter eine wachsende Rolle spielen.

Quellen
  1. Thorsten Oliver Götze (Frankfurt a. Main): Ösophagogastrale Tumoren. Session Leitlinienupdate Onkologie. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 2025, Wiesbaden, 03.-06. Mai 2025.