Reizdarmsyndrom: Gute Evidenz für Besserung durch FODMAP-arme Ernährung

Der Konsum verarbeiteter Lebensmittel nimmt zu und geht mit einem erhöhten IBS-Risiko einher. Daten aus randomisierten klinischen Studien belegen die Wirksamkeit einer FODMAP-armen Ernährung.

Welche Rolle spielt die Ernährung beim Reizdarmsyndrom?

Hoch verarbeitete Nahrungsmittel sind proinflammatorisch

Ein höherer Konsum hoch verarbeiteter Lebensmittel (ultra processed foods oder UPFs) ist mit einem erhöhten Risiko für ein Reizdarmsyndrom oder Nährstoffmangelzustände verbunden.4 Eine aktuelle Auswertung der Daten von 179 Tsd. Menschen aus der 'UK Biobank'-Studie mit über 11 Jahren Nachbeobachtungszeit berichtet beispielsweise, dass jeder Anstieg des Verzehrs von UPFs um 10 % mit einer Zunahme der Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines Reizdarmsyndroms (IBS) um 8 % einhergeht.1 Die Teilnehmer mit dem höchsten UPF-Konsum hatten sogar ein um 20 % erhöhtes IBS-Risiko. Angesichts der Tatsache, dass inzwischen 67 % der täglichen Energiezufuhr von Kindern und Jugendlichen mit Fertignahrungsmitteln gedeckt werden, ein alarmierendes Signal.

Immer mehr Daten dokumentieren die Zusammenhänge zwischen höherem UPF-Konsum und chronischer Inflammation bzw. Immundysfunktion, etwa bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Typ-2-Diabetes und Krebs. Ein Verzicht oder zumindest eine Minimierung des Konsums von hoch verarbeiteten Lebensmitteln wäre protektiv für die Gesamtgesundheit. Eine FODMAP-arme Ernährung geht noch einen Schritt weiter und eine Fülle von Daten unterstützt ihre Wirksamkeit beim Reizdarmsyndrom.

„Low FODMAP“ in klinischer Studie medikamentöser Therapie überlegen

Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole – kurz: FODMAPs – sind Ein- oder Zweifachzucker und Zuckeralkohole, die im Dünndarm schlecht verdaut werden können. Im Dickdarm vergären sie, ziehen osmotisch Wasser an und es entstehen Kohlendioxid, Wasserstoff und Methangas. Dies macht sich mit Magen-Darm-Symptomen wie Blähungen und Schmerzen bemerkbar, wie sie beim Reizdarmsyndrom häufig auftreten.5

Eine kürzlich im 'Lancet' veröffentlichte randomisierte kontrollierte Studie aus Schweden berichtet, dass Ernährungstherapien, am deutlichsten eine FODMAP-arme Ernährung, die Symptomschwere und abdominelle Schmerzen bei IBS besser reduzieren als eine medikamentöse Behandlung.2,3 Von 294 Teilnehmern (Durchschnittsalter: 38 Jahre; 82 % Frauen) verzeichneten 76 % unter FODMAP-armer Diät sowie 71 % unter kohlenhydratarmer Diät nach 4 Wochen eine klinisch signifikante Besserung der IBS-Symptome (gemessen an einer Abnahme des IBS-SSS um 50 Punkte oder mehr). Unter medikamentöser Behandlung erreichten dies 58 % der Untersuchten. Der Unterschied zwischen den Gruppen war signifikant (p = 0,023).

Eine ebenfalls kürzlich im 'Lancet' erschienene Metaanalyse berücksichtigte Daten aus 28 randomisierten kontrollierten Studien von insgesamt 2338 Patienten.6 Die meiste Evidenz lag für eine FODMAP-arme Ernährung vor und bestätigte deren Wirksamkeit in Bezug auf die Gesamtsymptome und Bauchschmerzen bei IBS. Daneben zeigten sich auch eine Stärke-reduzierte oder Saccharose-reduzierte Diät als effektiv. 

Welche Nahrungsmittel sollten bei der FODMAP-Diät gegessen und welche gemieden werden?

FODMAPs kommen in einigen Lebensmitteln von Natur aus oder als Zusatzstoffe vor. Dazu gehören Fruktose, Fruktane (in einigen Gemüsesorten und Getreide), Laktose (Milchprodukte), Galactane (Hülsenfrüchte) und Polyole (künstliche Süßstoffe, Steinobst).

Auf dieser Seite finden sich übersichtliche, ausdruckbare Listen mit Nahrungsmitteln, die bei einer FODMAP-armen Ernährung bevorzugt gegessen oder aber gemieden werden sollten, nebst Rezeptvorschlägen.

Einige FODMAP-reiche Nahrungsmittel sind nicht per se ungesund, aber lösen bei bestimmten Personen mit gastrointestinalen Problemen Beschwerden aus, insbesondere bei Reizdarmsyndrom und SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth oder Dünndarmfehlbesiedlung). Ein Verzicht auf diese Nahrungsmittel wird Gesunden nicht und Betroffenen nur für etwa 3 bis 8 Wochen empfohlen, wobei die ausgeglichene Versorgung mit verschiedenen Nährstoffen im Auge behalten werden sollte. Anschließend können Lebensmittel Stück für Stück wieder in die Ernährung aufgenommen und beobachtet werden, ob sie Symptome verursachen. Grundgedanke soll also keine Dauer-Diät sein, sondern ein Zeitfenster zu schaffen, in welchem sich Darm und Mikrobiom stabilisieren können.

„IBS-Symptome wie Blähungen und Verstopfung sind nicht nur lästig, sondern deuten auf tiefer liegende Probleme der Darmgesundheit hin“

...betont Allgemeinmediziner Dr. Mark Hyman.4 Die Anpassung der Ernährung und ggf. ein Screening auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollte von weiteren Schritten wie gutem Stressmanagement und regelmäßiger Bewegung begleitet werden. Denn körperlich aktive Patienten mit Reizdarmsyndrom haben eine geringere Symptomschwere als körperlich inaktive Patienten.7
Im neurobiologischen Verständnis handelt es sich beim Reizdarmsyndrom um eine Störung der Darm-Gehirn-Achse, die mit weiteren somatischen und psychischen Beschwerden einhergehen kann. Neue Forschungserkenntnisse legen nahe, diese nicht als Begleiterkrankungen, sondern als Teil des IBS zu behandeln.8

Quellen:
  1. Wu, S. et al. Ultra-Processed Food Consumption and Long-Term Risk of Irritable Bowel Syndrome: A Large-Scale Prospective Cohort Study. Clin Gastroenterol Hepatol 22, 1497-1507.e5 (2024).
  2. Shin, A. Expanding the menu of dietary therapies in irritable bowel syndrome. The Lancet Gastroenterology & Hepatology 10, 493–495 (2025).
  3. Nybacka, S. et al. A low FODMAP diet plus traditional dietary advice versus a low-carbohydrate diet versus pharmacological treatment in irritable bowel syndrome (CARIBS): a single-centre, single-blind, randomised controlled trial. The Lancet Gastroenterology & Hepatology 9, 507–520 (2024).
  4. The Root Causes of IBS & Stomach Digestive Problems. Mark Hyman, MD https://drhyman.com/blogs/content/podcast-ep948 (2024).
  5. Low FODMAP Diet List of Foods to Eat and Avoid. MedicineNet https://www.medicinenet.com/low_fodmap_diet_list_of_foods_to_eat_and_avoid/article.htm.
  6. Cuffe, M. S. et al. Efficacy of dietary interventions in irritable bowel syndrome: a systematic review and network meta-analysis. Lancet Gastroenterol Hepatol 10, 520–536 (2025).
  7. Johannesson, E., Simrén, M., Strid, H., Bajor, A. & Sadik, R. Physical Activity Improves Symptoms in Irritable Bowel Syndrome: A Randomized Controlled Trial. Official journal of the American College of Gastroenterology | ACG 106, 915 (2011).
  8. Mayer, E. A., Ryu, H. J. & Bhatt, R. R. The neurobiology of irritable bowel syndrome. Mol Psychiatry 28, 1451–1465 (2023).