Fäkale Mikrobiom Transplantation bei IBS

Die fäkale Mikrobiom-Transplantation (FMT) ist ein wirksames Behandlungsverfahren für das Reizdarmsyndrom (IBS), das abdominale Beschwerden, Fatigue und die Lebensqualität betroffener Personen verbessern kann.

FMT wirkt bei IBS: Super-Donoren fördern den Therapieerfolg

Die fäkale Mikrobiom-Transplantation (FMT) ist ein wirksames Behandlungsverfahren für das Reizdarmsyndrom (IBS), das abdominale Beschwerden, Fatigue und die Lebensqualität betroffener Personen verbessern kann. Das ist das Ergebnis der bisher umfangreichsten Studie zur Behandlung des Reizdarmsyndroms per FMT.1

Die fäkale Mikrobiom-Transplantation (FMT) ist ein wirksames Behandlungsverfahren für das Reizdarmsyndrom (IBS), das abdominale Beschwerden, Fatigue und die Lebensqualität betroffener Personen verbessern kann. Das ist das Ergebnis der bisher umfangreichsten Studie zur Behandlung des Reizdarmsyndroms per FMT.1 Als primärer Endpunkt der randomisierten, doppelt verblindeten Placebo-kontrollierten Studie war eine Verbesserung des Gesamtwertes im IBS Severety Scoring System (IBS-SSS) um wenigstens 50 Punkte gewählt worden. Zusätzlich waren Verbesserungen hinsichtlich Bauchbeschwerden, Unzufriedenheit mit den Stuhlgewohnheiten sowie Interferenzen mit dem Alltagsleben herangezogen und bewertet worden.
Erfasst wurden zwei Verum-Gruppen (30 bzw. 60 g Faeces-Transplantation) gegenüber einer Placebo-Gruppe, die den Testpersonen eine Probe ihrer eigenen Faeces transplantierte. Der primäre Endpunkt wurde in der Gruppe der PatientInnen mit der größeren Transplantatmenge (60 g Faeces) nach zwei Wochen erreicht. Nach einem Monat erwiesen sich im Vergleich zu Placebo alle Bewertungskriterien in beiden Verum-Gruppen als signifikant (p < 0,05), und nach drei Monaten als hochsignifikant (p < 0,001). Das sind die Ergebnisse einer norwegischen randomisierten Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 165 Teilnehmenden (vgl. Tab. 1).1

Das Forschungsteam weist ausdrücklich auf die Bedeutung des Rückgriffs auf einen sogenannten "Super-Donor" (s.u.) als Spender hin. Außerdem habe sich die Transplantation von gefrorener Faeces per Gastroskop als wirksam und als in einem klinischen Umfeld problemlos durchführbar erwiesen.

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Klarheit nach zwei widersprüchlichen Studien?

Die Forschenden um Magdy El-Salhy vom Stord Hospital in Stord, Norwegen, hatten ihre Studie von Beginn an auf die Klärung der unentschiedenen Frage der Wirksamkeit von FMT beim Reizdarmsyndrom hin entwickelt. Zwei vorangehende Studien zur Problematik2,3 hatten widersprüchliche Ergebnisse erbracht (Wirksamkeit der FMT vs. Unwirksamkeit der FMT).  El-Salhy und sein Team wollten diesen Widerspruch abschließend klären. Sie vermuten, dass dieser auf Abweichungen der Durchführung der FMT zurückgehe. Als kritisch an den vorangehenden Untersuchungen waren ihnen besonders die geringe Probandenzahl (83 bei Johnsen2, 51 bei Halkjær3), sowie die Uneinheitlichkeit sowohl der untersuchten FMT-Typen als auch der Faeces-Spender aufgefallen. Außerdem unterschieden sich die Transplantationsabläufe zwischen den beiden vorangehenden Studien so stark, dass El-Sahly et al. letztlich ein eigenes, ihnen erfolgsversprechender erscheinendes Protokoll entwickelten.1

Von den 165 in die Studie aufgenommenen IBS-PatientInnen, wurden zu Beginn jeweils 55 einer der drei Gruppen "Placebo" (FMT mit eigenem Stuhl), „30 g Faeces“ und „60 g Faeces“ zugewiesen. Dabei stammte alle transplantierte Faeces in den Verum-Gruppen von einem einzigen 36-jährigen, athletischen, weißen Spender mit einem BMI von 23 kg/m2 und stabilen Ernährungsgewohnheiten. Die Placebo-Gruppe erhielt hingegen, nach ansonsten identischen Kautelen, eine Probe ihres eigenen Stuhls.  Die Faeces-Proben wurden tiefgefroren gelagert und erst zur eigentlichen FMT aufgetaut, ein Verfahren, dessen Tauglichkeit durch die aktuelle Studie bestätigt wurde. 

Was ist ein Super-Donor?

Nach Aussage des Forschungsteam sei für den Erfolg der Studie u.a. die Wahl eines Spenders entscheidend gewesen, der die Eigenschaften eines Super-Donors aufgewiesen habe. Darunter verstehe man bei der FMT laut El-Salhy et al. einen normobioten Spender mit „positiver mikrobieller Signatur“. Was diese positive mikrobielle Signatur darstelle, sei jedoch bisher ungeklärt. Gleichfalls seien bisher alle Versuche gescheitert, eine "positive mikrobielle Signatur" durch Stuhl-Pooling herzustellen.

Aus diesem Grund stellten die Forschenden eine Reihe von Kriterien zusammen, von denen sie annahmen, diese würden sich positiv insbesondere auf die mikrobielle Diversität der Stuhlproben auswirken. Sie forderten daher, dass ihr "Super-Donor"

Weiterhin solle ein "Super-Donor"

Der so identifizierte, für alle FMT-EmpfängerInnen identische Spender habe sich als wichtiger Faktor für die erfolgreiche Behandlung erwiesen. In seinen Stuhlproben habe sich eine große Zahl von Keimen der Genera Streptococcus, Dorea, Lactobazillus sowie Ruminococcaceae befunden. Er habe einen Dysbiose-Index (DI) von 1 aufgewiesen, aber dennoch Abweichungen in 14 von 39 bakteriellen Markern gegenüber der Durchschnittsbevölkerung gezeigt. Diese Abweichungen seien jedoch ohne Folgen für den DI geblieben.

Referenzen:
1 El-Salhy M, et al. Efficacy of faecal microbiota transplantation for patients with irritable bowel syndrome in a randomised, double-blind, placebo-controlled study. Gut 2019; 0: 1–9. https://gut.bmj.com/content/gutjnl/early/2019/12/18/gutjnl-2019-319630.full.pdf
2 Johnsen Ph, et al. Faecal microbiota transplantation versus placebo for moderate-to-severe irritable bowel syndrome: a double-blind, randomised, placebo-controlled, parallel-group, single-centre trial. Lancet Gastroenterol Hepatol 2018; 3: 17–24. https://www.thelancet.com/journals/langas/article/PIIS2468-1253(17)30338-2/fulltext
3 Halkjær SI, et al. Faecal microbiota transplantation alters gut microbiota in patients with irritable bowel syndrome: results from a randomised, double-blind placebo-controlled study. Gut 2018; 67: 2107–15. https://gut.bmj.com/content/67/12/2107