App für digitale Rezepte - nicht für alle Patient:innen?

Zahlreiche Versicherte werden die staatliche App für das elektronische Rezept (E-Rezept) nicht nutzen können. Das zeigt eine Umfrage von Handelsblatt Inside unter Deutschlands größten Kassen.

Von insgesamt rund 27 Millionen Versicherten der AOK hat niemand eine funktionierende Pin

Zahlreiche Versicherte werden die staatliche App für das elektronische Rezept (E-Rezept) nicht nutzen können. Das zeigt eine Umfrage von Handelsblatt Inside unter Deutschlands größten Kassen. Ausschließlich über die App der mehrheitlich in Bundesbesitz befindlichen Gematik-Gesellschaft können E-Rezepte rein digital eingelöst werden. Möglich ist das allerdings nur, wenn sich die Nutzenden zuvor mit einer Gesundheitskarte und der zugehörigen Pin anmelden.

Von den insgesamt rund 27 Millionen Versicherten der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) hat nicht ein einziger eine funktionierende Pin. 130.000 hatten die Kassen schon ausgegeben, mussten diese aber "aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben“ nachträglich sperren, heißt es vom AOK-Bundesverband. Erst Mitte 2022 werde man neue ausgeben können. Die DAK hat in diesem Jahr gerade einmal 500 Pins ausgegeben, ebenso die Siemens Betriebskrankenkasse. Bei der Barmer mit neun Millionen Versicherten läge die Nachfrage nach den passenden Gesundheitskarten im vierstelligen Bereich.

Ab dem 1. Juli wird das E-Rezept in Berlin und Brandenburg getestet, ab 2022 ist es bundesweit verpflichtend. Patient:innen können es sich von ihren Ärzt:innen ausdrucken lassen, anstatt die App zu nutzen.

Komfortsignatur für Ärzt:innen durch Version PTV4+

Besser läuft es auf Seiten der Ärzteschaft. Weitere Konnektoren, mit denen die Mediziner:innen die Rezepte elektronisch signieren, werden für den Projektstart bereitgemacht. Die Version PTV4+ ermöglicht dabei die Komfortsignatur. Ohne diese müssten Ärzt:innen bei jedem E-Rezept, das sie ausstellen, ihren Heilberufsausweis einscannen und eine Zahlenfolge eingeben. Bei der Komfortsignatur können sie das einmal machen und damit innerhalb der nächsten 24 Stunden bis zu 250 E-Rezepte signieren.

Hersteller Secunet hat nach PTV4, das es für die ebenfalls am 1. Juli startende elektronische Patientenakte benötigt, in dieser Woche auch die Zulassung für PTV4+ erhalten. Rise wird nun nachziehen. Das Unternehmen erwartet die Zulassung für PTV4 am 24.06. oder am 25.06., wie Rise Handelsblatt Inside mitteilte. Kommende Woche soll zudem PTV4+ zugelassen werden. Der verbliebene Konnektor-Hersteller Compugroup Medical werde "zeitnah" die Zulassung für PTV4 und PTV4+ erhalten, teilte der Konzern mit.