Energiekrise – droht die Legionellen-Gefahr aus dem Wasserhahn?

Um Energie zu sparen, könnte man doch einfach das Warmwasser herunterkühlen. Doch das ist nicht ungefährlich: Sinkt die Wassertemperatur unter 60 Grad ab, vermehren sich Legionellen.

Legionellen gefährden vor allem Risikogruppen

Wie verhalten sich Legionellen im Wasser?

Legionellen kommen natürlicherweise im Wasser vor – so auch im Grundwasser. Jedoch ist die Bakterienlast dort aufgrund der niedrigen Temperatur sehr gering. Die Stäbchenbakterien vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 30 und 45 Grad. Ab etwa 55 Grad sterben sie langsam ab. Jedoch kommt es erst ab 60 Grad zu einer rascheren Abtötung.

Der Mensch kann sich mit Legionellen infizieren, wenn er bakterienbelastete Aerosole einatmet – zum Beispiel beim Duschen. Wird das Warmwasser nicht ausreichend erhitzt, bevor es aus der Leitung kommt, droht Infektionsgefahr.

Wer ist gefährdet und wie äußert sich eine Infektion?

Insbesondere ältere Menschen, Raucher und Personen mit geschwächtem Immunsystem, wie zum Beispiel Diabetiker, sind besonders gefährdet, an einer Legionellen-Infektion zu erkranken. 

Anzeichen einer Infektion mit Legionellen sind Fieber, Abgeschlagenheit, Thoraxschmerzen, Husten sowie grippale Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen oder Durchfall. Das Vollbild der Erkrankung, die sogenannte Legionärskrankheit, zeigt sich in einer schweren Lungenentzündung. Wird diese nicht behandelt, versterben etwa 15 % bis 20 % der Erkrankten.

Das sogenannte Pontiac-Fieber wird ebenfalls durch Legionellen verursacht und betrifft in Deutschland etwa 100.000 Menschen pro Jahr. Hier kommt es zu grippeähnlichen Symptomen, die nach wenigen Tagen von allein abheilen.

Warmwassererhitzer nicht herunterregulieren

Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, sind die meisten Warmwassererhitzer von den lokalen Stadtwerken auf 60 Grad eingestellt, Abweichungen haben in der Regel technische Ursachen. Aufgrund des Temperaturverhaltens der Legionellen sollte die Temperatur unter keinen Umständen unterschritten werden. 

Hierbei ist für die Praxis wichtig zu wissen: Bei Warmwasserinstallationen ist in der Regel ein Verbrühschutz eingebaut. Dieser mischt das heiße Wasser automatisch mit kaltem, um Verbrühungen zu vermeiden. Das heißt, das Messen der Wassertemperatur am Wasserhahn spiegelt nicht die Temperatur des Warmwassererhitzers wider – das Wasser aus der Leitung wird immer weniger als 60 Grad haben. 

Fazit für die Praxis

Das Herunterregulieren des Warmwassererhitzers kann aus wissenschaftlicher Sicht nicht empfohlen werden. Legionellen vermehren sich in warmem Wasser, das nicht ausreichend erhitzt wurde. Insbesondere Risikogruppen laufen Gefahr, eine schwere Lungenentzündung zu entwickeln. Bei entsprechender Klinik sollte immer auch an die Möglichkeit einer Legionellose gedacht und eine entsprechende Anamnese erhoben werden.

Quelle:
  1. https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/wasserhygiene/legionellen/index.htm
  2. https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-gas-sparen-beim-warmwasser-steigt-das-legionellen-risiko,TAtxJ6B