Kaum mehr Ärzte – Arbeitsressource wird knapp

Ärztliche Arbeitszeit wird zu einem knappen Gut. Besonders unter Hausärzten wird das Problem der Überalterung immer größer, warnt die KBV.

Überalterung von Hausärzten: weiterhin ungelöstes Problem

Die Gesamtzahl der Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung ist 2021 um 0,8 Prozent auf 152.308 gestiegen. Dieser Zuwachs relativiert sich nach Angaben der KBV aufgrund des anhaltenden Trends zur Anstellung in Praxen und Einrichtungen und durch Teilzeitarbeit. Das Problem der Überalterung von Hausärzten ist weiterhin ungelöst.

In der hausärztlichen Versorgung stieg die Zahl der teilnehmenden Ärzte nur um 0,2 Prozent auf 54.900. Ursächlich dafür ist der Rückgang der Zahl praktischer Ärzte um 8,9 Prozent auf 3.532. Die Zahl der Allgemeinärzte sank um 0,1 Prozent auf 34.393.

Allgemeinmedizinerinnen häufiger im Angestelltenverhältnis als männliche Kollegen

Erstmals hat in dieser Fachgruppe der Frauenanteil die Marke von 50 Prozent überschritten: aktuell werden 17.338 Ärztinnen für Allgemeinmedizin gezählt. Überproportional viele Frauen meiden die Risiken und Belastungen der wirtschaftlichen Freiberuflichkeit. So beträgt der Anteil der Allgemeinmedizinerinnen im Angestelltenverhältnis 30,5 Prozent. Die Anstellungsquote der Gesamtfachgruppe liegt dagegen nur bei 14 Prozent.

Überdurchschnittlich zugenommen hat die Zahl der Internisten um 2,2 Prozent auf 29.907. Die überwiegende Zahl ist in der hausärztlichen Versorgung tätig: 17.191, das ist ein Zuwachs von 2,9 Prozent. Die Zahl der fachärztlich tätigen Internisten wuchs dagegen nur um 1,7 Prozent auf 10.801. Gerade in der Inneren Medizin gibt es einen ausgeprägten Trend zur Anstellung in Praxen oder Einrichtungen, wahrscheinlich eine Folge des hohen Investitionsbedarfs. Unter den hausärztlichen Internisten sind 28 Prozent im Angestelltenstatus tätig, bei den fachärztlichen Internisten sind es 40,2 Prozent.

Durchschnittsalter der Hausärzte von 54,3 auf 56,3 Jahre gestiegen

Das Durchschnittsalter der Ärzte in der ambulanten Versorgung steigt kontinuierlich und liegt aktuell bei 54,5 Jahren; 2013 betrug es 53,3 Jahre. Das Durchschnittsalter der Hausärzte stieg in dieser Zeit von 54,3 auf 56,3 Jahre.

Ursächlich dafür ist, dass Hausärzte offenbar später ihre Tätigkeit aufgeben als andere Arztgruppen: So sind 15,9 Prozent aller Allgemeinärzte über 65 Jahre, bei den praktischen Ärzten 35,3 Prozent. Im Durchschnitt aller Ärzte sind es 11,7 Prozent. Weitere 20,6 Prozent aller in der ambulanten Versorgung tätigen Ärzte, aber auch bei den Allgemeinärzten, sind zwischen 60 und 65 Jahre alt; unter den Praktikern beträgt der Anteil 46,4 Prozent. Das bedeutet, dass die hausärztliche Versorgung nach wie vor ein Problem mit der Überalterung hat und weiter Anstrengungen für die Nachwuchsgewinnung notwendig sind.

"Politik ist gut beraten, die ambulante Versorgung zu stärken." 

KBV-Vorsitzender Dr. Andreas Gassen

Dr. Gassens Stellvertreter, Dr. Stephan Hofmeister, fügt mahnend hinzu: "Die Attraktivität der selbstständigen Niederlassung muss wieder gesteigert werden. Dazu zählen sowohl ein Abbau der Bürokratie, Anpassungen bei der Vergütung als auch eine konsequente ambulante Weiterbildung. Zudem muss die Zahl der Studierenden dringend erhöht werden."   

Daten zur Altersstruktur aller Vertragsärzte und der Hausärzte

Alle Vertragsärzte Hausärzte
Bis 39 Jahre 7,1% 7,3%
40 - 49 23,6% 21,9%
50 - 59 37,1% 34,5%
60 - 65 20,6% 20,5%
Über 65 11,7% 15,5%
Durchschnittsalter 54,5 56,3