Tuberkulose in Deutschland selten, aber nicht vergessen

Die Tuberkulose zählt in Deutschland zu den seltenen Erkrankungen, anders dagegen in der Ukraine. Worauf sollten sich Ärztinnen und Ärzte hierzulande einstellen?

Ist Ihr Wissen zur Tuberkulose noch aktuell?

Interview mit Prof. Dr. Torsten Bauer (DGP)

Deutschland in der TB-Therapie gut aufgestellt 

Mediziner erwarten z. B. unter den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine auch Tuberkulose-Patientinnen und -Patienten.

"Deshalb muss jetzt sichergestellt werden, dass diese Menschen lückenlos medizinisch weiterversorgt werden, damit deren Behandlung Erfolg hat"

Professor Torsten Bauer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)

Die DGP forderte zudem unlängst die Gesundheitspolitik auf, schnellstmöglich die Strukturen für die ambulante und stationäre Versorgung der Geflüchteten personell zu stärken und zugleich die Kostenübernahme unbürokratisch zu garantieren. "Wir haben in Deutschland ausreichend Versorgungskapazitäten, nur dürfen die Behandler nicht auf den Zusatzkosten sitzen bleiben", so Bauer weiter.

Unterbrechungen der Tuberkulose-Therapie vermeiden

Abhängig von der Komplexität dieser bakteriellen Lungenerkrankung kann eine Tuberkulose-Therapie mindestens sechs und teilweise mehr als 20 Monate andauern. Bei einer Unterbrechung von nur acht Wochen muss die Behandlung allerdings wieder von vorne beginnen, wie es beispielsweise die deutschen Tuberkulose-Leitlinie empfiehlt.

Ko-Infektionen können Behandlung erschweren

Ganz aktuell: In der Ukraine tritt die Tuberkulose mit rund 73 Fällen auf 100.000 Einwohner auf. Insbesondere der Anteil von Patientinnen und Patienten mit einer multiresistenten Tuberkulose ist mit 29% unter den Neudiagnosen sehr hoch und deren Behandlungserfolg liegt in der Ukraine bei nur etwa 51%.

Hinzu kommt das Problem von Ko-Infektionen, die eine Tuberkulosebehandlung erheblich erschweren. Bei rund 22% der ukrainischen Tuberkulose-Patientinnen und -Patienten liegt eine das Immunsystem schwächende HIV-Infektion vor, oft kommt eine Hepatitis-C-Infektion hinzu.

Dies verdeutlicht, dass Ärztinnen und Ärzte sich auch hierzulande wieder stärker in die Diagnostik der TB und weiterer Ko-Infektionen einarbeiten sollten, um den betroffenen Menschen frühzeitig und zielgerichtet helfen zu können. 

Kurzbiografie Prof. Dr. med. Torsten Bauer

Prof. Dr. Torsten Bauer ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) sowie Chefarzt der Klinik für Pneumologie an der Lungenklinik Heckeshorn des Helios Klinikums Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf.

Unsere Beiträge zum Welt-Tuberkulose-Tag 2022 im Überblick: