Warum gibt es keine Vorsorgeuntersuchung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Vorsorgeuntersuchungen sind in vielen Fachbereichen etablierte Präventionsmaßnahmen in der Früherkennung – warum nicht auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Die DGK plädiert eindringlich für einen Herz-Kreislauf-Check ab 50 Jahren.

Vorsorge muss für alle Seiten zum Thema werden

Zu wenig Beachtung für Herzkrankheiten in den Vorsorgeuntersuchungen

"Vorsorgeuntersuchungen können uns nicht nur dabei helfen, Patienten vor schweren Folgen ihrer Erkrankungen zu schützen, indem wir sie frühzeitig behandeln, sondern auch die Heilungschancen verbessern", so Prof. Dr. Stephan Baldus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK). Die DGK plädiert für einen regelhaften Herz-Kreislauf-Check ab 50 Jahren. Der Check soll dabei einfache und kostengünstige Maßnahmen beinhalten, mit denen Herzerkrankungen frühzeitig erkannt und effektiv behandelt werden können. Folgende Parameter könnten Bestandteil der Vorsorgeuntersuchung sein:

Derzeit läuft ein Pilotprojekt der DGK zur Verifizierung der Effektivität des Vorsorgeprogramms. Der Fokus liegt dabei auf der Früherkennung einer Herzinsuffizienz – eine der Erkrankungen, die vor allem im Frühstadium, effektiv behandelt werden kann, im manifestierten Stadium hingegen deutlich schlechter. 

Risikoaufklärung und -bewertung derzeit nicht zufriedenstellend

Auch das Thema Aufklärung spielt eine zentrale Rolle in der Therapie sowie der Vor- und Nachsorge von Herzerkrankungen. Aktuelle, auf der 88. Jahrestagung der DGK präsentierte Register-Daten zeigen, dass die Hälfte der untersuchten Patienten mit einem Herzinfarkt bereits ein Jahr nach dem Ereignis nicht mehr die in den Leitlinien empfohlenen Arzneimittel erhielt. Während zu Beginn der Therapie noch rund 80% der Betroffenen eine leitliniengerechte Medikation einnahmen, sank die Zahl nach einem Jahr bereits auf 50%. 

Eine weitere Studie zeigte, dass es außerdem große Differenzen zwischen subjektiver und objektiver Einschätzung des Risikos für einen weiteren Infarkt gibt – auf Patienten- und Ärzteseite. Die objektive Risikobewertung durch einen Score ergab, dass 7% der Teilnehmer ein niedriges Risiko für einen erneuten Infarkt aufwiesen und 34% ein hohes. 

Demgegenüber stuften knapp 37% der Patienten ihr Risiko selbst als niedrig ein und nur 7% als hoch. Auch die Einschätzung der Ärzte differierte von der objektiven Risikobewertung: Sie sahen bei 32% der Betroffenen ein niedriges und bei 11% ein hohes Risiko für einen weiteren Infarkt. 

Patienten müssen besser informiert werden

Das spiegelte sich auch bei den Kenntnissen der Patienten über ihre Krankheit wider. Mehr als 87% der Teilnehmer fühlten sich ausreichend über die KHK informiert. Bei der anschließenden Befragung konnten jedoch nur etwa 15% der Teilnehmer den korrekten LDL-Zielwert und ca. 38% den gewünschten Zielblutdruck nennen. Mehr als 72% der Patienten gaben an, dass ihr eigener Cholesterin-Wert im gewünschten Zielbereich liege – nur 21% davon kannten jedoch ihren aktuellen Cholesterin-Wert.

Fazit: Vorsorge und Aufklärung müssen verbessert werden

Der DGK zufolge zeigt sich hierdurch zum einen, dass die Aufklärung der Patienten über ihre jeweiligen Krankheiten, und die damit verbundenen Risiken und Komplikationen, dringend verbessert werden muss. Zum anderen machen die Ergebnisse aktueller Studien deutlich, wie wichtig die Einführung eines regelhaften Herz-Kreislauf-Checks für die Früherkennung von Herzerkrankungen wäre. 

Quelle:

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Vorsorge und Früherkennung bei Herzkrankheiten bisher vernachlässigt, 20. April 2022, verfügbar unter: https://dgk.org/pressemitteilungen/2022-jahrestagung-pressemitteilungen/2022-aktuelle-pm/vorsorge-und-frueherkennung-bei-herzkrankheiten-bisher-vernachlaessigt/