Weltweit nimmt die Adipositas und die mit ihr assoziierten Erkrankungen stetig zu. Allein im Jahr 2022 war einer von acht Menschen auf der Welt adipös. Seit 1990 hat sich die Anzahl an Erwachsenen mit Adipositas weltweit mehr als verdoppelt - bei Jugendlichen sogar vervierfacht. Im Jahr 2024 waren 35 Millionen Kinder unter 5 Jahren übergewichtig.4 Auch in Deutschland steigt die Anzahl an Adipositas-Patienten immer weiter an. Im Jahr 2017 lag die Prävalenz von (BMI ≥ 30 kg/m2) in Deutschland noch bei etwa 16 %.5 Einer Studie aus dem Jahr 2024 zufolge sind mittlerweile 25 % der deutschen Erwachsenen adipös.3
Die bariatrische Chirurgie hat in den letzten zehn Jahren international eine enorme Verbreitung erfahren – so auch in Deutschland. Ein Forschungsteam hat unter Zuhilfenahme des Registers für Bariatrische Chirurgie (GBSR) die Daten von insgesamt 63.990 primären bariatrischen Eingriffen ausgewertet. Hierbei kam heraus, dass das häufigste chirurgische Verfahren die Sleeve-Gastrektomie war, gefolgt vom Roux-Y-Gastric-Bypass mit einer Häufigkeit von 42 %. Ein Rückgang konnte bei dem verstellbaren Magenband beobachtet werden: Im beobachteten Zeitraum nahm die Häufigkeit dieses Eingriffes von 23,5 % in den ersten 5 Jahren auf 0,2 % in den letzten Jahren vor 2022 ab. Bis 2022 haben laparoskopische Eingriffe 96,4 % aller bariatrischen Operationen ausgemacht.6
Die bariatrisch-metabolische Chirurgie reduziert das Körpergewicht und die Komplikationen bei Menschen mit Adipositas, aber der therapeutische Erfolg erfordert eine langfristige postoperative Betreuung. Hinzukommt die Notwendigkeit einer lebenslangen Betreuung durch ein interdisziplinäres Team.3
Im Jahr 2024 gab es keine deutschen Standards für die hausärztliche Nachsorge nach einem bariatrischen Eingriff. Die Nachsorge wurde von chirurgischen Adipositas-Zentren übernommen. Diese stießen jedoch an ihre Grenzen. Die vom Deutschen Innovationsfonds geförderte ACHT-Studie (DOI: ) soll das Nachsorgeprogramm etablieren und evaluieren, bei dem lokale Ärzte die Patienten mit Unterstützung von Adipositas-Zentren aus der Ferne betreuen. Das Akronym ACHT steht hierbei für Adipositas Care and Health Therapy. Das Ziel der ACHT-Studie war eine Verbesserung des langfristigen Therapieerfolgs von Patienten mit Adipositas nach bariatrisch-metabolischer Chirurgie. Dies soll durch die Evaluation einer strukturierten und sektorübergreifenden Nachsorge ermöglicht werden.3
Bei der ACHT-Studie handelt es sich um eine multizentrische, prospektive, nicht-randomisierte Kontrollgruppenstudie. Das digital unterstützte, sektorübergreifende und wohnortnahe Programm zur Verbesserung des Erfolgs nach bariatrisch-metabolischer Chirurgie umfasste einen Nachbeobachtungszeitraum von 18 Monaten. In der ACHT-Studie wurden vier Gruppen miteinander verglichen. Diese umfassten 2 Interventions- und 2 Kontrollgruppen:
In den Interventionsgruppen befinden sich insgesamt 250 Patienten. Diese sollen mit den 360 Patienten der Kontrollgruppen verglichen werden. Der primäre Endpunkt für den Vergleich von Interventions- und Kontrollgruppen ist der modifizierte King's Score - ein zusammengesetztes Instrument zur Bewertung des physischen, psychologischen, sozioökonomischen sowie des funktionalen Gesundheitszustands der Patienten. Der modifizierte King's Score enthält 12 Kriterien, die jeweils in 4 Kategorien unterteilt sind, die das Ausmaß der Erkrankung angeben (0 gesund - 3 fortgeschrittene Erkrankung). Hierdurch soll die Berechnung einer Gesamtpunktzahl zwischen 0 und 36 Punkten ermöglicht werden. Die modifizierten Kriterien des King's Score ziehen u.a. Informationen über den Schlaf, die Atmung, den BMI, , die Funktion der Leber und der Nieren der Patienten mit ein.3
Die ACHT-Studie wird eine der ersten evaluierten strukturierten, wohnortnahen Nachsorgeprogramme für bariatrische Operationen in Deutschland sein.3 Checklisten für die ACHT-Schwerpunktpraxen und Adipositaszentren sollen:
Durch die ACHT-Fallakte sollen Doppeluntersuchungen vermieden werden und eine sektorenübergreifende Vernetzung aller behandelnden Ärzte im ACHT-Netzwerk vereinfacht werden.7 Die ACHT- soll beim Monitoring des Erreichens des Therapiezieles unterstützen und eine bedarfsgerechte Kontaktaufnahme ermöglichen.7
Das ACHT-Netzwerk, die ACHT-Fallakte und die ACHT-Adipositas-App bringen Vorteile für den klinischen Alltag mit sich.