Empagliflozin verbessert Outcome nach akuter Herzinsuffizienz

Die EMPULSE-Studie zeigt, dass der SGLT2-Inhibitor Empagliflozin nicht nur im Rahmen einer chronischen Herzinsuffizienz eingesetzt werden kann, sondern auch bei einer akuten kardialen Dekompensation Vorteile bietet.

Reduzierte Mortalität, weniger kardiale Dekompensationen, bessere Lebensqualität

Die jüngst vorgestellten Daten der EMPULSE-Studie zeigen, dass der SGLT2-Inhibitor Empagliflozin nicht nur im Rahmen einer chronischen Herzinsuffizienz eingesetzt werden kann, sondern auch bei einer akuten kardialen Dekompensation Vorteile bietet.

Der SGLT2 (Sodium dependent glucose co-transporter 2)-Hemmer Empagliflozin konnte in den letzten Jahren einen wahren Siegeszug im Bereich der Kardiologie feiern. Ursprünglich zur Therapie eines Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt, senkte er bei Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz in mehreren Studien ebenfalls das Risiko für erneute kardiale Dekompensationen und verbesserte das Überleben. In diesen Studien waren jedoch alle Herzinsuffizienz-Patient:innen in einem stabilen Stadium ihrer Erkrankung. Es ist unklar, ob Empagliflozin auch im Stadium einer akuten Herzinsuffizienz ähnliche Vorteile bietet und ohne Sicherheitsbedenken initiiert werden kann. Ein Team um Adrian Voors von der Universität Groningen in den Niederlanden hat diese Fragestellung untersucht und veröffentlichte die Ergebnisse jüngst auf dem Kongress der American Heart Association (AHA).

Kleine Studie mit 530 Probanden

In die EMPULSE-Studie wurden 530 Patient:innen mit akuter kardialer Dekompensation aufgrund einer neuen oder vorbekannten chronischen Herzinsuffizienz eingeschlossen, unabhängig von der Ejektionsfraktion oder dem Vorliegen eines Diabetes mellitus. Das Durchschnittsalter lag bei 69 Jahren, 34% der Probanden waren weiblich, 45% waren DiabetikerInnen und 33% wiesen eine erstmalige kardiale Dekompensation auf. Die durchschnittliche Ejektionsfraktion (EF) lag bei 35%.

Nach klinischer Stabilisierung, die im Durchschnitt nach drei Tagen erreicht war, erhielt die eine Hälfte der Patient:innen Empagliflozin 10 mg einmal täglich, die andere Hälfte ein Placebo. Nach drei Monaten wurde der Gesundheitsstatus der Teilnehmenden erneut erfasst. Der primäre Outcome war eine Kombination aus Mortalität, die Anzahl erneuter kardialer Dekompensationen, der Zeitpunkt bis zum Auftreten einer erneuten kardialen Dekompensation und die Veränderung der Symptome und Lebensqualität.

36% mehr Benefit unter Empagliflozin

Patient:innen, die mit Empagliflozin behandelt wurden, hatten eine 36% höhere Wahrscheinlichkeit für einen klinischen Benefit nach drei Monaten Therapie. Dies bedeutet eine reduzierte Mortalität (4,2% unter Empagliflozin versus 8,3% unter Placebo), weniger erneute kardiale Dekompensationen (10,6% unter Empagliflozin versus 14,7% unter Placebo) und weniger Herzinsuffizienz-Symptome im Vergleich zum Placebo. Auch vom Sicherheitsaspekt schien Empagliflozin zu überzeugen: So erlitten Proband:innen unter Verum weniger schwerwiegende Nebenwirkungen als in der Placebo-Gruppe (32,3% versus 43,6%). Alle Ergebnisse waren unabhängig von der Art der Herzinsuffizienz (systolische bzw. diastolische Form) und vom Vorliegen eines Diabetes mellitus.

Zukünftig First-Line-Therapie nach akuter kardialer Dekompensation?

Die Daten der Studie zeigen, dass sich der SGLT2-Inhibitor Empagliflozin möglicherweise nicht nur zur Behandlung einer chronischen Herzinsuffizienz eignet (siehe DAPA-HF und EMPEROR-HF Studien), sondern bereits im Rahmen einer akuten Herzinsuffizienz nach erfolgter klinischer Stabilisierung zügig eingesetzt werden kann. Nach den Daten der Studie trifft das sowohl auf eine neudiagnostizierte Herzinsuffizienz sowie auch auf eine vorbekannte Herzschwäche zu. Zudem wurde der SGLT2-Inhibitor sehr gut vertragen. Die Studienpopulation ist jedoch mit ca. 500 Probanden relativ klein und bisher wurde nur der Abstract veröffentlicht. Inwieweit sich Empagliflozin daher in der Behandlung der akuten Herzinsuffizienz etabliert, bleibt abzuwarten, zumal in diesem klinischen Setting auch weitere bekanntere Medikamente wie Sacubitril / Valsartan, Betablocker und Aldosteronantagonisten zur Verfügung stehen.

Quelle:
Voors et al. Efficacy and Safety of Empagliflozin in Hospitalized Heart Failure Patients: Main Results From the EMPULSE Trial. American Heart Associations – Scientific Sessions 2021 – Session LBS.05 - Building on the Foundations of Treatment: Advances in Heart Failure Therapy