AV-Block und Schlafapnoe: Schrittmacher oder CPAP?

Diese spannende Frage wurde bei den vergangenen Herztagen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ausführlich diskutiert. Klar zu beantworten ist sie nicht immer.

Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS)

Woran erkennt man einen Schlafapnoe-induzierten AV-Block?

Zunächst einmal ist es wichtig, AV-Blockierungen am Tag von nächtlichen Episoden zu unterscheiden. Ein möglicher Zusammenhang mit SBAS besteht naturgemäß nur beim nächtlich auftretenden AV-Block. Dabei handelt es sich nicht um eine intrinsische Erkrankung des Erregungsleitungssystems, sondern um eine funktionelle Folgeerscheinung. Bedingt durch die sympathische Erregung und einen hohen Vagotonus infolge der Atemanstrengung kommt es zu einer nodalen Leitungsstörung.

Hinweis auf eine solche vagale Blockierung im EKG kann ein sogenannter Pseudo-Mobitz II sein. Dabei kommt es unmittelbar vor der AV-Blockierung zu einer Verlangsamung der Sinusfrequenz. Oft tritt gleichzeitig ein Wenckebach-Block auf.

Was bringt die CPAP-Therapie?

Bei nächtlichen AV-Blockierungen ist ein OSAS-Screening obligat, bevor eine Schrittmacherimplantation erwogen wird. Die ESC (European Society of Cardiology)-Leitlinien empfehlen es bei allen Patienten mit Symptomen einer Schlafapnoe und schweren Bradykardien oder einem fortgeschrittenen AV-Block im Schlaf. Bestätigt sich der Verdacht, ist die CPAP-Behandlung Mittel der Wahl. Sie führt nicht nur zu einer Verbesserung der Schlafapnoe, sondern wirkt sich auch positiv auf das kardiovaskuläre Outcome aus. In Beobachtungsstudien wurde die Häufigkeit von bradykarden Episoden um ca. 70–90% gesenkt.

Ist ein Schrittmacher bei nächtlichem AV-Block obsolet?

Aber wie so oft in der Medizin ist es nicht immer ganz eindeutig. Zum einen muss eine vagale AV-Blockierung von anderen, seltenen Differentialdiagnosen abgegrenzt werden. So kann sich hinter nächtlichen Arrhythmien auch eine Bradykardie-induzierte AV-Blockierung verbergen. Möglich ist außerdem ein REM-Schlaf-assoziierter AV-Block, der in der Regel bei jungen Männern ohne SBAS auftritt. Hier führt eine CPAP-Therapie folglich nicht weiter. 

Darüber hinaus wird die Überdruckbehandlung nicht von allen Patienten toleriert oder zumindest nicht konsequent umgesetzt. Um sie vor gefährlichen Bradyarrhythmien in der Nacht zu bewahren, kann daher auch bei Schlafapnoe-bedingter AV-Blockierung ein Schrittmacher durchaus sinnvoll sein. Das bleiben jedoch stets Einzelfallentscheidungen.

Schlafbezogene Atmungsstörungen, allen voran die obstruktive Schlafapnoe, sind häufig und können zu kardiovaskulären Folgeerkrankungen führen. Bei nächtlichen AV-Blockierungen muss immer an eine SBAS gedacht werden. Diese Kernbotschaft sollten alle Kardiologen beherzigen.
 

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