Best of Congress DDG / DGK: ein Schulterschluss der Disziplinen

Aktuelle Zahlen zeigen, wie wichtig der Schulterschluss zwischen den Disziplinen Kardiologie und Diabetologie ist. Zum zweiten Best of Congress in diesem Jahr begrüßte esanum so auch am 16.06.21 eine Expertenrunde, die sich aus renommierten Experten beider Fächer zusammensetzte.

Interdisziplinarität und Teamwork: unverzichtbar für hochtechnologisierte Medizin

Acht Millionen Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose Diabetes, die Dunkelziffer wird auf zwei Millionen geschätzt. Jede zweite Person mit koronarer Herzkrankheit - noch immer die häufigste Todesursache in Deutschland - hat auch Diabetes. Die Komorbiditäten nehmen zu. Die Zahlen zeigen, wie wichtig der Schulterschluss zwischen den Disziplinen Kardiologie und Diabetologie ist. Zum zweiten Best of Congress in diesem Jahr begrüßte esanum so auch am 16.06.21 eine Expertenrunde, die sich aus renommierten Experten beider Fächer zusammensetzte. In der Nachschau der diesjährigen Fachkongresse von DDG und DGK wurden dabei alle wichtigen Kongress-Highlights in einer zweistündigen Veranstaltung präsentiert und diskutiert. 

Durch die Sendung führte Dr. med. Götz-Johannes Peiseler, Moderator und Facharzt für Innere Medizin, München mit den Studiogästen Prof. Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Leiter Koordinierungszentrum für Kardiologische Studien (KKS), Uniklinik Aachen, und Prof. Dr. med. Burkert Pieske, Charité Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie, Berlin. Prof. Dr. med. Andreas Neu, frisch gewählter Präsident der Deutsche Diabetes Gesellschaft, die dieses Mal die Schirmherrschaft über die Sendung übernommen hatte, hatte Peisler bereits im Vorfeld für ein Interview gewinnen können.

Diabetologie und Kardiologie multiprofessionell für optimale Patientenversorgung 

Wie auch bei den letzten Expertenrunden lag der Fokus auf der Patientenversorgung in Klinik und Praxis. Dass diese Schwerpunktsetzung zielgenau die Bedürfnisse der Ärztecommunity trifft, zeigte wieder einmal die enorme Beteiligung des Publikums über den bereits bewährten Live-Chat während der Veranstaltung. 

Gleich zu Beginn wurde klar: Ohne interdisziplinäre Zusammenarbeit geht heute nichts mehr. Dass mit Neu ein Pädiater zum neuen Präsidenten der DDG gewählt worden ist, ist ein deutliches Zeichen in diese Richtung, zeigt jedoch auch die zunehmende Bedeutung pädiatrischer Expertise für die Diabetologie. Die Erkrankungen im Kindesalter nehmen zu, und mit ihnen rücken auch psychosoziale Faktoren, die Lebens- und Umwelt der Kinder, modellhaft für die gesamte Diabetologie in den Fokus. Um hier wirksam präventiv und kurativ vorzugehen, bedürfe es Multiprofessionalität und Teamworkingskills, die zu fördern er sich zur Aufgabe gemacht habe, so Neu.

Ein kurzer medizinhistorischer Exkurs von Müller-Wieland stellte dann auch eindrucksvoll dar, wie sich der Typ-1-Diabetes seit der Erfindung des Insulins vor 100 Jahren von einer tödlichen Erkrankung zu einer Krankheit entwickelt hat, die heute dank hochtechnologischer Systeme und Verfahren Betroffenen ein Leben mit möglichst geringen Einschränkungen ermöglicht. Hier zeige sich auch die Bedeutung der Digitalisierung für die Gestaltung von Versorgung und Forschung. 

Patient Empowerment erfordert Zeit für Information und Aufklärung

Eine weitere sich durch die Sendung ziehende grundlegende Frage bezog sich auf die zunehmende Komplexität der medizinischen Felder und die Teilhabe der Patient:innen an der medizinischen Versorgung. So stellte Pieske das Schlagwort “Patient Empowerment” in den Vordergrund. Es sei unverzichtbar, sich die Zeit zu nehmen, um aufzuklären, zu informieren und Zusammenhänge zu erklären, damit Patient:innen selbst in die Lage kämen, mit ihrer Erkrankung verantwortungsvoll umzugehen und die bestmöglichen Chancen auf Verbesserung ihres Gesundheitszustandes zu erhalten. Hier könnten zum Beispiel Smartwatches eine wichtige und sinnvolle Rolle beim Monitoring spielen, da die Aufzeichnung von  Langzeitdaten wertvolle Informationen für Diagnostik und Behandlung liefere, so Pieske. Man müsse jedoch wegkommen von der Monetarisierung und Kommerzialisierung der Medizin und sich darüber im Klaren sein, dass das Patientengespräch nicht durch technologische Innovationen ersetzt werden könne. 

Generell befinde sich das Fach Kardiologie in der Zerreißprobe und in einer Zeit, in der die Weichen für die Zukunft sinnvoll gestellt werden müssten: Einerseits hochspezialisierte, auf mikro- und nanotechnologische Verfahren gestützte Medizin, müsse sie dennoch im internistischen Kanon verankert bleiben. Prävention und Intervention seien die Säulen der Zukunft in der Kardiologie. 

Was es darüber hinaus Neues aus der Diabetologie und Kardiologie zu berichten gab, kann jetzt auch on-demand nachverfolgt werden. Die Aufzeichnung der Sendung finden Sie hier.

Verpassen Sie nicht unser nächstes Best of Congress. Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Wiesbaden und Prof. Dr. Frank Tacke, Berlin geben am 14. Juli 2021 im Livestream Ihre persönliche Einschätzung zu den zu den wichtigsten neuen Erkenntnisse der Jahreskongresse der European Association for the Study of the Liver (EASL) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).