Frühe Rhythmuskontrolle verbessert kardiovaskuläre Ergebnisse

Die frühe Einleitung der Rhythmuskontrolle reduziert die kardiovaskulären Ergebnisse bei Patientinnen und Patienten mit frühem Vorhofflimmern und komorbiden kardiovaskulären Zuständen im Vergleich zur gegenwärtigen, evidenzbasierten Regelversorgung.

Vorteile gegenüber der evidenzbasierten Regelversorgung

Die frühe Einleitung der Rhythmuskontrolle reduziert die kardiovaskulären Ergebnisse bei PatientInnen mit frühem Vorhofflimmern und komorbiden kardiovaskulären Zuständen im Vergleich zur gegenwärtigen, evidenzbasierten Regelversorgung.1 Zu diesem Ergebnis kam ein Forschungsteam um Prof. Paulus Kirchhof vom UKE Hamburg.

Obwohl eine frühe Rhythmuskontrolle mit mehr unerwünschten Ereignissen verbunden war, war die Gesamtsicherheit beider Strategien vergleichbar und hatte keinen Einfluss auf die Anzahl der Krankenhausübernachtungen pro Jahr. Diese Ergebnisse der Studie EAST-AFNET 4 wurden gleichzeitig im New England Journal of Medicine veröffentlicht2

Das Forschungsteam um Kirchhof weist darauf hin, dass selbst bei der derzeitigen leitlinienbasierten Behandlung jährlich etwa 5% der PatientInnen mit Vorhofflimmern ein akutes Koronarsyndrom, Herzinsuffizienz, Schlaganfälle oder den kardiovaskulären Tod erleiden2. Besonders im ersten Jahr nach der Diagnose von Vorhofflimmern ist das Risiko kardiovaskulärer Komplikationen erhöht. Die Wirksamkeit einer Rhythmuskontrolltherapie kann sich bei frühzeitigem Beginn erhöhen. 

In die von Prof. Kirchhof vorgestellte Studie EAST-AFNET 4 wurden 2.789 PatientInnen mit frühem Vorhofflimmern (mediane Zeit seit Diagnose: 36 Tage) und kardiovaskulären Erkrankungen aufgenommen, die nach dem Zufallsprinzip entweder eine frühe Rhythmuskontrolle oder die übliche Versorgung erhielten. Die frühe Rhythmuskontrolle beinhaltete die Behandlung mit Antiarrhythmika oder die Katheterablation nach Randomisierung. Die übliche Versorgung hingegen beschränkte die Rhythmuskontrolle auf die Behandlung von Vorhofflimmern-bezogenen Symptomen. Der erste primäre Endpunkt setzte sich aus den Punkten "Tod durch kardiovaskuläre Ursachen", "Schlaganfall" oder "Krankenhausaufenthalt mit Verschlechterung der Herzinsuffizienz oder des akuten Koronarsyndroms" zusammen.

Versorgung von PatientInnen mit frühem Vorhofflimmern verbessern

Nach einem medianen Follow-up von 5,1 Jahren wurde die Studie bei der dritten Zwischenanalyse vorzeitig wegen ihrer Wirksamkeit abgebrochen, weil bei 249 der PatientInnen, die der frühen Rhythmuskontrolle zugewiesen wurden (3,9 pro 100 Personenjahre), und bei 316 PatientInnen, die der üblichen Versorgung zugewiesen wurden (5,0 pro 100 Personenjahre), ein Ereignis des ersten primären Endpunkts auftrat (HR 0,79; P=0,005). 

Die EAST-AFNET 4-Studie konnte aufzeigen, dass eine frühe Rhythmuskontrolltherapie bei PatientInnen mit frühem Vorhofflimmern und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ergebnisse verbunden war als die übliche Versorgung. Diese Ergebnisse haben nach Ansicht des Forschungsteams das Potenzial, in die zukünftige Anwendung der Rhythmuskontrolltherapie einzufließen und die Versorgung von PatientInnen mit frühem Vorhofflimmern weiter zu verbessern.

Referenzen:
1. Kirchhof P. EAST – AFNET 4: Effects of Early Rhythm Control Therapy in Patients with Atrial Fibrillation. Hot Line 1, ESC Congress 2020, 29 Aug.
2. Kirchhof P, et al. Patients with Atrial Fibrillation. New Engl J Med. 2020, August 29. DOI: 10.1056/NEJMoa2019422.