Präexpositionsprophylaxe mit Evusheld: nicht für alle Dialysepatienten

Das RKI empfiehlt die Präexpositionsprophylaxe mit Evusheld für Patienten mit reduzierter Impfantwort oder ohne Immunkompetenz. Hierzu zählen auch Nierentransplantierte oder Dialysepatienten. Die Fachgesellschaften halten das aber nicht für sinnvoll.

Das sollten Sie über die Präexpositionsprophylaxe für Ihre nephrologischen Patienten wissen:

Präexpositionsprophylaxe ist wichtiger Teil der COVID-19-Eindämmung

Die meisten Menschen in Deutschland sind inzwischen gegen COVID-19 geimpft und geboostert. Jedoch ist eine Impfung nicht für alle möglich oder gleich wirksam. Patienten, bei denen in der Vergangenheit eine Nierentransplantation durchgeführt wurde oder die von der Dialyse abhängig sind, sprechen weniger gut auf die Impfung an als Gesunde. Somit ist der Impfschutz für diese Patientengruppe nicht unbedingt gewährleistet.

Die STIKO empfiehlt im Epidemiologischen Bulletin des RKI vom 18. August 2022 die Präexpositionsprophylaxe mit Evusheld für vulnerable Gruppen – hierunter fallen laut Definition auch Menschen mit Nierentransplantation und Dialysepatienten. 

Kombination zweier monoklonaler Antikörper

Evusheld ist ein Kombinationspräparat aus zwei monoklonalen Antikörpern, die das SARS-CoV-2 neutralisieren: Tixagevimab und Cilgavimab. Die Behandlung erfolgt zum aktuellen Zeitpunkt noch off-label. Die STIKO betont, dass eine Impfung, solange keine Gegenanzeigen vorliegen, trotz der PrEP durchgeführt werden soll, auch wenn eine reduzierte humorale Impfantwort erwartet wird. 

Nicht automatisch für alle

Obwohl nephrologische Patienten häufig Teil der vulnerablen Gruppen sind, insbesondere Menschen, die von der Hämodialyse abhängig sind oder eine Nierentransplantation erhalten haben, ist eine automatische sofortige Gabe von Evusheld für alle in dieser Population nicht sinnvoll, so die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN).

Vielmehr empfiehlt die Hygiene-Kommission der DGfN, bei in Frage kommenden Patientinnen und Patienten ein Seromonitoring durchzuführen. Die Entscheidung für oder gegen die Präexpositionsprophylaxe sollte dann patientenindividuell erfolgen – unter Berücksichtigung aller Faktoren. 

Fazit für die Praxis

Mit der Präexpositionsprophylaxe steht ein potentes Mittel zur Verfügung, für vulnerable Gruppen das Risiko einer schweren COVID-Erkrankung zu reduzieren. Jedoch sollte die off-label-Therapie nicht automatisch bei allen nephrologischen Patienten, die zu der relevanten Population gehören, durchgeführt werden. Vielmehr ist eine patientenindividuelle Entscheidung sinnvoll, die alle Faktoren berücksichtigt.

Quellen:
  1. https://www.dgfn.eu/stellungnahmen-details/infektionsprophylaxe-mit-evusheld.html
  2. Epidemiologisches Bulletin 33/22 des RKI vom 18.08.2022