Erhöhtes Risiko für Depressionen und Ängste bei rheumatischer Erkrankung

Die NAKO-Daten zeigen: Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen leiden häufiger an Depression und Ängsten als Personen mit Arthrose – bei ähnlicher kognitiver Leistungsfähigkeit. Besonders betroffen sind Frauen und Personen mit SLE.

Das Wichtigste zur psychischen Belastung bei rheumatischer Erkrankung:

Mehr Depressionen und Ängste bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen

Die aktuelle Querschnittsanalyse der NAKO-Studie umfasst 101.601 Erwachsene, von denen 3,2 % (n = 3257) an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung litten (2,3 % rheumatoide Arthritis, 0,6 % ankylosierende Spondylitis, 0,5 % Psoriasis-Arthritis, 0,2 % SLE, 0,1 % Sjögren-Syndrom) und 24 % (n = 24.030) an Arthrose.

In der Rheumagruppe waren wesentlich verbreiteter als in der Vergleichskohorte mit Arthrose. So berichteten 26 % der von einer rheumatischen Krankheit Betroffenen von einer ärztlich diagnostizierten Depression, während es in der Arthrosegruppe 21 % waren. Ebenso war die Lebenszeitprävalenz von störungen in der Rheumagruppe erhöht (15 % vs. 11 % in der Arthrosegruppe). Auch aktuelle Symptome von Depression und Angst waren deutlich häufiger: 13 % der Personen mit rheumatischer Erkrankung zeigten zum Untersuchungszeitpunkt ausgeprägte depressive Symptome, während dies nur bei 9 % der Arthrosepatienten der Fall war. Vergleichbares gilt für Angstsymptome, die in der Rheumagruppe bei 8,6 % auftraten, gegenüber 5,8 % in der Arthrosegruppe. Zur Erfassung dieser Angaben kamen standardisierte Fragebögen zum Einsatz. 

Frauen mittleren Alters besonders betroffen

In allen Altersgruppen waren weibliche Patienten häufiger von betroffen als männliche. Der Unterschied zwischen Personen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Arthrose war dabei insbesondere im mittleren Erwachsenenalter ausgeprägt. So wiesen beispielsweise 47 % der 51–60-jährigen Frauen mit SLE eine Depressionsdiagnose auf. Bei Frauen mit ankylosierender Spondylitis waren es 45 % und bei Psoriasis-Arthritis 40 %. Aktuell diagnostizierte depressive Episoden traten zudem auch in jüngeren Altersgruppen häufig auf.

Nicht nur zwischen den Altersgruppen, sondern auch zwischen den Krankheitsentitäten zeigten sich Unterschiede: Personen mit Bindegewebserkrankungen wie und Sjögren-Syndrom waren in besonderem Maße psychisch belastet. Bei SLE-Patienten fand sich die höchste Rate an aktuellen depressiven Symptomen (24 %) - und auch Angstsymptome waren hier am häufigsten (15 %). Im Sjögren-Kollektiv lag wiederum die höchste Lebenszeitprävalenz für Angststörungen vor (18 %).

Kognitive Funktionen nicht eingeschränkt

Trotz der deutlich häufigeren psychischen Beschwerden fanden die Autoren in dieser Studie keine Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit. Die subjektiv berichteten Gedächtnisprobleme waren nur geringfügig häufiger als in der Vergleichsgruppe (29 % der Teilnehmenden mit gaben an, dass ihr Gedächtnis nachlasse, gegenüber 27 % in der Arthrosegruppe). Auch die Resultate objektiver neuropsychologischer Tests unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. In den linearen Regressionsanalysen, die unter Kontrolle von Geschlecht und Bildungsniveau durchgeführt wurden, zeigten sich ebenfalls keine nennenswerten Differenzen in den kognitiven Testergebnissen zwischen Rheuma- und Arthrosepatienten.

Depression und Angst: Häufige Begleiter bei rheumatischer Erkrankung

Die Untersuchung zeigt, dass entzündlich-rheumatische Erkrankungen nicht nur mit körperlicher Morbidität, sondern auch mit einer erheblichen psychischen Belastung einhergehen: Die Querschnittsdaten aus der NAKO-Kohorte bestätigen, dass psychische Störungen – insbesondere – häufige Begleiterkrankungen bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind. Zugleich zeigt sich, dass die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen im Durchschnitt nicht vermindert sind. Im Vergleich dazu treten Depressionen und Angststörungen bei Arthroseerkrankten seltener auf.

Quelle:
  1. Callhoff J, Berger K, Albrecht K, Strangfeld A; NAKO Investigators. Depression, anxiety and cognitive function in persons with inflammatory rheumatic diseases: cross-sectional results from the German National Cohort (NAKO). RMD Open. 2024 Oct 23;10(4):e004808. doi: 10.1136/rmdopen-2024-004808. PMID: 39448206; PMCID: PMC11499824.