Hormonersatztherapie geht mit erhöhtem Demenzrisiko einher

Eine große dänische Registerstudie berichtet über ein um 24 % erhöhtes Demenzrisiko nach Östrogen-Gestagen-Therapie.

Studie untersucht Verbindung zwischen Hormontherapie und Demenz

Landesweite dänische Registerstudie schließt Wissenslücken

Eine im Juni 2023 veröffentlichte Analyse stütze sich auf Registerdaten aller dänischen Frauen, die bei Studienbeginn (Neujahr 2000) zwischen 50 und 60 Jahre alt waren und keine Demenz in der Vorgeschichte aufwiesen.1,2 Die Altersbeschränkung wurde so festgelegt, dass bei allen Frauen eine nahezu vollständige Expositionshistorie gewährleistet war. Frauen mit Kontraindikationen gegen eine HRT oder mit diversen möglichen Störvariablen (bspw. Hysterektomie) wurden ausgeschlossen. Bis Jahresende 2018 wurden 5.589 Demenz-Neuerkrankungen und 55.890 altersgleiche Kontrollen identifiziert.

Gegenüber Frauen, die keine Hormontherapie erhielten, zeigte sich nach Östrogen-Gestagen-Therapie eine um 24% erhöhte Demenzrate. Je länger die Hormoneinnahme, desto stärker war die Risikozunahme: dies reichte von einem Anstieg um 21% für eine HRT-Dauer von einem Jahr oder weniger, über 39% nach 8 bis 12 Jahren Hormontherapie, bis hin zu 74% bei 12 Jahren oder mehr. 

Weitere Erforschung der Zusammenhänge nötig

Dass die langfristige Einnahme einer Hormontherapie mit dem Risiko für einen späteren kognitiven Abbau korreliert, wurde von großen Beobachtungsstudien sowie einer der größten randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie zu diesem Thema bereits dokumentiert: Die 'Women's Health Initiative Memory Study' berichtete bereits 2003 von einer erhöhten Inzidenz von Demenz bei Frauen über 65 Jahren, die für ein Jahr mit Östrogen und Gestagen behandelt worden waren.3

Die Auswirkungen einer kurzfristigen Hormontherapie zu einem früheren Zeitpunkt, also in den Wechseljahren, waren noch nicht umfassend untersucht. Die jetzige Studie berichtet, dass das Risiko auch nach HRT in jüngerem Alter (unter 55 Jahren) erhöht blieb. Bisherige Arbeiten differenzierten zudem oftmals nicht zwischen kontinuierlichen versus zyklischen Therapieregimen. Den neuen Daten zufolge waren beide Formen mit einer relevanten Zunahme von Neuerkrankungen assoziiert: 31% nach kontinuierlicher versus 24% nach zyklischer HRT. Die Assoziationen waren darüber hinaus auch bei Beschränkung auf spät einsetzende Demenz (21%) und M. Alzheimer (22%) evident. 

Der Natur einer Registerstudie geschuldet, liefern die neuen Daten jedoch keine Aussage darüber, ob es einen gemeinsamen zugrundeliegenden Faktor geben könnte, der gleichzeitig zur Notwendigkeit einer HRT als auch zur Entwicklung einer Demenz prädisponieren könnte, räumen die Studienautoren ein. Die oben beschriebene Zunahme des Risikos mit der Dauer der Einnahme sehen sie jedoch als starkes Indiz für einen direkten Zusammenhang, der weiter erforscht werden sollte.

Quellen:
  1. Pourhadi, N., Mørch, L. S., Holm, E. A., Torp-Pedersen, C. & Meaidi, A. Menopausal hormone therapy and dementia: nationwide, nested case-control study. BMJ 381, e072770 (2023).
  2. New study shows hormone replacement therapy may raise women’s risk for dementia - UPI.com. UPI.
  3. Shumaker, S. A. et al. Estrogen plus progestin and the incidence of dementia and mild cognitive impairment in postmenopausal women: the Women’s Health Initiative Memory Study: a randomized controlled trial. JAMA 289, 2651–2662 (2003).

    letzter Zugriff auf Websites: 15.07.23