Parkinson: Hauttest ermöglicht frühe Diagnose

Wissenschaftlern ist es gelungen, mittels einer minimalinvasiven Hautbiopsie die Parkinson-Erkrankung nachzuweisen – und zwar Jahre bevor der Patient sichtbar daran erkrankt. Ein möglicher Meilenstein in der Diagnostik und vor allem auch im Hinblick auf die präsymptomatische Parkinson-Therapie.

Neue diagnostische Methode mit großem Potenzial

Würzburger und Marburger Neurologen haben in der Fachzeitschrift Acta Neuropathologica eine richtungsweisende Forschungsarbeit zur Frühdiagnostik von Parkinson publiziert. Den Wissenschaftlern ist es gelungen, mittels einer minimalinvasiven Hautbiopsie die Parkinson-Erkrankung nachzuweisen – und zwar Jahre bevor der Patient sichtbar daran erkrankt. Ein möglicher Meilenstein in der Diagnostik und vor allem auch im Hinblick auf die präsymptomatische Parkinson-Therapie.

Die Parkinson-Krankheit ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Demenz. Pathologisch ist sie durch das Vorhandensein von α-Synuclein-reichen Lewy-Körpern gekennzeichnet. Seit jeher stellt die klinische Diagnose des Morbus Parkinson für jeden Mediziner eine Herausforderung dar und wird oft erst im Spätstadium erkannt. Zu einem Zeitpunkt, an dem bereits etwa 80% der dopaminergen Nervenendigungen und bis zu 50% der Nervenzellen in der Substantia nigra irreversibel zerstört sind. Eine Tatsache, die die Notwendigkeit von krankheitsspezifischen Biomarkern bereits im Frühstadium der Erkrankung unterstreicht.

Bekannter Biomarker α-Synuclein – neuer Ansatz

Der Nachweis des Biomarkers α-Synuclein gilt seit Jahren als Goldstandard in der Diagnose des Morbus Parkinson - allerdings post mortem im Gehirn. Bereits 2014 konnten die Wissenschaftler aus Würzburg zeigen, dass sich α-Synuclein nicht nur im Gehirn ablagert, sondern auch in der Haut. Etwa 50% der damals untersuchten Parkinson-Patienten hatten nachweisbare pathologische Proteinablagerungen in den kleinen Nervenfasern der Haut.

In ihrer neuesten Studie sind die Neurologen einen Schritt weitergegangen. Es galt herauszufinden, ob man α-Synuclein bereits in der Prodromalphase von Parkinson als Biomarker heranziehen kann. Hierfür rekrutierten die Wissenschaftler Patienten, die unter einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung leiden. Die Schlafstörung geht mit lebhaften, oftmals erschreckenden Träumen und auffälligen Bewegungen im Traumschlaf einher. Sie gilt als ein charakteristisches Frühsymptom des Morbus Parkinson. Etwa 85% der Betroffenen entwickeln innerhalb von 15 bis 20 Jahren eine Parkinson‐Erkrankung.

Studiendesign und Ergebnis

Das in Würzburg und Marburg von Dezember 2014 bis Juli 2016 untersuchte Patientenkollektiv bestand aus 18 Patienten mit REM-Schlafstörungen, 25 Patienten mit frühem Morbus Parkinson und 20 gesunden Kontrollprobanden. Die von jedem Probanden an Rücken und Beinen entnommenen vier Hautbiopsien (5mm) wurden mittels Doppel-Immunfluoreszenzfärbung auf Ablagerungen von phosphoryliertem α-Synuclein in den dermalen Nervenfasern untersucht. Des Weiteren hat man mit einer nuklearmedizinischen Untersuchung (FP-CIT-SPECT) die Dichte der präsynaptischen Dopamintransporter bestimmt, olfaktorische Funktionstests durchgeführt und den Wahrscheinlichkeitsquotienten für prodromale Parkinson-Symptome berechnet.

Bei 10 von 18 Patienten mit REM-Schlafstörungen konnte phosphoryliertes α-Synuclein mit einer Sensitivität von 56% nachgewiesen werden. Bei 20 von 25 Patienten mit frühem Morbus Parkinson lag die Sensitivität für die pathologischen Proteinablagerungen bei 80%. Bei den gesunden Kontrollprobanden fanden sich hingegen keine Ablagerungen. Der Prozentsatz an Hautstrukturen, die von phosphorylierten α-Synuclein-positiven Fasern innerviert wurden, korrelierte dabei negativ mit der Dopamin-Transporter-Bindung und mit der olfaktorischen Funktion.

Hoffnungsvoller Ausblick

Durch die einfache Durchführung und die hohe Spezifität der Untersuchung sehen die Wissenschaftler in dieser diagnostischen Methode großes Potenzial. Damit könnte die Möglichkeit erwachsen, betroffene Patienten bereits im Frühstadium der Parkinson-Erkrankung zu identifizieren und für klinische Studien zum Test von krankheitsmodifizierenden Medikamenten zu gewinnen.

Referenzen:
1. Doppler K et al. Dermal phospho-alpha-synuclein deposits confirm REM sleep behaviour disorder as prodromal Parkinson’s disease. Acta Neuropathologica 2017; DOI: 10.1007/s00401-017-1684-z
2. Gemeinsame Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Parkinson Gesellschaft (DPG); Meilenstein: Hauttest erlaubt frühe Parkinsondiagnose (02/2017)