Derzeit befindet sich eine Vielzahl onkologischer Biosimilars in der Entwicklung oder steht nicht selten bereits kurz vor der Zulassung. Über das Verschreibungsverhalten von klinisch tätigen OnkologInnen in Bezug auf Biosimilars ist jedoch bisher nichts bekannt. Was benötigen die ÄrztInnen, um auch diese neuen Medikamente in Zukunft sicher einsetzen zu können?
Zwischen Januar und Mai 2018 wurden zu diesem wichtigen Thema insgesamt 77 klinisch tätige OnkologInnen mithilfe eines Fragebogens befragt. Dabei galt es im Wesentlichen, Antworten in drei verschiedenen Kernbereichen der Verordnung von Biosimilars zu geben: 1) Wissensstand zu onkologischen Biosimilars, 2) Verschreibungspräferenzen und 3) das Einbeziehen der PatientInnen in die Therapieentscheidung.
Bei der Frage danach, was ein Biosimilar eigentlich ist, mussten bereits 74% der ÄrztInnen passen. In vielen Fällen wussten die TeilnehmerInnen, den Begriff einzuordnen, konnten jedoch keine zufriedenstellende und umfassende Definition formulieren. In 40,3% der Fälle wurden Biosimilars sogar fälschlicherweise mit generischen Präparaten gleichgesetzt.
Das wichtigste Argument für die Verschreibung eines Biosimilars war aus Sicht der klinischen OnkologInnen ein gutes Verhältnis aus Risiko und Wirksamkeit. Darüber hinaus scheinen geringere Kosten und damit verbunden eine höhere Kosteneffektivität entscheidende Kriterien für den Einsatz eines Biosimilars zu sein.
Des Weiteren interessant: Insofern ein Biosimilar als beliebig austauschbar galt, erhöhte sich auch die Bereitschaft der ÄrztInnen, dieses zukünftig anzuwenden.
Die an dieser Studie teilnehmenden OnkologInnen zeigten sich jedoch in der Frage der Patientenbeteiligung bei der Wahl der Therapie deutlich gespalten. So votierten auf der einen Seite etwa 51% für eine wichtige bis sehr wichtige Rolle des Patientenwillens bei der Entscheidung für oder gegen die Behandlung mit Biosimilars.
Auf der anderen Seite jedoch gaben auch 39% der Ärztinnen und Ärzte an, dass der Patientenwillen im Sinne einer gemeinsamen Therapieentscheidung nur eine geringe bis keine Rolle spielen würde. Ebenso gespalten waren die OnkologInnen in Bezug auf PharmazeutInnen und deren Einfluss auf die Therapieentscheidung für oder gegen ein Biosimilar in der onkologischen Klinik.
Die Studie zeigte an einer relativ kleinen Stichprobe dennoch recht eindrücklich, dass es gerade mit Blick auf Biosimilars in der Onkologie vielen Ärztinnen und Ärzten noch an grundlegendem Wissen fehlt, um in naher Zukunft wirklich fundierte Therapieentscheidungen zugunsten ihrer PatientInnen treffen zu können.
Das Informationsbedürfnis ist groß, insbesondere zu den für den onkologischen Praxisalltag wichtigen Entscheidungsgrundlagen, wie z. B. Sicherheit und Wirksamkeit der Biosimilars, aber auch zu deren Kosteneffektivität.
Quelle:
Cook JW et al., Ther Adv Med Oncol 2019; 11: 1–12. doi:10.1177/1758835918818335