Prostatakarzinom-Screening: DRE auch bei jungen Männern?

In Deutschland wird die digitale rektale Untersuchung (DRE) als Screeningmaßnahme zur Früherkennung des Prostatakarzinoms empfohlen. Das gilt auch für jüngere Männer. Doch wie effektiv ist die manuelle Untersuchung? Sind Alternativen sinnvoller?

DRE als Screening bei jungen Männern

Digitale rektale Untersuchung für jeden?

Generell wird in Deutschland als erstes Screening zur Erkennung des Prostatakarzinoms die digitale rektale Untersuchung empfohlen. Diese leicht durchzuführende und nicht-invasive Maßnahme soll dabei Auffälligkeiten in der Drüse aufspüren und dann entsprechend weitere Diagnostik nach sich ziehen. Hierbei wird kein Unterschied zwischen dem Alter der Patienten gemacht – die Empfehlung gilt für alle Männer ab 45 Jahren. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, wie sensitiv die Untersuchung insbesondere bei den Jüngeren ist und wie zuverlässig sie tatsächlich Karzinome diagnostizieren kann. 

Wie effizient ist die DRE?

Hierzu führten die Studienautoren eine multizentrische randomisierte Studie an Männern im Alter von 45 Jahren durch. Bei über 6.000 von ihnen wurde eine DRE durchgeführt. Im Anschluss wurde untersucht, wie die manuelle Untersuchung bei der Detektion von Karzinomen abschnitt – und zwar anhand von Biopsien, die nach der PSA-Bestimmung im Blut durchgeführt wurden. 

Das Ergebnis: mittels DRE alleine konnten viermal weniger Prostatakarzinome entdeckt werden als mit der Bestimmung von PSA im Blut. Bei 86% der jungen Patienten, bei denen aufgrund der Blutuntersuchung nachfolgend ein Karzinom festgestellt wurde, war die DRE unauffällig – obwohl der Tumor im tastbaren Bereich der Drüse lag. 

Könnte bessere Ausbildung die Resultate verändern?

Sicherlich ist gerade bei manuellen Untersuchungen die Erfahrung ein wesentlicher Faktor, der zum Erfolg der Maßnahme beiträgt. Doch die Daten der aktuellen Studie legen nahe, dass die DRE sich nicht als verlässliches Screening auf Prostatkarzinome bei jungen Männern eignet. Das scheint relativ unabhängig von der Erfahrung des Untersuchers zu sein –  in der Studie sind die Daten mehrerer tausend Männer berücksichtigt. 

Fazit für die Praxis

Die Studienautoren empfehlen, dass die digitale rektale Untersuchung nicht als Screeningmethode bei jungen Männern angewendet werden sollte. Die Detektionsrate scheint im Vergleich zum PSA-Screening sehr niedrig und führte in der Studie zu falsch-negativen Ergebnissen.
 

Quelle:

Krilaviciute A, Becker N, Lakes J, Radtke JP, Kuczyk M, Peters I, Harke NN, Debus J, Koerber SA, Herkommer K, Gschwend JE, Meissner VH, Benner A, Seibold P, Kristiansen G, Hadaschik B, Arsov C, Schimmöller L, Giesel FL, Antoch G, Makowski M, Wacker F, Schlemmer HP, Kaaks R, Albers P. Digital Rectal Examination Is Not a Useful Screening Test for Prostate Cancer. Eur Urol Oncol. 2023 Dec;6(6):566-573. doi: 10.1016/j.euo.2023.09.008. Epub 2023 Oct 6. PMID: 37806841.