Substanzauswahl und Verträglichkeit bei akuten Leukämien

Bei der Behandlung akuter Leukämien wird derzeit an einer besseren Verträglichkeit der Substanzen sowie an Alternativen bei auftretenden Resistenzen gefeilt. Für beides gibt es gute Ansätze.

Aktuelle Probleme bei der Therapie akuter Leukämien:

AML: Niedrigere Dosis ermöglicht Behandlungskontinuität

Die derzeitige Standardbehandlung der AML bei älteren Patienten besteht aus Venetoclax in Kombination mit hypomethylierenden Agenzien (HMA) wie Azacitidin oder Decitabin. Sie kann jedoch zu einer schweren Myelosuppression mit Neutropenie-bedingten Komplikationen führen, was häufig Dosisreduktionen oder sogar den Abbruch der Therapie erfordert. 

In einer Phase-II-Studie (DOI: ) wurde daher ein weniger intensives Schema mit einer wöchentlichen Dosis Decitabin von 0,2 mg/kg und Venetoclax von 400 mg an den Tagen 1, 8, 15 und 22 eines 28-Tage-Zyklusses getestet. Die Induktionsphase umfasste 3 Zyklen, gefolgt von einer wöchentlichen Erhaltungstherapie. Der primäre Endpunkt, die Behandlung ohne Dosisunterbrechungen während der zwölfwöchigen Induktionsphase fortzusetzen, wurde bei 90 % der Patienten erreicht. Die Gesamtansprechrate betrug 57 %, die mediane Gesamtüberlebenszeit (OS) 16,1 Monate.

ALL: TKI im Vergleich – Imatinib versus Ponatinib 

Nachdem Imatinib die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) mit positivem Philadelphia-Chromosom einst revolutioniert hat, stellt sich heute zunehmend das Problem von Resistenzen gegenüber Tyrosinkinaseinhibitoren (TKIs) der ersten und zweiten Generation. Ponatinib gehört zur dritten TKI-Generation und hemmt ebenfalls die Tyrosinkinase-Aktivität des BCR/ABL-Fusionsproteins und der meisten Mutationsvarianten. Ob es gegenüber Imatinib überlegen ist, wurde in einer Phase-III-Studie (DOI: ) mit 245 Patienten an 77 Zentren untersucht. 

Die Probanden erhielten parallel zur entweder 30 mg Ponatinib oder 600 mg Imatinib täglich. Nach 20 Zyklen wurde die Behandlung als Monotherapie fortgeführt. Im Fokus stand eine MRD-negative komplette Remission (CR), die in der Ponatinib-Gruppe signifikant häufiger erreicht wurde als bei denjenigen, die Imatinib einnahmen (34,4 % vs. 16,7 %, P = 0,002). Das ereignisfreie Überleben betrug unter Imatinib 29 Monate, während es in der Ponatinib-Gruppe nicht erreicht wurde. Die Verträglichkeit war in beiden Armen vergleichbar. 

Ponatinib könnte bei nachgewiesener oder vermuteter Resistenzentwicklung somit eine Alternative zu Imatinib sein. Allerdings ist die Substanz als Erstlinienbehandlung bisher in Deutschland noch nicht zugelassen. Die USA sind uns hier bereits voraus: Im März 2024 erhielt Ponatinib auf Grundlage des neuen primären Endpunkts der MRD-negativen CR die Zulassung der FDA (Food and Drug Administration) als Firstline-Therapie der Philadelphia-Chromosom-positiven ALL.

Quelle:
  1. Burchert, Andreas (Marburg): Myelodysplasien und akute Leukämien. Onko Update 2025, Mainz, 01.02.2025.