Hohe Prävalenz des Trockenen Auges im Kindesalter weltweit

Eine Meta-Analyse zeigt: Rund ein Viertel aller Kinder weltweit ist von Augentrockenheit betroffen. Die Häufigkeit variiert je nach Diagnosekriterien und Klimazone und wird zusätzlich durch die COVID-19-Pandemie beeinflusst.

Bildschirmzeit erhöht Trockenes Auge bei Jugendlichen

In der Allgemeinbevölkerung werden Prävalenzraten für DED zwischen 5 % und 50 % berichtet, wobei ältere Menschen (insbesondere Frauen über 50) und bestimmte geographische Regionen (z. B. Asien) höhere Raten aufweisen. Angesichts veränderter Lebensgewohnheiten und intensiver Bildschirmnutzung wächst die Sorge, dass DED auch im Kindes- und Jugendalter vermehrt auftritt. Konkrete Daten für diese Altersgruppe waren jedoch bislang rar. Eine jetzt veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse schließt diese Lücke und untersucht erstmals umfassend die globale Prävalenz von DED bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre.

Das Wichtigste zum Trockenen Auge bei Kindern:

Die Autoren identifizierten nach einer Literaturrecherche 41 geeignete Studien mit insgesamt 48.479 Kindern und Jugendlichen. Aus diesen Daten wurde eine durchschnittliche weltweite Prävalenz von DED bei unter 18-Jährigen von 23,7 % berechnet. Damit zeigen Kinder annähernd so häufig Symptome oder Befunde des Trockenen Auges wie Erwachsene. Gleichzeitig wiesen die einbezogenen Studien eine sehr hohe Streuung auf (Heterogenität I² > 90 %), was unterschiedliche Diagnosekriterien, Populationen und Studiendesigns widerspiegelt.

Unterschiedliche Prävalenz je nach Diagnosekriterien

Ein wesentlicher Faktor für die stark variierenden Angaben war das angewandte Diagnosekriterium. In 26 Studien, die DED über objektive klinische Befunde definierten (z. B. Tränenfilm-Tests oder Augenoberflächenbefunde), lag die gepoolte Prävalenz bei 16,6 %. Hingegen betrug sie in 16 Studien mit symptom-basierter Definition 34,6 % – also mehr als doppelt so hoch. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Zudem streuten die Ergebnisse der symptombasierten Erhebungen deutlich: Einzelne Studien berichteten DED-Raten von über 60 % bei Kindern, während andere deutlich niedrigere Werte fanden. Dies unterstreicht, dass die Wahl der Diagnosemethodik einen großen Einfluss auf die ermittelten Häufigkeiten hat.

Deutlicher Anstieg nach der COVID-19-Pandemie

Die Meta-Analyse zeigt einen markanten zeitlichen Sprung in der DED-Prävalenz im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. Vor 2020 lag die mittlere Prävalenz in 34 Studien bei 18,7 %. In 8 Studien, die nach Ausbruch der durchgeführt wurden, wurde hingegen eine Prävalenz von 44,1 % festgestellt – ein signifikanter Anstieg. Als möglicher Grund wird diskutiert, dass Kinder während der Lockdown-Phasen vermehrt zu Hause blieben und im Rahmen des Online-Unterrichts deutlich mehr Zeit vor Bildschirmen verbrachten. Dies könnte zu vermehrten Fällen von trockenen Augen und visueller Ermüdung bei Schülern geführt haben.

Geografie und Klima als Einflussfaktoren

Auch scheinen eine Rolle bei der Häufigkeit des Trockenen Auges in jungen Jahren zu spielen. Die Autoren fanden in einer Regressionsanalyse einen deutlichen Zusammenhang mit geographischer Breite und Klimazone: Je näher am Äquator und je höher die durchschnittliche Jahrestemperatur, desto größer war die Prävalenz von DED – konkret stieg sie pro 10 Breitengrade näher am Äquator um 7,1 %. Ebenso zeigte sich pro Anstieg der durchschnittlichen Temperatur um 10 °C eine Zunahme der Prävalenz um 10,2 %. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass in wärmeren Klimazonen und tropischen Regionen mehr Kinder vom Trockenen Auge betroffen sind. Dennoch war die Datenstreuung innerhalb dieser Analysen hoch, sodass weitere Faktoren eine Rolle spielen könnten.

Fazit

Die Autoren weisen darauf hin, dass DED im Kindesalter bislang unterschätzt und nur unzureichend untersucht wurde, obwohl es eine relevante Krankheitslast darstellt. Hochgerechnet auf Basis der erhobenen Prävalenz könnten beinahe eine halbe Milliarde Kinder weltweit von Augentrockenheit betroffen sein.

Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz einer stärkeren Beachtung dieses Krankheitsbildes im Kindesalter. Insbesondere sollte an altersgerechten diagnostischen Kriterien gearbeitet werden, da es derzeit an standardisierten Definitionen für pädiatrische Patienten mangelt. Darüber hinaus sind weitere Untersuchungen zu Risikofaktoren und Ursachen des Trockenen Auges in dieser jungen Altersgruppe erforderlich, um die Epidemiologie von DED im Kindesalter besser zu verstehen und gezielte Präventions- sowie Behandlungsstrategien entwickeln zu können.

Quelle:
  1. Zou Y, Li D, Gianni V, Congdon N, Piyasena P, Prakalapakorn SG, et al. Prevalence of dry eye disease among children: a systematic review and meta-analysis. BMJ Open Ophthalmology. 2025;10:e002014. https://doi.org/10.1136/bmjophth-2024-002014