Wimpern-Extensions und Permanent Make-up: Wie giftig sind die Inhaltsstoffe wirklich?

Millionen Menschen lassen sich weltweit Wimpern-Extensions und Permanent Make-up machen – ohne zu wissen, welche Chemikalien dabei zum Einsatz kommen.

Schminke als Gesundheitsschutz der Augen 

Bereits im Alten Ägypten (3100 – 2700 v. Chr.) war Kosmetik und Schminke ein essentieller Bestandteil der ägyptischen Kultur: Dies galt für Frauen und Männer. Neben damaligen Schönheitsidealen besaß die wohl bekannteste Schminkart – der dramatische Lidstrich – auch eine spirituelle Bedeutung. Auch damals war die optische Manipulation des äußeren Erscheinungsbildes eine Form von Status und dem Streben nach göttlich erscheinender Schönheit. Zu den Schminkpartikeln des ursprünglich grünen Lidstrichs zählten Malachit, Harz sowie Pflanzenöle. In der damaligen Zeit stellte Malachit einen Grundbestandteil medizinischer Tinkturen dar, die bei diversen Augenkrankheiten ihren Einsatz fanden. Der Gesundheitsschutz der Augen unterzog sich jedoch bereits 1550 bis 1170 v. Chr. Einem Wandel: Die schwarze Schminktinktur enthielt kein Malachit mehr und diente schon damals der Erfüllung eines Schönheitsideals.1

Permanent Make-up im Bereich der Augen

Auch noch viele Jahrtausende später spielt der Gesundheitsschutz der keine Rolle mehr. Das Erreichen eines bestimmten optischen Erscheinungsbildes ist für manche von größerer Bedeutung als die Gesundheit ihrer Augen und Gesichtshaut. So nehmen Menschen – vor allem weiblichen Geschlechts – auch Schmerzen auf sich, um Augenlider und Augenbrauen nicht mehr täglich schminken zu müssen. Es gibt Personengruppen, bei denen permanentes Make-up eine Erleichterung verschafft. Dies kann der Fall sein bei höherem Lebensalter mit schwindender Sehkraft in der Nähe oder einem Verlust von Gesichtsbehaarung wie Augenbrauen und Wimpern. Die Mikropigmentierung, die beim Permanent Make-up eingesetzt wird, kann jedoch wie auch andere Arten von Tätowierungen mit einer ganzen Reihe von unerwünschten Wirkungen einhergehen. Hierzu zählen Verblassen der Tätowierung, Narbenbildung, Phototoxizität, granulomatöse Entzündungsreaktionen, allergische Kontaktdermatitis, Infektionen sowie Hypomelanose.2

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Abbildung 1: Patientin - (A) Zustand vor der Laserbehandlung. (B) Ergebnis nach der zweiten Sitzung. (C) Endergebnis nach drei Sitzungen.© 2014 Goldman and Wollina.2

Fallbericht einer 84-jährigen Patientin mit Permanent-Make-up der Augenbrauen und Augenlider

Eine 84-jährige Patientin ließ sich in einem Schönheitssalon ein Permanent-Make-up für die Augenbrauen sowie eine Konturierung der Augenlider machen. Einige Tage nach der Tätowierung ihrer unteren Augenlider bemerkte sie eine unerwünschte Pigmentierung, die sich auf die linke Gesichtshälfte ausgebreitet hatte (Bildausschnitt A der Abbildung 1). Bei der zeigte sich eine Dermatochalasis sowie Schwellungen im Bereich der Wangenknochen. Die seitliche Nasenpartie und das linke untere Augenlid wiesen eine dunkle Hyperpigmentierung auf. Auch auf ihrer Wange war eine streifenförmige Hyperpigmentierung entlang der unteren Grenze des präzygomatischen Raums erkennbar. Der Lymphknoten zwischen Augenbraue und oberer Nasenwurzel links war ebenso geschwollen.2

Massive Verschiebung von Mikropigmenten mit Lymphknotenschwellung

Der Grund für diesen Befund war eine massive Verschiebung von Mikropigmenten nach der Augenlidtätowierung. In drei aufeinanderfolgenden Sitzungen mit einem Nd:YAG-Laser im Abstand von 4-5 Wochen, einer Pulsbreite von 2 ms, einer Pulswiederholrate von 0,5 bis 3 Hz, einem Spotdurchmesser von 4 mm und einer Fluenz zwischen 4 und 16 J/cm2 erfolgte die Behandlung der unerwünschten Hyperpigmentierung. Nach jeder Behandlung mittels Lasertherapie wurde 3 Tage lang topische Clobetasolpropionat 0,05 % Creme angewendet, um die Heilung zu unterstützen. Auch durfte sich die Patientin nach dem Lasereingriff nicht an Orten mit direkter befinden. Der Befund besserte sich nach und nach (Bildabschnitt B und C der Abbildung 1) und die Lymphknotenschwellung verschwand vollständig.2

Die Tätowierung der Augenlider beeinflusst die Tränenfilmaufreißzeit 

der Augenlider in Form von Permanent Make-up können auch zu pathologischen Veränderungen der Meibom-Drüsen und einer damit einhergehenden Störung der Tränenfilmstabilität einhergehen. Dies zeigte sich in einer Studie (DOI: ) mit 40 weiblichen Patientinnen von denen 10 Augenlidtätowierungen erhalten hatten (Kontrollgruppe n = 30). Zur Beurteilung des Tränenfilms wurden Messungen der Tränenfilmaufreißzeit (BUT, „Break-up-time“) durchgeführt.3

Augenlidtätowierung führt zu einem Verlust der Meibom-Drüsen

In der Gruppe mit Augenlidtätowierung war die BUT mit 4,3 ± 0,9 Sekunden signifikant kürzer als in der Kontrollgruppe (11,0 ± 4,3 Sekunden; p < 0,001). Auch zeigte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikant stärker ausgeprägte fluopositive Hornhauterosion in der Gruppe mit Augenlidtätowierung. Der Verlust der Meibom-Drüsen war ebenso signifikant höher in der Gruppe mit Augenlidtätowierung (vs. Kontrollgruppe: p < 0,001).3

Längere Wimpern auf Kosten der Augengesundheit

Wimpern-Extensions werden weltweit immer beliebter. Im Rahmen kosmetischer Wimpernverlängerungen werden einzelne synthetische Wimpern auf die natürlichen Wimpern aufgebracht. Hierbei kommen jedoch Klebstoffe zum Einsatz, die eine Gefahr für das Auge darstellen. In der vorliegenden Studie hat die Forschungsgruppe Augenerkrankungen aufgedeckt und untersucht, die nach solchen Wimpernverlängerungen auftreten können.4

Was steckt eigentlich im Klebstoff für Wimpern-Extensions?

Hierfür wurden retrospektiv die Daten von 107 Frauen im Alter von 21-52 Jahren untersucht (Zeitraum: 2007-2010), die aufgrund von Augensymptomen nach Wimpernverlängerung eine augenärztliche Klinik in Japan aufgesucht hatten. Die Patienten hatten in ihrer Vorgeschichte keine Augenkrankheiten. Drei Klebstoffe, deren Inhaltsstoffe nicht bekannt gegeben wurden, wurden chemisch auf mehr als 70 Substanzen hin untersucht. Bei der Analyse der Inhaltsstoffe wurde in allen 3 Klebern Formaldehyd in Konzentrationen oberhalb des Standardgrenzwertes nachgewiesen. Darüber hinaus konnte sogar Blei und Benzoesäure nachgewiesen werden. Die Konzentrationen dieser speziellen Verbindungen waren jedoch gering. Die Forschungsgruppe ging daher davon aus, dass es unwahrscheinlich wäre, dass diese beiden Inhaltsstoffe in der vorliegenden Konzentration beim Menschen Beschwerden verursachen könnten.4

Okulären Erkrankungen durch Wimpern-Extensions

Zu den okulären Erkrankungen aufgrund von Wimpernverlängerungen gehörten: 

Bei allen 107 Patientinnen zeigte sich eine Besserung der Symptomatik durch eine adäquate Behandlung mittels Augentropfen und/oder -salben.4

Fazit für die Praxis

Quellen:
  1.  (Zuletzt aufgerufen: 17.07.2025).
  2. Goldman A.et al (2014). Severe unexpected adverse effects after permanent eye makeup and their management by Q-switched Nd:YAG laser. Clin Interv Aging. 2014 Aug 11;9:1305-9. 
  3. Lee YB. et al. (2015). Eyelid Tattooing Induces Meibomian Gland Loss and Tear Film Instability. Cornea. 2015 Jul;34(7):750-5. 
  4. Amano Y. et al. (2012). Ocular disorders due to eyelash extensions. Cornea. 2012 Feb;31(2):121-5.