Luftverschmutzung in der Kindheit und Insulinresistenz im Erwachsenenalter

Verkehrsbedingte Emissionen können erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben, vor allem für Kinder. Eine mögliche Gefahr: Gewichtszunahme und eine gestörte Glukoseregulierung.

Auswirkungen von Luftverschmutzung in der Kindheit:

Erst Übergewicht, dann Insulinresistenz

Übergewicht und können bereits in der frühen Kindheit auftreten, während sich eine Insulinresistenz typischerweise erst nach der Pubertät entwickelt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Body-Mass-Index (BMI) von Jugendlichen durch die Luftverschmutzung in der frühen Kindheit beeinflusst werden könnte, bevor diese zur Entwicklung einer Insulinresistenz beiträgt.

Um ihre Mediationshypothese zu überprüfen, führten die Forscher aus Los Angeles eine Längsschnittstudie mit mehreren zeitverzögerten Messungen durch. Dabei griffen sie auf die Southern California’s Children’s Health Study (doi: ) zurück, eine der größten Untersuchungen zu den langfristigen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit von Kindern. Sie schlossen 282 Teilnehmer ein, die von der bis zum Alter von 24 Jahren begleitet wurden. Dabei wurde die Luftschadstoffbelastung, der die Probanden ausgesetzt waren, der BMI-Verlauf, sowie die Insulinresistenz (anhand der "Homeostasis Model Assessment-Insulin Resistance (HOMA-IR)" und des HbA1c)  untersucht.

Schadstoffbelastung, BMI und Insulinresistenz

Jeder Anstieg der Luftschadstoffbelastung im Kindesalter um eine Standardabweichung (18,7 ppb (parts per billion)) war mit einem Anstieg des BMI um 0,71 kg/m2 (95 % KI, 0,29–1,13) im Alter von 13 Jahren, einem Anstieg des HOMA-IR im Erwachsenenalter um 0,55 (95 % KI, 0,23–0,87) und einem Anstieg des HbA1c-Spiegels bei Erwachsenen um 0,08 (95 % KI, 0,03–0,14) verbunden. Dabei machte der BMI schätzungsweise 41,8 % des Gesamteffekts zwischen Luftschadstoffen und aus. 

Außerdem hatten Kinder, die der höchsten Verkehrsdichte und Luftschadstoffbelastung ausgesetzt waren, im Alter von 13 Jahren und als junge Erwachsene einen signifikant höheren BMI, einen höheren HOMA-IR und höhere HbA1c-Werte im Vergleich zu denjenigen, die am wenigsten exponiert waren. 

Luftverschmutzung und systemische Entzündungen?

Die Studienautoren sehen die schädlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit abermals bestätigt. Eine mögliche Erklärung der beobachteten Zusammenhänge könnten ihrer Ansicht nach systemische Entzündungen sein. Durch Luftverschmutzung ausgelöste Entzündungsreaktionen stören möglicherweise die Funktion des Fettgewebes und führen zu einer abnormalen Fettansammlung und Gewichtszunahme. Wenn das Fettgewebe seine Speicherkapazität erreicht hat, sammelt sich überschüssiges Fett in viszeralen Organen wie der Leber an und kann dort entzündliche Zytokine und Adipokine ausschütten, die wiederum den stören.

Daher sei es wichtig, bei Kindern frühzeitig auf das Gewicht zu achten, um das Risiko einer späteren Insulinresistenz zu senken, vor allem dann, wenn sie in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung leben. Ein anderer möglicher Ansatzpunkt: Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität.

Quelle:
  1. Guo F et al. Childhood Exposure to Air Pollution, Body Mass Index Trajectories, and Insulin Resistance Among Young Adults. JAMA Network Open 2025; 8(4): e256431. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.6431.