Bei akutem oder subakutem Husten ist neben Anamnese und körperlicher Untersuchung keine weitere Diagnostik notwendig. Ausnahme: „Red flags“, die immer eine sofortige Abklärung erfordern (wie Hämoptysen, hohes Fieber, Atemnot oder Tumorverdacht). Da akuter Husten meist viraler oder allergischer Genese ist, soll keine antibiotische Therapie erfolgen. Bei akutem und subakutem Husten werden pflanzliche und synthetische Sekretomotorika und Antitussiva empfohlen (Cave: keine Langzeitanwendung!).
Etwa 10 % der Erwachsenen in Deutschland sind von betroffen. Hier soll jeder Patient unverzüglich bzw. bei Erstvorstellung folgende Basisdiagnostik durchlaufen: körperliche Untersuchung, Röntgen-Thorax, Lungenfunktionsuntersuchung (möglichst einschließlich FeNO-Messung) und Differenzialblutbild.
Als Ursachen kommen pneumologische Erkrankungen (Raucherbronchitis, COPD, Asthma, interstitielle Lungenerkrankungen, Bronchiektasen-Erkrankung), Inhalationsschäden (Rauchen oder Luftschadstoffe), , Lungenstauung, Erkrankungen der oberen Atemwege, chronische Infektionen der Lunge (z. B. Tuberkulose), Lungentumoren sowie Reflux in Betracht. Insbesondere bei der Abklärung von chronischem Husten, der trotz Behandlung der vermeintlichen Grunderkrankung persistiert, ist ein auf Anamnese und klinischen Befunden basierendes personalisiertes Vorgehen nötig.
Wurden bislang möglicherweise zu häufig Refluxtherapien wegen Husten verordnet?
Der Abschnitt zum gastroösophagealen Reflux wurde für das Update präzisiert.2
Das Ansprechen von refraktärem Husten auf Refluxtherapien – sei es mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI), H2-Antagonisten oder gar einer Refluxoperation – ist enttäuschend, gibt eine aktuelle Publikation im European Respiratory Journal zu bedenken.3 Im Einklang mit Empfehlungen anderer Fachgesellschaften, wie der European Respiratory Society (ERS) und der British Thoracic Society, unterstützt die aktuelle Leitlinie PPI-Versuche daher nur bei Patienten, die auch typische Symptome, wie Sodbrennen oder saures Aufstoßen, aufweisen.
Besteht nur der Husten, aber kein und keine Regurgitation, sollte keine Refluxtherapie eingeleitet werden, betont auch der Pneumologe, der das Leitlinien-Update koordiniert hat, Dr. Peter Kardos, Vorstandsmitglied der Deutschen Atemwegsliga (DAL).2
Selbst Patienten mit typischem Reflux sprechen jedoch in rund 50 % der Fälle nicht auf eine PPI-Therapie an.3
Ohne konkreten Hinweis auf eine gastroösophageale Refluxkrankheit, wie Sodbrennen, Aufstoßen oder Zusammenhang des Hustens mit der Nahrungsaufnahme, ist laut Leitlinie auch keine gastroenterologische Diagnostik angezeigt. Wenn der Verdacht weiterhin besteht, kann im Einzelfall eine gastroenterologische Spezialdiagnostik veranlasst werden.
Allgemeinmedizinische und fachärztliche Leitlinien ergänzen sich
In einer Pressemitteilung der Deutschen Atemwegsliga gibt Kardos abschließend zu bedenken, dass bei bis zu einem Drittel der Patienten mit chronischem Husten keine fassbare Ursache gefunden werden kann. Um die Ausschlussdiagnose eines chronisch refraktären oder chronisch idiopathischen Hustens zu stellen, muss – und kann – keinesfalls jeder Patient die gesamte diagnostische Palette durchlaufen, hält die Leitlinie fest.
Im Unterschied zur S3-Leitlinie „Akuter und chronischer Husten“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), die sich an wendet und vornehmlich als Leitfaden für unkomplizierte Fälle zu verstehen ist, adressiert die hier vorgestellte Leitlinie alle Arten von Spezialisten, die zur Abklärung hinzugezogen werden können, wenn die Ursache des Hustens nicht auf Anhieb klar ist. Neben Pneumologen können dies HNO-Ärzte, Gastroenterologen, Allergologen, Internisten, Logopäden und Physiotherapeuten sein.2
Die vollständigen Empfehlungen der S2k-Leitlinie „Fachärztliche Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten“ finden Sie .
- S2k-Leitlinie Fachärztliche Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/020-003.25.06.2025.
- Bessere Hilfe bei Husten: Aktualisierte Leitlinie zur Behandlung von erwachsenen Patienten veröffentlicht - Deutsche Atemwegsliga e.V. https://www.atemwegsliga.de/aktuell/s2k-leitlinie-fachaerztliche-diagnostik-und-therapie-von-erwachsenen-patienten-mit-husten.html.25.06.2025.
- Zhong, S., Chen, R. & Badri, H. Gastro-oesophageal reflux-related chronic cough: can new tools improve patient assessment? ERJ Open Research 11, (2025).