Long COVID: Reha-Training lindert Fatigue
Einer neuen Studie aus Großbritannien zufolge kann ein strukturiertes Rehabilitationsprogramm Fatigue und Leistungsfähigkeit bei Long COVID-Patienten signifikant verbessern.
Das Wichtigste auf einen Blick zur Reha bei Long COVID
- Deutliche Besserung der Fatigue: Die Fatigue-Symptomatik der Patienten verbesserte sich signifikant – der Fatigue-Score stieg im Durchschnitt um 5 Punkte.
- Mehr körperliche Leistungsfähigkeit: Die körperliche Belastungsfähigkeit nahm deutlich zu (z. B. durchschnittlich +82 m Gehstrecke; + ca. 7 Minuten Ausdauerzeit).
- Keine Verschlechterung nach Belastung (PESE): Trotz intensiverem Training zeigte sich keine anstrengungsbedingte Symptomverschlechterung; im Gegenteil nahmen entsprechende Beschwerden tendenziell ab.
An der Studie nahmen 148 Patienten mit Long COVID-Syndrom teil. Das mediane Alter betrug 59 Jahre; gut die Hälfte war in der Akutphase der COVID-19-Erkrankung hospitalisiert gewesen. Alle litten seit mindestens zwölf Wochen an persistierenden Symptomen, vor allem an ausgeprägter Fatigue (rund 70 % erfüllten die Kriterien schwerer Fatigue).
Die Teilnehmer absolvierten ein strukturiertes, 6-wöchiges Rehabilitationsprogramm, das speziell auf zugeschnitten war. Es umfasste bis zu 12 Sitzungen (ca. zwei pro Woche) mit individuell an die Symptomtoleranz angepasstem Ausdauertraining sowie Schulungen zu Selbstmanagement und Energieeinteilung (Pacing). Vor und nach der Intervention wurden Fatigue, körperliche Leistungsfähigkeit (u. a. Gehstrecken in Shuttle-Tests) und PESE mithilfe standardisierter Skalen erfasst.
Verbesserung von Fatigue und Leistungsfähigkeit
Die Ergebnisse fielen insgesamt sehr positiv aus. Im Durchschnitt verbesserte sich der -Score der Teilnehmer von durchschnittlich 25 Punkten vor der Reha auf 30 Punkte danach (FACIT-Fatigue-Skala, 0–52 Punkte) – ein Hinweis auf spürbar weniger Erschöpfung. Bei 60 % der Patienten war die Besserung der Fatigue so groß, dass sie als klinisch relevant gilt (mindestens 3 Punkte Anstieg auf der Skala). Insbesondere Personen mit anfangs schwerer Fatigue profitierten deutlich.
Parallel dazu steigerten sich auch die objektiven Leistungsdaten signifikant. In einem 10-Meter-Shuttle-Gehtest (Incremental Shuttle Walking Test) erhöhte sich die zurückgelegte Distanz im Mittel von 332 m auf 414 m (+82 m). Im Endurance-Shuttle-Test – einem Belastungstest zur Erfassung der Ausdauer – verlängerte sich die mittlere Gehzeit von etwa 4 min auf knapp 11 min (Zunahme von ca. 7 min). Selbst jene rund 20 % der Patienten, deren Fatigue-Symptome sich subjektiv kaum gebessert hatten, zeigten häufig Verbesserungen bei Gehstrecke und Ausdauer.
Keine anstrengungsbedingte Symptomverschlechterung
Ein zentrales Augenmerk der Studie lag auf PESE, also einer möglichen Verschlimmerung der Symptome infolge körperlicher Belastung. 44 Teilnehmer wurden zu Beginn und am Ende des Programms standardisiert zu PESE-Symptomen befragt. Das Ergebnis: In dieser Subgruppe wurde keine Zunahme der Beschwerden im zeitlichen Zusammenhang mit den Trainingseinheiten beobachtet. Es zeigten sich im Gegenteil deutliche Rückgänge sowohl in der Häufigkeit als auch in der Schwere der Symptome nach Belastung.
Fazit
Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass ein gezieltes Long COVID-Rehabilitationsprogramm mit individuell dosierter die oftmals ausgeprägte Fatigue bei Post-COVID-Patienten signifikant lindern und die körperliche Leistungsfähigkeit deutlich steigern kann – ohne negative Effekte im Sinne einer PESE. Dass solche rehabilitativen Maßnahmen für Long-COVID-Betroffene nicht nur sicher sind, sondern einen relevanten Beitrag zur Linderung der Fatigue und zur funktionellen Erholung leisten können, sollte künftig durch randomisierte, kontrollierte Studien weiter bestätigt werden.
- Daynes E, Baldwin MM, Annals M, Gardiner N, Chaplin E, Ward S, Greening NJ, Evans RA, Singh SJ. Changes in fatigue symptoms following an exercise-based rehabilitation programme for patients with long COVID. ERJ Open Res. 2024 Jul 22;10(4):00089-2024. doi: 10.1183/23120541.00089-2024. PMID: 39040593; PMCID: PMC11261384.