Speichel-Pepsin: Ein Marker für Refluxhusten

Ein einfacher Speicheltest übertrifft den Standard-Fragebogen bei Refluxhusten mit 83,6% Genauigkeit. Besonders bei nicht-saurem Reflux zeigt der Pepsin-Test seine Überlegenheit.

Das Wichtigste zum Pepsin-Speichel-Test bei refluxinduziertem Husten:

Ziel der hier vorgestellten prospektiven Studie war es, die diagnostische Aussagekraft der Pepsinkonzentration in Speichel und induziertem Sputum bei Patienten mit chronischem Husten zu prüfen und mit dem etablierten GerdQ-Fragebogen zu vergleichen.

Warum Pepsin als diagnostischer Marker?

Dass Pepsin als diagnostischer Marker für refluxbedingten Husten untersucht wurde, hat folgenden Hintergrund: Das Enzym wird ausschließlich im Magen gebildet. Somit wäre sein Nachweis im Speichel oder Sputum ein direkter Hinweis auf gastroösophagealen Reflux. Ziel der Forschungsgruppe war es daher, die diagnostische Aussagekraft der Pepsinkonzentration im Speichel oder Sputum als einfachen, nicht-invasiven Marker für refluxinduzierten Husten zu prüfen – insbesondere bei nicht-saurem Reflux, bei dem klassische Tests wie der GerdQ an ihre Grenzen stoßen. Bei dieser Reflux-Variante fließt nicht saure, sondern basische (bittere, gallige) Flüssigkeit in die Speiseröhre zurück.

Studiendesign

Insgesamt wurden 171 Patienten mit chronischem Husten in die prospektive Studie (DOI: ) aufgenommen. Die Diagnose von refluxinduziertem Husten erfolgte gemäß einem vierstufigen Protokoll einschließlich pH-Messung und Ansprechen auf eine stufenweise antirefluxive Therapie. Diagnostiziert wurden 67 Fälle von refluxinduziertem Husten, davon 22 mit saurer und 19 mit nicht-saurer Refluxform. Die übrigen 104 Probanden litten an anderen chronischen Hustenformen.

Für die Bestimmung der Pepsinkonzentrationen wurden Speichel- und Sputumproben gesammelt. Zudem füllten die Teilnehmenden den GerdQ-Fragebogen aus.

Pepsin-Speichel-Test: zuverlässiger als der GerdQ-Fragebogen

Die Ergebnisse sprechen klar für die Pepsin-Testung im Speichel als gute Alternative zur Diagnostik des refluxinduzierten Hustens: Die mittlere Pepsinkonzentration im Speichel war bei betroffenen Patienten signifikant höher (132,5 ± 103,9 ng/mL) als bei nicht betroffenen Personen (30,05 ± 64,33 ng/mL; p < 0,001) sowie gegenüber Personen mit anderen chronischen Hustenformen (p < 0,001).

Für den Speichel-Pepsin-Test wurde ein optimaler Cut-off-Wert von 76,10 ng/mL identifiziert. Mit einer AUC (Area Under the Curve, ein Maß für die diagnostische Genauigkeit eines Tests) von 0,845 zeigte der Speichel-Test eine hohe diagnostische Aussagekraft bei refluxbedingtem Husten. Sensitivität und Spezifität lagen bei 83,6 % bzw. 82,7 %. Der Test übertraf damit den GerdQ signifikant (p = 0,0008).

Pepsin im induzierten Sputum: kein klinisch verwertbarer Marker

Im Gegensatz zur Speichelprobe zeigte die Pepsinkonzentration im induzierten Sputum keine signifikante diagnostische Aussagekraft. Die Konzentrationen lagen bei refluxinduziertem Husten und nicht-refluxinduziertem  im Mittel bei 0 ng/mL. Die niedrige Aussagekraft wurde unter anderem auf proteolytische Einflüsse durch Dithiothreitol, mit dem die Sputumproben aufbereitet wurden, sowie auf die geringe Refluxmenge zurückgeführt, die in die Atemwege gelangt. Weitere pathophysiologische Faktoren wie Hustenreflexe und bronchiale Clearance könnten die Messung zusätzlich beeinflussen.

Speichel-Pepsin-Test: Keine Differenzierung zwischen nicht-saurem und saurem Refluxhusten

In der Untergruppe mit saurem refluxinduzierten Husten lag die AUC des Speicheltests bei 0,779; beim nicht-sauren refluxinduzierten Husten sogar bei 0,830. Insbesondere beim nicht-sauren Reflux zeigte sich gegenüber dem GerdQ eine deutliche Überlegenheit des Speicheltests gegenüber dem Fragebogen (p < 0,0001). Die Speichel-Pepsin-Konzentration war bei beiden Refluxformen signifikant höher als bei nicht-refluxinduziertem Husten, unterschied sich jedoch nicht signifikant zwischen saurem und nicht-saurem Husten.

Nicht-invasiver Speicheltest: Mögliche Alternative zu GerdQ und pH-Messung

Der GerdQ erreichte bei refluxbedingtem Husten nur eine AUC von 0,670. Besonders bei Patienten mit nicht-saurer Refluxform ist seine Aussagekraft eingeschränkt, da typische Refluxsymptome fehlen können. Der Speicheltest bietet hier eine vielversprechende Alternative. Die Speichelentnahme ist nicht-invasiv, kostengünstig und einfach durchführbar – ein wesentlicher Vorteil auch gegenüber der pH-Messung im Ösophagus, die zwar ein recht zuverlässiges, aber zugleich aufwendiges und invasives Diagnostikum ist.

Fazit: diagnostisches Potenzial für die Praxis

Die Ergebnisse zeigen, dass der Speichel-Pepsin-Test ein verlässliches Instrument zur Identifikation von refluxinduziertem Husten darstellt – insbesondere bei nicht-sauren Formen, bei denen das gängige Diagnoseverfahren mittels Fragebogen versagen kann. Die einfache Handhabung und hohe diagnostische Genauigkeit sprechen für eine breitere Anwendung in der klinischen Routine.

Quelle:
  1. Gu W, Chen W, Zhang T, et al. Diagnostic value of the pepsin concentration in saliva and induced sputum for gastroesophageal reflux-induced chronic cough: a prospective clinical study. ERJ Open Res 2024;10:00046-2024. DOI: 10.1183/23120541.00046-2024