Bakterielle NTM-Infektion erhöht Gefahr für Sjögren-Syndrom

Die Identifizierung von verschiedensten Auslösern soll helfen, gezielte "Targeted Therapies" gegen die heimtückische Krankheit zu entwickeln.

NTM und SjS: zwei Seiten einer Medaille?

Die Ergebnisse einer Studie, die auf dem EULAR 2017vorgestellt wurde, legen eine Verbindung zwischen neu diagnostiziertem Sjögren-Syndrom (SjS) und einer vorherigen Infektion mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) nahe.1

Obwohl ein erhöhtes Risiko für Tuberkulose (TB) bei Patienten mit SjS gefunden wurde2, erbrachte die vorgestellte Studie keinen Beleg, dass die TB-Infektion selbst mit einem erhöhten Risiko für SjS verbunden ist.1

Herausgefunden wurd ejedoch, dass Patienten, die neu mit primärem SjS (keine weiteren rheumatischen Erkrankung) diagnostiziert wurden, mit einer 11-fach höheren Wahrscheinlichkeit eine vorherhige NTM-Infektion aufwiesen, als jene in der dazugehörigen Kontrollgruppe.

Am ausgeprägtesten war diese Assoziation unter den Patienten im Alter zwischen 45 und 65 Jahren.1 Es wurde jedoch keine Assoziation zwischen SjS und einer früheren TB-Infektion gefunden.1

"Obwohl der genaue Krankheitsmechanismus hinter SjS schwer zu ergründen ist, weiß man, dass eine Vielzahl von Umwelt-, genetischen und hormonellen Faktoren mit Entwicklung und verschiedenen Manifestationen dieser hochbelastenden Krankheit in Zusammenhang steht", so Hauptautor Dr. Hsin-Hua Chen aus dem Taichung Veterans General Hospital in Taiwan, China.

"Die Identifizierung von NTM als potenzieller Auslöser wird hoffentlich bei der zukünftigen Entwicklung einer gezielten Therapie für diese Patienten helfen", fügte er hinzu.

Nach dem Ausschluss jener SjS-Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) und systemischem Lupus erythematodes, kam die Assoziation mit der NTM-Infektion unter 5.751 neu diagnostizierten Fällen ans Tageslicht (OR, 11,24; 95% Konfidenzintervalle, 2.37-53.24) .

Im Vergleich dazu wurden 86.265 Nicht-SjS-Patienten gematched nach Alter, Geschlecht und Jahr der NTM-Diagnose. Diese wurde mittels ICD9-Code festgestellt, sowie anhand der Verschreibung von NTM-relevanten Antibiotika (zur Datenbereinigung wurde vorgegangen nach Charlson-Komorbiditätsindex sowie Bronchiektasen ausgeschlossen).

"Weil SjS eine Krankheit mit heimtückischen Anfängen ist, können wir die Möglichkeit nicht ausschließen, dass sie bereits vor der NTM-Infektion bestand. In unserer Studie wurde bei sieben Teilnehmern die NTM-Infektion innerhalb von drei Monaten vor der SjS diagnostiziert, was auf eine mögliche Koexistenz hindeutet. Die anderen vier wurden jedoch im Schnitt 2,9 Jahre nach der NTM-Diagnose mit SjS diagnostiziert.

"Die signifikante Assoziation belegt die Notwendigkeit, jeden Patienten mit NTM-Infektion auch auf SjS zu screenen, um eine sofortige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen ", schloss Dr. Chen.

SjS ist eine immunvermittelte chronische entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem die Drüsen  angreift, die Flüssigkeit produzieren, wie z. B. die Tränen- und Speicheldrüsen. Die Entzündung innerhalb der Drüsen reduziert die Flüssigkeitsproduktion, was schmerzhaftes Brennen in den Augen, einen trockenen Mund und manchmal Trockenheit in der Nase, Vagina und Haut hervorruft.

Primäre SjS tritt bei Menschen ohne andere rheumatische Erkrankung auf; Sekundäres SjS tritt bei Leuten auf, die eine andere rheumatische Erkrankung haben, meist Lupus und RA.3 Die weltweite Prävalenz der primären SjS wird auf etwa 0,2% der erwachsenen Bevölkerung geschätzt.4

References

1 Chen H-H, Chao W-C, Liao T-L, et al. Association between a history of mycobacterial infection and the risk of Sjögren’s syndrome: a nationwide, population-based case-control study. EULAR 2017; Madrid: Abstract OP0074

2 Chang YS, Liu CJ, Ou SM, et al. Tuberculosis infection in primary Sjögren’s syndrome: a nationwide population-based study. Clin Rheumatol 2014; 33 (3): 377-383

3 https://www.rheumatology.org/I-Am-A/Patient-Caregiver/Diseases-Conditions/Sjogrens-Syndrome [Accessed 11 May 2017]

4 Westhoff G, Zink A. [Epidemiology of primary Sjörgren's syndrome]. Z Rheumatol. 2010; 69(1): 41-9. doi: 10.1007/s00393-009-0518-3.