DiGAs in der Rheumatologie: Erfahrungswerte und Zukunftsperspektiven

Noch gibt es keine digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) speziell für entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Doch die ersten „digitalen Helfer“ für Rheumapatienten stehen bereits in den Startlöchern.

Wie funktionieren DiGAs?

Zulassung von DiGAs durchs BfArM

Bevor eine digitale Gesundheitsanwendung ins sogenannte DiGA-Verzeichnis aufgenommen wird, durchläuft sie einen Zulassungsprozess beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), bei dem folgende Kriterien überprüft werden: 

Im Gegensatz zu einfachen Gesundheits-Apps werden durch die gesetzliche Grundlage im Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) somit Evidenz, Sicherheit und die Kostenerstattung von DiGAs gewährleistet. 

Bisherige digitale Angebote für Rheumapatienten

Ziel der digitalen Angebote ist es, die Patienten aktiv in den Behandlungsprozess einzubinden. Gerade in der Rheumatologie mit ihrem breiten Spektrum meist chronischer Erkrankungen birgt dieser Ansatz ein enormes Potenzial. Noch richtet sich zwar keine der bislang 59 im Verzeichnis gelisteten DiGAs speziell an Rheumapatienten; doch schon heute können sie von Anwendungen beispielsweise aus der Kategorie Psyche oder Muskeln, Knochen und Gelenke profitieren. Diese bieten Hilfe bei der Bewältigung chronischer Schmerzen oder depressiver Verstimmungen. Auch Anleitungen für körperliches Training zu Hause, beispielsweise zur Behandlung unspezifischer Rückenschmerzen, können für Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nützlich sein. 

Real-World-Daten aus der Rheumatologie

Wie solche Angebote bislang in der Praxis genutzt werden, wurde in einer Pilotstudie der Hochschulambulanz am Universitätsklinikum Erlangen getestet. Die meisten der 48 Patienten litten an einer axialen Spondyloarthritis, die häufigsten DiGA-Indikationen waren unspezifische Rückenschmerzen und eine chronische Schmerzstörung. Trotz allgemein hoher Akzeptanz nutzten nur 13 % das DiGA-Angebot vollumfänglich, was vor allem mit Zeitmangel und fehlendem Engagement begründet wurde. Bei den DiGA-Nutzern gaben 40 % eine Beschwerdebesserung an, vor allem Patienten mit Rückenschmerzen profitierten von bewegungsbasierten Angeboten. 

Um die Adhärenz zu verbessern, fordern die Autoren eine noch größere Benutzerfreundlichkeit. Entscheidend sei darüber hinaus das Wissen der Ärzte, die ihre Patienten zur Nutzung von DiGAs motivieren sollten. 

Erste Rheuma-DiGAs stehen vor der Zulassung

Über kurz oder lang werden auch Rheumatologen um diese Aufgabe – und gleichzeitig große Chance – nicht herumkommen. Denn mehrere DiGAs für entzündlich-rheumatische Erkrankungen befinden sich aktuell in fortgeschrittener Entwicklung oder bereits im Zulassungsprozess. Dabei handelt es sich um Angebote für Patienten mit axialer Spondyloarthritis, Psoriasisarthritis, rheumatoider Arthritis und systemischem Lupus erythematodes. Sie bieten u. a. verhaltenstherapeutische Unterstützung, Bewegungstherapie und Vorschläge zur Lebensstilmodifikation.

Bis es so weit ist, lohnt es sich, schon jetzt einen Blick ins DiGA-Verzeichnis zu werfen. Kleiner Tipp: Für manche Anwendungen gibt es auch Testzugänge, die beim jeweiligen Hersteller angefragt werden können. 

Quelle:
  1. Knitza J et al. Digitale Gesundheitsanwendungen – was sollten wir als Rheumatolog:innen wissen. Z Rheumatol 2024; 83 :859–865. https://doi.org/10.1007/s00393-024-01570-3.