Komplementäre Heilverfahren in der Rheumatologie: Empfehlungen für die Praxis

Fastenkuren, ayurvedisches Rasayana und Globuli: Komplementäre Heilverfahren stehen in der Rheumatologie hoch im Kurs. Doch was bringen sie, und können sie möglicherweise sogar schaden?

Wie werden CAM angewendet?

Wie ist die Datenlage zu CAM?

Eines kann man nicht behaupten: dass es an Publikationen zum Thema CAM mangelt. Buchhandlungen sind voll mit allen möglichen Ratgebern und Gesundheitstipps. Das Problem ist die oft fehlende wissenschaftliche Evidenz. Das liegt zum einen daran, dass die Wirkmechanismen komplementärer Methoden bislang nur in Ansätzen untersucht sind; zum anderen sind hochwertige klinische Studien in diesem Bereich anspruchsvoll und fehleranfällig.

Speziell für die Rheumatologie ist die Datenlage sehr dürftig. Entsprechend bedeckt halten sich die Leitlinien mit einschlägigen Empfehlungen. Um Ärzten im klinischen Alltag dennoch eine Orientierung zu geben, hat die DGRh daher eine Expertenkommission „Komplementäre Heilverfahren und Ernährung“ eingesetzt.

Denn die Nachfrage ist groß. Gleichzeitig berichtet nur etwa die Hälfte der Patienten, die CAM anwenden, ihren behandelnden Ärzten davon. Alarmierend stimmt außerdem, dass Patienten, die alternativmedizinische Verfahren präferieren, seltener eine antirheumatische Basistherapie einnehmen.

Wie können Ärzte ihre Patienten über komplementäre Verfahren aufklären?

Der erste Schritt ist daher eine qualifizierte, vorurteilsfreie Information und ärztliche Beratung, in der Chancen und Risiken offen benannt und gemeinsam mit den Patienten abgewogen werden. 

Doch welche konkreten Ratschläge können Ärzte ihren Patienten auf dem Boden evidenzbasierter Medizin geben?

In puncto Ernährung herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit, dass sie einen Einfluss auf Krankheitsaktivität und Schubfrequenz entzündlich rheumatischer Erkrankungen haben kann. Klar ist auch, dass Arachidonsäure und gesättigte Fette proinflammatorisch wirken, ebenso raffinierte Zucker. Förderlich ist dagegen eine mediterrane Kost aus vollwertiger, gemüse- und obstreicher sowie fleischarmer Ernährung.

Die langjährige Erfahrung zeigt, dass auch Fasten die Beschwerden lindern kann. Klassisches Heilfasten sollte allerdings – sofern keine Kontraindikationen vorliegen – durch methodisch erfahrene Ärzte überwacht und ergänzend zur Ernährungstherapie eingesetzt werden.

Welche Empfehlungen gibt es zu Ayurveda und Homöopathie?

Hier wird die Datenlage noch dünner. Erste positive Evidenz gibt es für die Verwendung von Kurkuma bzw. Curcumin-Extrakten bei Arthrose. Allerdings müssen bei sämtlichen Phytotherapien stets Neben- und Wechselwirkungen sowie mögliche Verunreinigungen mitbedacht werden. Daher sollten Ärzte, die damit arbeiten, über entsprechendes Wissen und Erfahrung verfügen. Die Deutsche Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin e. V. bietet eine qualifizierte Ausbildung in diesem Bereich an.

Für die Homöopathie gibt es explizit keine Empfehlungen bei entzündlichen Gelenkerkrankungen, autoimmunen Systemerkrankungen und Fibromyalgiesyndrom. Eine mögliche Wirkung wird im Wesentlichen auf Placeboeffekte zurückgeführt. 

Fazit für die Praxis

Trotz bahnbrechender Fortschritte bei der Therapie rheumatischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten ist das Interesse an alternativen und komplementären Verfahren ungebrochen. Ärzte sollten ihre Patienten offen darauf ansprechen. Die Empfehlungen der Expertenkommission können dabei unterstützen. Weitere Themen wie "Traditionelle chinesische Medizin, "Phytotherapeutika" und "Mind-Body-Medizin" sind bereits in Planung.
 

Quelle:
  1. Keyßer G et al. Empfehlungen der Kommission Komplementäre Heilverfahren und Ernährung zu ayurvedischer Medizin, Homöopathie, Ernährung und mediterraner Kost. Z Rheumatol 2023; 82: 517–531. https://doi.org/10.1007/s00393-023-01356-z