RA und Herz-Kreislauf-Risiko: Neue Erklärung durch das Bindegewebe

Steife Gelenke – steife Gefäße: Patienten mit RA haben oft beides. Möglicherweise liegt eine „konstitutionelle Steifigkeit“ des Bindegewebes sowohl rheumatischen als auch kardiovaskulären Erkrankungen zugrunde.

Was bedeutet „konstitutionelle Steifigkeit“?

Zusammenhang zwischen RA und CVD 

Dass biomechanische Faktoren der den Schweregrad der RA beeinflussen, ist schon länger bekannt. So sind stark beanspruchte Gelenke oft schwerer betroffen, während die Entzündung in hypermobilen Gelenken wie beim Ehlers-Danlos-Syndrom oder gelähmten Gliedmaßen nach einem Schlaganfall weniger ausgeprägt ist.

Darüber hinaus weiß man, dass die mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist, was zum Teil auf inflammatorische Prozesse zurückzuführen ist. Die Entzündung allein kann diesen Zusammenhang jedoch nicht erklären, da die Einführung biologischer krankheitsmodifizierender Antirheumatika (bDMARDs) nicht wie erwartet zu einer Verringerung kardiovaskulärer Ereignisse geführt hat.

Die Forscher aus New Lambton untersuchten daher, ob KS ein weiteres gemeinsames Bindeglied zwischen RA und CVD sein könnte, mit dem sich möglicherweise auch der Schweregrad der Erkrankungen vorhersagen lässt. Dazu schlossen sie 58 Patienten mit Autoantikörper-positiver RA und 57 Kontrollpersonen in ihre Querschnittsanalyse ein und erfassten die Steifigkeit von Gelenken, Gefäßen und Haut anhand verschiedener Messungen und klinischer Tests.

Je schwerer die RA, umso steifer Gelenke und Arterien 

Sie fanden eine signifikante Korrelation zwischen Gelenk-, Gefäß- und Hautsteifigkeit. In der RA-Kohorte waren Gelenk- und Hautsteife nach Altersadjustierung die stärksten Korrelate steifer Gefäße. Außerdem war eine radiologisch ausgeprägte RA mit einer größeren Steifigkeit der Gelenke und Arterien, bei einer Erkrankungsdauer < 5 Jahren auch mit einer steiferen Haut verbunden. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war die Steifigkeit im Gefäßsystem bei RA-Patienten ausgeprägter. 

Vor allem die erhöhte Steifigkeit der Haut ließ die Forscher aufhorchen, denn die Haut ist von RA üblicherweise nicht betroffen. Außerdem wird die Hautsteifigkeit im Gegensatz zur Steifigkeit von Gelenken und nicht durch entzündliche Prozesse bei RA beeinflusst. Dies stütze die Annahme, dass – neben der Inflammation – eine allgemeine KS rheumatischen und kardiovaskulären Erkrankungen zugrunde liegt. Es würde auch erklären, warum das kardiovaskuläre Risiko bei RA-Patienten schon vor Ausbruch der Erkrankung erhöht ist und schwerere RA-Verläufe mit einem höheren CVD-Risiko einhergehen. 

Es sei daher plausibel, dass Autoimmunität und die Grundlage der RA bilden, Verlauf und Schweregrad der Erkrankung jedoch maßgeblich durch die biomechanischen Eigenschaften des Bindegewebes bestimmt werden, die auch das kardiovaskuläre Risiko beeinflussen. Die Beurteilung der Gelenk-, Arterien- und Hautsteifigkeit könne somit ein nützlicher Prädiktor für den Schweregrad von RA und CVD sein. 

Ob der Zusammenhang tatsächlich kausal ist, müssten freilich weitere prospektive Studien untersuchen.

Quelle:
  1. Oakley SP et al. Biomechanical determinants of rheumatoid arthritis severity and excess cardiovascular disease: common origins of two complex diseases. RMD Open 2024; 10: e004524.