Rheumatoide Arthritis: Zoster-Risiko unter JAK-Inhibitoren am höchsten

Die Therapie mit krankheitsmodifizierenden DMARDs steigert bei Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis das ohnehin schon erhöhte Risiko von Herpes Zoster.

Zoster-Risiko bei Rheumatoider Arthritis

Die Therapie mit krankheitsmodifizierenden DMARDs steigert bei Patienten mit rheumatoider Arthritis das ohnehin schon erhöhte Risiko von Herpes Zoster. Unter den verschiedenen DMARDs ist die Gefahr bei Januskinase-Inhibitoren, kurz JAK-Inhibitoren, am höchsten. Dies zeigen Daten aus dem RABBIT-Register, die kürzlich auf dem EULAR 2020 vorgestellt wurden.

Eine Varizella-Zoster-Reaktivierung tritt bei PatientInnen mit Rheumatoider Arthritis allein aufgrund der Erkrankung zwei- bis dreimal häufiger als bei Gesunden auf.1 Immunsuppressiva erhöhen dieses Risiko weiter. Verschiedene Studien beispielsweise zu TNF-α-Blockern haben bereits dieses Problem beschrieben.

Um die Sicherheit und Effektivität einer DMARD-Therapie bei diesen PatientInnen  einschätzen zu können, werden in Deutschland Daten zu Medikation und Nebenwirkungen im sogenannten "Biologika-Register" RABBIT gesammelt.2 Auf dem virtuellen europäischen Kongress für Rheumatologie EULAR 2020 stellte Frau Dr. Strangfeld von der Charité Berlin nun aktuelle Daten aus dem Register vor.3,4

Zoster-Risiko unter JAK-Inhibitoren dreifach erhöht

Die Analyse umfasste Daten von 12.470 Personen, die zwischen 2007 und 2019 in das Register aufgenommen worden waren. 433 Testpersonen erlitten in diesem Zeitraum einen oder mehrere Herpes-Zoster-Infektionen (insgesamt 452 Fälle). Bei 52 Personen verlief die Erkrankung schwerwiegend.

PatientInnen, die JAK-Inhibitoren erhielten, hatten dabei das höchste Risiko für einen Herpes Zoster (25 Fälle / 1.000 Patientenjahre), diejenigen, die konventionell synthetische DMARDs wie Methotrexat erhielten, das niedrigste (5,8 Fälle / 1.000 Patientenjahre). Unter biologischen DMARDs wie TNF-α-Inhibitoren und anderen Biologika trat eine Zoster-Reaktivierung in 8,5–10,4 Fällen / 1.000 Patientenjahre auf.

Impfung empfohlen

Ein Herpes Zoster kann die Lebensqualität von Betroffenen stark einschränken. Der seit 2018 erhältliche Totimpfstoff erleichtert es, Menschen mit Rheumatoider Arthritis und immunsuppressiver Therapie vor der Zoster-Reaktivierung zu schützen. Die Autorin empfiehlt daher eine systematische Impfung dieser Risikogruppe. Auch die deutsche Rheuma-Liga spricht sich hierfür aus.5

Quellen:
1. Harigai M. Growing evidence of the safety of JAK inhibitors in patients with rheumatoid arthritis. Rheumatology (Oxford). 2019;58(Suppl 1):i34-i42. doi:10.1093/rheumatology/key287
2. RABBIT - Rheumatoide Arthritis: Beobachtung der Biologika-Therapie, https://biologika-register.de/
3. Anja Strangfeld et al., Risk of herpes zoster in patients with rheumatoid arthritis under biological, targeted synthetic, and conventional synthetic DMARD treatment. Abstract N°: 3171. EULAR 2020. https://biologika-register.de/wp-content/uploads/2020/06/A54_HerpesZoster_EULAR_2020.pdf
4. EULAR Congress News, Friday/Saturday EDITION. Shingles risk appears highest with JAK-inhibitor treatment for rheumatoid arthritis, p. 12. https://www.eularcongressnews-digital.com/eularcongressnews/eular_2020_fri_sat_june_5_6?pg=12#pg12
5. Deutsche Rheuma-Liga, https://www.rheuma-liga.de/aktuelles/detailansicht/herpes-zoster-impfung-in-begrenzter-menge-wieder-verfuegbar