Die Andropause - auch bekannt als spät einsetzender Hypogonadismus - ist eine häufige Erkrankung, deren Prävalenz mit zunehmendem Alter steigt. Die Diagnostik der Andropause basiert unter anderem auf dem Vorliegen folgender Symptome:
Ihnen gemein ist, dass sie auf einen Testosteronmangel hindeuten. Die Andropause ist durch einen Rückgang des Serumtestosterons unter den Normalwert definiert. Die Wechselwirkungen zwischen Androgenmangel und Alterung sind komplex. Die Andropause zeichnet sich durch einen schleichenden Beginn und ein langsames Fortschreiten aus. Sie steht damit in einem klaren Gegensatz zur , die ein universeller, gut charakterisierter zeitlicher Prozess ist, der mit einem absoluten Versagen der Keimdrüsen einhergeht. Eine echte Andropause tritt nur bei Männern auf, die aufgrund von Krankheiten oder Unfällen ihre Hodenfunktion verloren haben. Dies kann bei fortgeschrittenem Prostatakrebs mit chirurgischer oder medizinischer Kastration der Fall sein.1,2
Klassifikationen des Hypogonadismus gemäß der AUA
Laut der American Urologic Association (AUA) bezeichnet Hypogonadismus Männer, die einen Serumtestosteronspiegel von weniger als 300 ng/dl aufweisen. Dies sollte durch zwei morgendliche Tests nachgewiesen sowie durch entsprechende Symptome bestätigt werden. Es wird zwischen einem primären und einem sekundären Hypogonadismus sowie einem „Hypogonadismus im Erwachsenenalter” unterschieden:
- Der primäre Hypogonadismus äußert sich durch einen verminderten Testosteronspiegel und erhöhte Gonadotropinwerte aufgrund einer zugrunde liegenden Hodeninsuffizienz.
- Beim sekundären Hypogonadismus liegen sowohl ein verminderter Serumtestosteronspiegel als auch reduzierte Gonadotropinwerte vor. Der zugrundeliegende Mechanismus umfasst Pathologien der Hypothalamus-Hypophysen-Achse.
- Mit dem Begriff „Hypogonadismus im Erwachsenenalter” wird eine bei normalen Gonadotropinwerten bezeichnet.2
Die Massachusetts Male Aging Study
Der Massachusetts Male Aging Study zufolge sind schätzungsweise etwa 2,4 Millionen Männer im Alter von 40 bis 69 Jahren in den Vereinigten Staaten von einem Androgenmangel betroffen. Das Forschungsteam kam zu dem Schluss, dass die Rate mit zunehmendem Alter signifikant ansteigt. So haben 35 % der Männer in ihren 70ern einen niedrigeren Testosteronspiegel als die jüngere männliche Bevölkerungsgruppe.2
Gesundheits- und Lebensstilfaktoren
Der Testosteronspiegel spielt, wie zu erwarten, eine wichtige Rolle bei der Andropause. Mit zunehmendem Alter sinkt der Testosteronspiegel um 1 % pro Jahr. Dieser Rückgang ist aufgrund von Veränderungen des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG) beim freien Testosteronspiegel stärker ausgeprägt. Im klinischen Alltag ist es wichtig zu beachten, dass die Geschwindigkeit des Rückgangs des Testosteronspiegels interindividuell variieren kann. Zudem können chronische Erkrankungen wie z.B. oder starker emotionaler Stress sowie bestimmte Medikamente diesen Prozess ebenso beeinflussen. Unter den Adipositas-Parametern ist der Taillenumfang einer der potenziell veränderbaren Risikofaktoren für einen niedrigen Testosteronspiegel und eine symptomatische Androgeninsuffizienz. Eine Verlangsamung dieses Prozesses ist durch die Kontrolle von Gesundheits- und Lebensstilfaktoren möglich.1
Die Auswirkungen von Diabetes und BMI
Verschiedene Faktoren können den Hypogonadismus und niedrige Testosteronspiegel beeinflussen. Hierbei gibt es auch veränderbare Parameter wie:
- HbA1c-Werte,
- Diabetesdauer,
- Body-Mass-Index (BMI),
- ,
- Alkoholismus,
- .
Im klinischen Alltag ist es daher wichtig, auf diese Faktoren einzugehen, da sie wichtige Stellschrauben einer umfassenden Therapie darstellen. Die Kontrolle des Blutzuckers und des BMI hat einen erheblichen Einfluss auf die Symptome der Andropause und den Gesamt-Testosteronspiegel der betroffenen Patienten.3
Diabetes, BMI und Andropause
Es ist bekannt, dass die Prävalenz der Andropause mit zunehmendem Alter ansteigt. Bei Diabetikern tritt sie jedoch früher auf als bei gesunden Menschen – auch sind die Symptome schwerwiegender. Die Dauer der Diabeteserkrankung, die Blutzuckerkontrolle und der BMI haben einen erheblichen Einfluss auf die Andropause: Eine schlechtere und ein höherer BMI sind mit mehr Hypogonadismus-Symptomen sowie niedrigeren Testosteronspiegeln in einem früheren Lebensalter verbunden. Es ist daher empfehlenswert, dass alle männlichen Diabetiker routinemäßig auf Andropause hin untersucht werden.3
Erhöhtes Mortalitätsrisiko bei Testosteronmangel
Interessanterweise kann der Testosteronspiegel, ab dem Symptome auftreten, von Person zu Person variieren. So zeigen viele Männer trotz eines niedrigen Testosteronspiegels keinerlei Symptomatik. Der Rückgang von Testosteron und anderen anabolen Hormonen bei Männern ab Mitte 30 kann die altersbedingten Verschlechterungen bestimmter Körperfunktionen beeinflussen:
- kognitiver Verfall,
- ,
- Gebrechlichkeit,
- Fettleibigkeit,
- Osteopenie,
- Reduktion der Muskelmasse,
- Erhöhte Fettgewebemasse.
Die Andropause beeinflusst nicht nur die Lebensqualität, sondern kann auch die Lebensdauer der Betroffenen verkürzen: Testosteronmangel steht bei älteren Männern mit einem erhöhten Sterberisiko in den nachfolgenden 20 Jahren in Zusammenhang. Dieses erhöhte Mortalitätsrisiko besteht unabhängig von mehreren Risikofaktoren und verschiedenen bereits bestehenden Komorbiditäten.1
Fazit für die Praxis
- Änderungen des Lebensstils können das Auftreten der Andropause verzögern oder verhindern.
- Die Kontrolle des Blutzuckers und des hat einen erheblichen Einfluss auf die Symptome der Andropause und den Gesamt-Testosteronspiegel.
- Ein niedriger Testosteronspiegel kann mit diversen Symptomen einhergehen.
- Ein Andropause-Screening ist bei Diabetikern in frühem Lebensalter empfehlenswert.
- Es gibt veränderbare Parameter, die die Andropause beeinflussen können.
- Singh P. Andropause: Current concepts. Indian J Endocrinol Metab. 2013 Dec;17(Suppl 3):S621-9.
- Mian AH, Yang DY, Kohler TS. Current Management and Controversies Surrounding Andropause. Urol Clin North Am. 2022 Nov;49(4):583-592.
- Kadiwala RS et al Andropause in Diabetic and Non-diabetic Males: A Cross-Sectional Observational Study in Western India. Cureus. 2024 Jul 22;16(7):e65152.