Prostatakarzinom-Imaging: Mehr Genomics?

Trotz immer weiter verfeinerter und neuer Bildgebungstechniken in der Uroonkologie stoßen die klassischen Bildgebungsverfahren an Grenzen. Inwieweit hier die Genomanalyse von Tumoren weiterhelfen kann, war Gegenstand beim diesjährigen EAU 2020.

Genomanalysen ergänzen die Bildgebung

Trotz immer weiter verfeinerter und neuer Bildgebungstechniken in der Uroonkologie stoßen die klassischen Bildgebungsverfahren an Grenzen. Inwieweit hier die Genomanalyse von Tumoren weiterhelfen kann, war Gegenstand beim diesjährigen EAU 2020.

Typischerweise treten in der konventionellen Bildgebung methodenbedingte Limitierungen auf, welche die Möglichkeiten der Tumordiagnostik begrenzen können. Dazu gehören beispielsweise Detektionsgrenzen, die kleinste Invasionsherde oder Mikro-Metastasen übersehen lassen. In einigen Fällen ist es zudem schwierig, normales Prostatagewebe von Tumorgewebe bildlich zu trennen oder es treten falsch-negative bzw. falsch-positive Signale auf, die nicht mit dem eigentlichen Prostatakarzinom korrelieren.

Dort wo die Bildgebung ihre Grenzen hat, könnten möglicherweise Genomanalysen helfen. Diese diskriminieren zwischen einzelnen Tumorregionen und zeichnen dadurch ein genaueres Bild der Heterogenität von Tumorherden. Gleichzeitig ermöglichen sie auch die molekulare Charakterisierung z. B. eines Prostatakarzinoms, was für eine zielgerichtete Therapie interessant sein kann.

Liquid Biopsies liefern Ausgangsmaterial für Genomanalysen

Für aussagefähige Genomanalysen braucht es heute keinesfalls mehr in jedem Fall einer soliden Tumorprobe. In vielen Fällen sind bereits flüssigkeitsbasierte Systeme etabliert, die sogenannten liquid biopsies. Dabei erhalten die ForscherInnen aus Urin, Serum oder Plasma eines Patienten verschiedenes genetisches Material, inklusive der Informationen von Tumoren.

Neben tumorspezifischen Proteinen finden sich in liquid biopsies ebenso zellfreie DNA bzw. RNA, zirkulierende Tumorzellen, volatile Stoffwechselprodukte, extrazelluläre Vesikel (Exosomen) sowie virale Partikel und anderes. Dieses Gemisch aus genomischer Information bildet die Grundlage der modernen onkologischen Genomanalyse.

Genomics ermöglichen neue Therapieansätze

Die wirkliche Stärke der Genomanalysen sind jedoch prädiktive Marker und neue Krebsmarker, die sich dadurch erschließen lassen. So sind extrazelluläre Vesikel häufige Quellen für miRNA, snoRNA oder tRNA.

Darüber hinaus ermöglichen "Genomics", neue Zielstrukturen für die Bildgebung oder für Therapien zu identifizieren. Zu nennen wären hier u.a. Bombesin als GPR-Analogon, PSMA-Antikörper beim Imaging, MDV3100 (Enzalutamid) als AR-Hemmer oder Olaparib aus der Gruppe der PARP-Inhibitoren.

Quelle:
Jenster G (Rotterdam). What might genomics add to the decision? In: Plenary session 01: Modern prostate cancer imaging in daily practice. EAU 2020; 17.07.2020