- Hafner, Julia (Frankfurt a. Main): Rezidivierende Harnwegsinfektionen. Session „Wie man mit Harnwegsinfektionen im Jahr 2025 umgeht – von den Leitlinien zur Praxis“, DGIM Kongress 2025, Wiesbaden, 03.-06.05.2025.
Lange hat das Thema rezidivierende HWI wenig Beachtung gefunden. Mit der Veröffentlichung zweier neuer Leitlinien – der deutschen S3-Leitlinie 2024 sowie den EAU (Europäische Gesellschaft für Urologie)-Guidelines 2023 (2025 aktualisiert) – ist es endlich mehr in den Fokus gerückt.
Einig sind sich beide Leitlinien bei der Diagnostik: Während bei einer asymptomatischen Bakteriurie die Indikation für eine Urinkultur restriktiv gestellt werden sollte, wird sie bei wiederkehrenden HWI empfohlen, um eine adäquate Antibiose zu gewährleisten. Weitere diagnostische Maßnahmen wie Zystoskopie oder bildgebende Verfahren werden bei Frauen < 40 Jahren ohne Risikofaktoren dagegen nicht empfohlen.
Schwieriger und z.T. ambivalent wird es bei der Therapie. Grundsätzlich sollten vor einer antibiotischen Therapie, die häufig keine Eradikation, sondern nur eine kurzfristige Symptomlinderung bewirkt, alle anderen Strategien ausgeschöpft sein. Dazu gehören:
Erst nach Ausschöpfen dieser Optionen soll eine Antibiotikaprophylaxe erfolgen. Die Schwierigkeit dabei: Sie verhindert Rezidive für die Zeit der Anwendung zwar zuverlässig, nach Absetzen hält die Wirkung jedoch oft nicht an. Hinzu kommt die Schädigung der Mikrobiota bei einer längerfristigen Einnahme von .
Für die Behandlung gibt es zwei Vorgehensweisen:
Hinsichtlich der Wirksamkeit sind alle gängigen Substanzen vergleichbar. Niedrig dosiertes Cotrimoxazol oder Nitrofurantoin sind immer möglich, einzig Fosfomycin sollte nicht zur postkoitalen Prophylaxe eingesetzt werden. Bei der Frage der Dauer reicht die aktuelle Studienlage von 3 bis 12 Monaten. Bei prämenopausalen Frauen wird eher ein kürzerer (3–6 Monate), bei postmenopausalen Frauen ein längerer Zeitraum (6–12 Monate) empfohlen.
Große Hoffnungen ruhen derzeit auf experimentellen, mikrobiotabasierten Strategien. Bekannt ist, dass das Mikrobiom eine große Rolle bei der Pathogenese von HWI spielt. Zudem scheinen vaginale, vesikale und enterale Flora eng miteinander zu kommunizieren. Dennoch ist die Datenlage etwa für Probiotika äußerst heterogen, so dass sich aktuell noch keine klaren Empfehlungen aussprechen lassen.
Das Gleiche gilt für den fäkalen Mikrobiomtransfer, bei dem das Mikrobiom eines gesunden Spenders übertragen wird. Hierzu nehmen die Leitlinien bislang noch keine Stellung. Das könnte sich in Zukunft allerdings ändern.