Inhalte, Ablauf, Dauer - alles zur Facharztprüfung

Allgemeinmedizin, Chirurgie, Radiologie - für welches Fach Ärzte sich auch entscheiden: Am Ende der Weiterbildung steht die Facharztprüfung. Das ist der Ablauf.

Was ist die Facharztprüfung?

Nach der Weiterbildung zum Facharzt, die in der Regel 60 bis 72 Monate dauert, müssen Mediziner eine mündliche Facharztprüfung vor einer Prüfungskommission ablegen und dabei beweisen, dass sie Patienten eigenverantwortlich in ihrem Fachgebiet betreuen können. Erst nach dem Bestehen der Facharztprüfung dürfen sie den Facharzttitel tragen und eine eigene Praxis eröffnen. Absolviert wird die Prüfung bei der jeweiligen Landesärztekammer. 2020 bestanden 13.861 Mediziner die Facharztprüfung.

Welche Voraussetzungen müssen für die Facharztprüfung erfüllt werden?

Bevor Assistenzärzte die Facharztprüfung in ihrer Fachrichtung ablegen dürfen, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Ärzte müssen bereits eine Mindestausbildungszeit der Facharztweiterbildung absolviert haben. Bei der Facharztausbildung in der Radiologie und den meisten anderen Disziplinen sind das 5 Jahre, in der Chirurgie 6 Jahre. Notwendig ist auch eine bestimmte Zahl an selbstständig durchgeführten Untersuchungen, Eingriffen und Operationen gemäß der Musterweiterbildungsverordnung, die einmal jährlich im Logbuch vermerkt wurden. Die Bescheinigung der Facharztreife in Form des Facharztzeugnisses gehören ebenfalls dazu. Darin schätzt der ausbildende Arzt die Kenntnisse und Fähigkeiten seines Schützlings ein und ob er die Ausbildungsinhalte erfüllt hat. Zum Facharztzeugnis gehört auch die Einschätzung der persönlichen Eignung des Kandidaten.

Mediziner, die einen Antrag auf Zulassung zur Facharztprüfung stellen, müssen außerdem Mitglied bei der Landesärztekammer sein. Dies gilt für den gesamten Zeitpunkt von der Antragstellung bis zum Bestehen der Prüfung.

Anmeldung zur Facharztprüfung

Die Anmeldung zur Facharztprüfung muss zwei Monate vor dem Ende der Facharztweiterbildung bei der jeweiligen Landesärztekammer eingereicht werden. Für die Anmeldung muss der angehende Facharzt das Anmeldeformular, die Zeugnisse der Ausbildungsstätten und das Logbuch der Landesärztekammer bereithalten. Mittlerweile ist bei vielen Landesärztekammern, etwa in Berlin, das Ausfüllen der Anmeldung auch online möglich, sofern die erforderlichen Programme auf dem Rechner installiert sind. Der Antrag muss der Landesärztekammer dennoch schriftlich und unterschrieben zugestellt werden. Möglicherweise verlangt die Landesärztekammer auch die Approbationsurkunde, den Lebenslauf, den aktuellen Arbeitsvertrag und eine Liste mit den Publikationen des Mediziners. In der Regel wird dem Prüfling zwei Wochen vor der Prüfung die Einladung zugesandt, die Termin, Ort und Uhrzeit enthält. Am Tag der Prüfung ist der Personalausweis mitzuführen.

Wie für die Facharztprüfung lernen - und wie lange?

Da alle Inhalte der Facharztweiterbildung in der Prüfung abgefragt werden können, empfiehlt es sich, alle Inhalte der Musterweiterbildungsverordnung zu lernen. Dafür Fachlehrbuch durchzuarbeiten, auch Fallbücher und Fragebücher können hilfreich sein sowie die Fachzeitschriften des vergangenen Jahres. Es lohnt sich auch, die Prüfungssituation mithilfe von Prüfungsprotokollen durchzuspielen.

Ablauf der Facharztprüfung

Zur Prüfungskommission gehören der Prüfungsvorsitzende und 3 Fachärzte des jeweiligen Faches als Prüfer, die zufällig ausgewählt werden. Um sich optimal vorbereiten zu können, möchten manche Prüflinge gerne die Namen der Prüfer wissen. Manche Prüfer verlangen zum Beispiel ausführliche Antworten, andere möchten die Fragen lieber kompakt beantwortet wissen. Allerdings geben nicht alle Bundesländer die Namen der Prüfer preis. Sorgt sich der angehende Facharzt darum, dass ein Prüfer befangen ist, wird dies in die Auswahl miteinbezogen. Möglicherweise wird dann eine Wiederholungsprüfung angesetzt. 

Was anziehen zur Facharztprüfung?

Ärzte sollen seriös und gepflegt erscheinen und das sollte sich auch durch die Kleidung widerspiegeln. Wie bei jeder anderen mündlichen Prüfung empfiehlt sich für die Facharztprüfung ein Businessoutfit, bei Frauen eine Kombination aus Hose und Bluse oder ein Kostüm, bei Männern ein Anzug, wenigstens aber ein Hemd. Gespräche mit älteren Kommilitonen helfen dabei, die Prüfer einzuschätzen.

Dauer der Facharztprüfung

Die Facharztprüfung dauert zwischen 30 und 45 Minuten und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Nach der Begrüßung und Vorstellung der Prüfungskommission durch den Vorsitzenden stellen die Prüfer ihrer Fragen gemäß der Weiterbildungsordnung des Fachgebietes. Dabei nutzen die Prüfer auch Befunde aus Kasuistiken. 

Inhalte der Facharztausbildung

Die angehenden Ärzte müssen Fragen zum kompletten Inhalt ihrer Facharztweiterbildung beantworten können, inklusive Grundlagenwissen und aktuelle Entwicklungen in der Kardiologie oder Chirurgie, je nachdem welches Fachgebiet sie gewählt haben. Mit ihren Antworten müssen die Prüflinge der Kommission zeigen, dass sie Diagnostik und Therapie auch in schwierigen Situationen beherrschen. Beherrscht der Mediziner den "Facharztstandard", hat er bestanden. Noten werden nicht vergeben.

Facharzturkunde

Der frisch gebackene Facharzt erhält die Urkunde sofort nach der Prüfung, sofern sie bestanden wurde. Mit dem Facharztdiplom geht die Berechtigung einher, die Niederlassung als Vertragsarzt der gesetzlichen Krankenkassen zu wagen und eine eigene Praxis zu eröffnen oder mit der Anstellung als Facharzt an einer Klinik das Gehalt zu steigern. 

Was passiert bei Nichtbestehen der Facharztprüfung?

In diesem Fall erhält der Prüfling statt des Zeugnisses eine schriftlich Begründung für das Nichtbestehen. Die Prüfer können darin Auflagen festlegen, die bis zur Wiederholung der Prüfung erfüllt werden müssen. In der Regel kann die Prüfung nach drei Monaten wiederholt werden. Es gibt keine Begrenzung bei der Zahl der Wiederholung. Allerdings wird empfohlen, beim zweiten Versuch zu bestehen. Denn das Zeugnis ist Voraussetzung für die Niederlassung und wird auch bei der Bewerbung für eine neue Stelle notwendig.

Quellen:

https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/anzahl-der-erteilten-anerkennungen/
https://approbatio.de/facharztpruefung/
https://www.aekb.de/aerzt-innen/weiterbildung/antraege-formulare-zur-weiterbildung
https://www.laekh.de/heftarchiv/ausgabe/artikel/2020/juli-august-2020/weiterbildungszeit-familienplanung-und-facharztpruefung
www.hausärzteverband.de
https://beyondhealth.de/corporate-blog/facharztpruefung
https://www.aerzteblatt.de/archiv/124342/Muendliches-Examen-Was-ziehe-ich-an
https://www.praktischarzt.de/arzt/facharztpruefung/