Mobile App als Hilfe bei psychischen Folgen einer Krebserkrankung

Eine Krebserkrankung erfolgreich überstanden zu haben, bedeutet für viele längst kein normales Leben. Groß sind beispielsweise die Ängste vor einem Rückfall.

Modulare App hilft Depressionen und Schlafstörungen zu reduzieren

Eine Krebserkrankung erfolgreich überstanden zu haben, bedeutet für viele längst kein normales Leben. Groß sind beispielsweise die Ängste vor einem Rückfall, Veränderungen im persönlichen Umfeld infolge des meist langen Kampfes gegen den Tumor fördern soziale Ängste und führen nicht selten zu Depressionen und Schlafstörungen. Inwieweit hier eine modulare App für Frauen nach einer Krebserkrankung Abhilfe schaffen könnte, untersuchten ForscherInnen unlängst mithilfe einer kleinen Pilotstudie.

Frauen sind nach einer Krebserkrankung nicht selten emotional und psychologisch auf sich allein gestellt. Die Barrieren, eine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu können sind nicht selten unüberwindbar hoch. Ein Grund dafür ist sicher auch ein Mangel an Angeboten, welche die Weiterbetreuung der Patientinnen nach deren Entlassung aus der ärztlichen Obhut sicherstellen könnten.

Eine Pilotstudie aus den USA untersuchte in diesem Kontext eine neue Möglichkeit zum Einsatz einer mobilen App als Trainings- und Lernprogramm, um diesen Frauen kurzfristig eine (Selbst-)Hilfe anbieten zu können.

Über sechs Wochen hinweg nutzten insgesamt 28 Studienteilnehmerinnen mit überstandener Krebserkrankung die experimentelle App "iCanThrive", welche modular aufgebaut ist, eine Telefon-Coaching-Funktion besitzt und den Frauen Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress und Depressionen beibringen soll. Der Status der Depression, emotionale Selbstwahrnehmung und auch Schlafstörungen wurden in Fragebögen ermittelt. Nach jedem Trainingsanruf bekamen die Teilnehmerinnen wöchentliche SMS, welche sie daran erinnern sollten, zwei neue Module der App auszuprobieren.

Eine App, die nachwirkt

Im Ergebnis des regelmäßigen App-Gebrauchs nahmen die Symptome für die Depression signifikant ab und ebenso verringerte sich die Häufigkeit von Schlafstörungen während des Untersuchungszeitraums. Innerhalb der 6-wöchigen Studiendauer nutzen die TeilnehmerInnen im Median 20,5 Mal die App. Die mittlere Nutzungsdauer lag bei etwa 2,1 Minuten. Insgesamt nahmen 87% der Probandinnen bis zum Ende an der Studie teil.

Die AutorInnen schlussfolgerten aus den Ergebnissen ihrer kleinen Pilotstudie, dass Apps – wie die hier verwendete "iCanThrive" – zukünftiges Potenzial bieten, Krebsüberlebenden eine niedrigschwellige Unterstützung in der Nachsorge zu bieten.

Unterstützt wird diese Ansicht dadurch, dass die PatientInnen die App als sehr einfach zu nutzen und auch als stimmungsaufhellend beurteilt haben. Größere klinische Studien müssen nun zeigen, inwieweit der Einfluss der App tatsächlich nachhaltig bei psychischen Problemen helfen kann.

Pilotstudie mit praktischem Nutzen

Ungeachtet der Tatsache, dass die App "iCanThrive" PatientInnen in der psychologischen Symptombehandlung unterstützen kann, darf nicht vergessen werden, dass eine solche Pilotstudie einmal mehr zeigt: "KrebspatientInnen geht es um weit mehr als nur das Überleben des Tumors."

Lebensqualität beinhaltet vor allem ein konsequentes Angstmanagement und die Verbesserung der Schlafqualität und psychischen Gesundheit. Gerade am Anfang liegt der Wert einer psychoonkologischen Betreuung hier unbestritten höher als eine noch immer "unpersönliche" App.

Digitale und mobile Hilfe sollte daher immer nur unterstützend zum Einsatz kommen, aber nicht über Engpässe in der eigentlich notwendigen psychologischen Grundversorgung von KrebspatientInnen hinwegtäuschen.

Quelle:
Chow PI et al., JMIR Cancer 2020;6(1): e15750