Zirkulierende Tumor-DNA in der Nachsorge

Die optimale Nachsorge und Überwachung von PatientInnen mit reseziertem nicht-metastasierten Kolonkarzinom war bis dato unklar. Im Blut zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) könnte dieses Problem in der Praxis jedoch nachhaltig lösen, wie eine aktuelle Studie erst kürzlich zeigte.

Die ctDNA-Messung unterstützt die Überwachung des nicht-metastasierten Kolonkarzinoms

Die optimale Nachsorge und Überwachung von PatientInnen mit reseziertem nicht-metastasierten Kolonkarzinom war bis dato unklar. Im Blut zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) könnte dieses Problem in der Praxis jedoch nachhaltig lösen, wie eine aktuelle Studie erst kürzlich zeigte. 

Diese kleine Studie schloss insgesamt 58 PatientInnen (34 Männer; 24 Frauen) ein, die alle ein nichtmetastasiertes Kolonkarzinom im Stadium I bis III hatten und bereits reseziert worden waren. Achtzehn der TeilnehmerInnen erhielten postoperativ eine Chemotherapie.

Im ersten Monat nach der Resektion des Tumors wurde den ProbandInnen Blut für die Bestimmung der ctDNA abgenommen. Danach erfolgte eine kontinuierliche Blutentnahme alle drei bis sechs Monate. Die Nachbeobachtung der PatientInnen erfolgte solange, bis Metastasen auftraten bzw. im Median für die Dauer von 49 Monaten.

Die Sensitivität und Aussagefähigkeit der ctDNA-Messung wurde mit herkömmlichen Überwachunsgmethoden, wie z. B. der Computertomographie, verglichen.

Positiver ctDNA-Befund als früher Hinweis auf ein Rezidiv

Bei PatientInnen, die einen positiven ctDNA-Befund hatten, fanden sich in 77% der Fälle Rezidive. Interessanterweise ließ sich die Rezidivsituation anhand der ctDNA im Blut bis zu drei Monate früher nachweisen als mit den herkömmlichen Überwachungsmethoden, wie z. B. dem CT.

Alle 49 PatientInnen ohne messbare ctDNA für das Kolonkarzinom blieben über den Nachbeobachtungszeitraum von 49 Monaten hingegen rezidivfrei (0%; 95%-KI: 0%-7,9%). Bei drei PatientInnen fanden die ForscherInnen anfangs erhöhte ctDNA-Werte im Blut, die jedoch über die gesamte Beobachtungsspanne kontinuierlich abnahmen.

Was bedeuten die Studienergebnisse für die Praxis?

Obgleich diese Befunde erst noch in größeren prospektiven Studien überprüft werden müssen, deutet diese aktuelle Arbeit bereits an, dass eine Überwachung der ctDNA-Werte im Blut von PatientInnen mit Kolonkarzinom die Nachsorge zukünftig unterstützen könnte. Bisher waren und sind CT-Aufnahmen oder der CEA-Test gut geeignet, mögliche Rezidive nachzuweisen. Insbesondere der sich abzeichnende zeitliche Vorteil des ctDNA-Ansprechens gegenüber dem CT würde jedoch dabei helfen, Rezidive zukünftig noch frühzeitiger diagnostizieren und auch therapieren zu können.

Noch immer ist die Resektion des Tumors die Behandlung der Wahl bei Vorliegen eines Kolonkarzinoms. Obgleich diese Operation vor einem kurativen Hintergrund durchgeführt wird, erleiden etwa 3050% der PatientInnen im weiteren Verlauf ein Rezidiv.

Da solche Rezidive, besonders in der oligometastasierten Situation, aus Leber und Lunge noch relativ einfach zu entfernen sind und potenziell auch dann noch eine Chance auf Heilung besteht, kommt der frühen Diagnose des Rezidivs beim Kolonkarzinom eine große Bedeutung zu.

Fazit

Die vorliegende Studie liefert einen ersten Nachweis für die wachsende Bedeutung der personalisierten ctDNA-Analyse für die Nachsorge von PatientInnen mit reseziertem Kolonkarzinom in einem frühen Stadium.

Quelle: Wang Y et al., Prognostic Potential of Circulating Tumor DNA Measurement in Postoperative Surveillance of Nonmetastatic Colorectal Cancer. JAMA Oncol 2019; doi:10.1001/jamaoncol.2019.0512