Schon bei moderatem Alkoholkonsum steigt der Blutdruck

Ein hoher Alkoholkonsum gilt als etablierter Risikofaktor für eine Hypertonie. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes könnte aber bereits ein mäßig erhöhter Konsum mit erhöhten Blutdruckwerten einhergehen, wie eine Auswertung der ACCORD-Studie mit etwa 10.000 Teilnehmenden gezeigt hat.

PatientInnen mit Typ-2-Diabetes scheinen besonders gefährdet

Ein hoher Alkoholkonsum gilt als etablierter Risikofaktor für eine Hypertonie. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes könnte aber bereits ein mäßig erhöhter Konsum mit erhöhten Blutdruckwerten einhergehen, wie eine Auswertung der ACCORD-Studie mit etwa 10.000 Teilnehmenden gezeigt hat. 

Schon vor mehr als hundert Jahren wurde über einen Zusammenhang zwischen übermäßigem Alkoholkonsum und hohem Blutdruck berichtet. Für einen mäßigen Alkoholkonsum (8–14 alkoholische Getränke in der Woche) wurde diese Assoziation bisher aber noch nicht belegt. Ein geringfügiger (1–7 Drinks/Woche) bis mäßiger Alkoholkonsum scheint sich im Vergleich zur völligen Abstinenz nach mehreren Beobachtungsstudien sogar eher positiv auf das kardiovaskuläre Risiko auszuwirken, da die Atherosklerose verlangsamt wird und die Elastizität der Arterien besser erhalten bleibt. Solch ein moderater Alkoholkonsum (z. B. ein Glas Wein am Tag) wird daher zum Teil zur Kardioprotektion ausdrücklich empfohlen. 

Daten der ACCORD-Studie ausgewertet

Unklar war aber bisher, ob das in gleicher Weise auch für Menschen mit Diabetes gilt. Forscher um Jonathan J. Mayl von der Wake Forest University School of Medicine in Winston-Salem in North Carolina, USA, haben zu dieser Fragestellung die Daten der ACCORD-Studie (Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes) noch einmal ausgewertet. Alle Teilnehmenden hatten einen Typ-2-Diabetes und ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und waren zu Beginn unter anderen auch nach ihrem Alkoholkonsum befragt worden. Als ein alkoholisches Getränk waren etwa 350 ml Bier, 175 ml Wein oder 44 ml Spirituosen definiert. Die Teilnehmer waren im Mittel 62 Jahre alt und im Schnitt schon zehn Jahre an Diabetes erkrankt.

Schon bei mäßigem Konsum steigt Hypertonierisiko

Insgesamt gingen die Daten von 10.200 Teilnehmenden in die Untersuchung ein. Ein leichter Alkoholkonsum war bei den PatientInnen mit Diabetes nicht mit einem signifikant erhöhten Risiko für eine Hypertonie assoziiert (Odds Ratio 1,11). Schon bei einem mäßigen Konsum von 8 bis 14 alkoholischen Getränken in der Woche war das Risiko für eine arterielle Hypertonie aber deutlich höher als bei Abstinenzlern (OR 1,79). Das Risiko für eine Hypertonie Stadium 1 (130–139 mmHg systolisch, 80–89 mmHg diastolisch) war um 66% und für ein Stadium 2 (ab 140/90 mmHg) um 62% erhöht. Noch deutlich höher fiel die Risikoerhöhung bei starkem Alkoholkonsum (≥ 15 Drinks in der Woche) aus. Bei diesen Probanden war die Wahrscheinlichkeit einer Hypertonie Stadium 1 um das etwa 2,5-fache und für das Stadium 2 um das Dreifache erhöht.

Die Analyse hat deutlich gemacht, dass bei PatientInnen mit Typ-2-Diabetes bereits ein mäßiger Alkoholkonsum mit einer erhöhten Rate an arterieller Hypertonie und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einhergeht. Der Zusammenhang zwischen der konsumierten Alkoholmenge und dem Ausmaß der Hypertonie war dabei klar dosisabhängig.

Fazit: Auch wenn die Aussagekraft solcher Querschnittsstudien generell eingeschränkt ist, lässt sich aufgrund der hohen Teilnehmendenzahl doch ein gewisser Zusammenhang zwischen mäßigem Alkoholkonsum und erhöhtem Hypertonierisiko ablesen. PatientInnen mit Typ-2 Diabetes sollte daher geraten werden, ihren Alkoholkonsum zu reduzieren – insbesondere, wenn ein schwer einstellbarer Hypertonus besteht.

Quelle:
Mayl JJ, et al.; Association of Alcohol Intake With Hypertension in Type 2 Diabetes Mellitus: The ACCORD Trial. J Am Heart Assoc (2020); 9 (18): e017334.