Studie untersucht Kosten gastroenterologischer Erkrankungen in den USA

Die Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) fordert eine stärkere Berücksichtigung von gastroenterologischen Erkrankungen bei zukünftigen Präventions-, Therapie- und Forschungsmaßnahmen.

Gastroenterologie bei Forschung und Vorbeugung unterrepräsentiert?

Die Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) fordert eine stärkere Berücksichtigung von gastroenterologischen Erkrankungen bei zukünftigen Präventions-, Therapie- und Forschungsmaßnahmen. 

Jährlich suchen in den USA derzeit rund 54,4 Millionen Menschen wegen primär gastrointestinaler, hepatischer oder pankreatischer Beschwerden ambulant einen Arzt auf. Hinzu kommen 3 Millionen stationäre Behandlung sowie etwa 540.000 Wiederaufnahmen zur erneuten stationären Behandlung innerhalb von 30 Tagen. Die Versorgung dieser Patienten belastet das US-amerikanische Gesundheitssystem mit Kosten in Höhe von 135,9 Milliarden US-Dollar. Eine Summe, die die Ausgaben für die Behandlung anderer schwerwiegende Erkrankungen wie Herzleiden (113,4 Mrd. US$), Verletzungen (102,7 Mrd. US$) oder psychische Erkrankungen (98,8 Mrd. US$) deutlich übersteigt. Das hat eine Studie von US-amerikanischen Wissenschaftlern um Anne F. Peery von der University of North Carolina School of Medicine in Chapel Hill, North Carolina, USA, für das Jahr 2015 ergeben.1

Steigende Ausgaben stehen bevor

Als größte Einzelposten trugen

zu den Gesamtkosten bei. 267.000 neu diagnostizierte Krebserkrankungen standen 144.000 krebsbedingten sowie 97.700 nicht krebsbedingten Todesfällen aufgrund von gastroenterologischen Erkrankungen gegenüber.

Die ambulant am häufigsten geäußerten Beschwerden waren:

Die Autoren der aktuellen Studie gehen davon aus, dass die Ausgaben auf dem Gebiet der Gastroenterologie in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Damit unterstützt die Studie eine kürzlich von der DGVS erhobene Forderung nach stärkerer Berücksichtigung von gastroenterologischen Erkrankungen bei zukünftigen Präventions-, Therapie- und Forschungsmaßnahmen. Die DGVS hatte auf ihrer Jahrespressekonferenz Ende Mai 2018 für Deutschland eine Zunahme der gastroenterologischen Behandlungsfälle um 22 % bis 2032 prognostiziert. Um dieser Zunahme angemessen begegnen zu können, hatte die DGVS zusätzliche finanzielle Mittel und gesetzgeberische Initiativen für ein "Zentrum für gastroenterologische Gesundheit" eingefordert. Dieses sei erforderlich, um der zunehmenden Bedeutung der Gastroenterologie für die Volksgesundheit Rechnung tragen zu können.2 Von den bereits existierenden Gesundheitszentren widme sich trotz der enormen gesundheitlichen Bedeutung dieses medizinischen Bereichs keines gastroenterologischen Erkrankungen.

Wichtige Einzelposten bei den Behandlungskosten

Über die Struktur einzelner Kostenpositionen gewährt die aktuelle amerikanische Studie interessante Einblicke in neuere medizinische Entwicklungen. So wird der größte Einzelposten innerhalb der Behandlungskosten von den Hepatitiden verursacht. Die Kosten entstünden dabei zu 96 % durch die Verordnung verschreibungspflichtiger Medikamente, so die Verfasser der aktuellen Untersuchung. Dabei sei zu berücksichtigen, dass bisher lediglich 12,8 % der sogenannten Baby-Boomer auf Hepatitis-C-Virus gescreent worden seien. Sollte ein flächendeckendes Screening auf HCV in den USA eingeführt werden, sei mit einer weiteren starken Zunahme der einschlägigen Behandlungskosten zu rechnen.

Weiterhin vermerkt die Studie eine Stagnation der Zahl der verschiedenen endoskopischen Untersuchungen. So werde die ERCP zunehmend durch endoskopische Ultraschalluntersuchungen (EUS) verdrängt. Auch die Zahl der Koloskopien nähme nicht weiter zu. Ursache hierfür sei, so vermuten die Autoren, die Finanzkrise von 2007 bis 2009 mit der nachfolgenden Rezession. Diese habe zu einer Abnahme der Screening-Koloskopien geführt, die offenbar allgemein zu einem restriktiveren Einsatz des Verfahrens geführt habe.

Beachtung verdienten auch die Ausgaben für verschreibungspflichtige Antazida. Diese seien zwar in den letzten Jahren leicht rückläufig, so zeigen die Zahlen der Studie. Doch seien die 12,4 Mrd. US$, die im Jahr 2015 für diese Medikamente aufgewendet wurden, noch immer erheblich mehr als die 7,92 Mrd. US$, die im Jahr 2001 für ein praktisch identisches Spektrum von Wirkstoffen ausgegeben wurden.

Referenzen:
1. Peery AF, et al. Burden and Cost of Gastrointestinal, Liver, and Pancreatic Diseases in the United States: Update 2018. Gastroenterology. 2018. pii: S0016-5085(18)35147-3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30315778
2. DGVS. GESUNDHEIT DURCH GASTROENTEROLOGIE: PRÄVENTION BEGINNT IN DEN VERDAUUNGSORGANEN! Positionspapier zur Jahrespressekonferenz der DGVS vom 30.05.2018. https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2018/07/DGVS_Positionspapier-Stand-19.07.2018.pdf