Der Zusammenhang zwischen Cholesterin und kognitiver Gesundheit

Wenn es um M. Alzheimer und Cholesterin-Spiegel geht, gilt offenbar: niedriger ist NICHT besser.

Niedrige LDL‑Spiegel mit höherem Alzheimer-Risiko assoziiert

Wenn es um M. Alzheimer und Cholesterin-Spiegel geht, gilt offenbar: niedriger ist NICHT besser. Dies legen u. a. Ergebnisse einer im November in der Zeitschrift 'Frontiers in Neurology' veröffentlichten Studie nahe.1

Während Cholesterin noch immer weitestgehend verteufelt und der unkritische Einsatz von Statinen stark promotet wird, verdichten sich die Hinweise, dass ältere Menschen mit den niedrigsten LDL‑Spiegeln das höchste Alzheimer-Risiko und sogar das höchste Mortalitätsrisiko haben.2

Hohe LDL-Spiegel protektiv gegen Demenz?

New York Times Bestseller-Autor und Neurologe Dr. David Perlmutter erwähnte diesen Zusammenhang bereits in seinem 2013 erschienenen Buch "Grain Brain: The Surprising Truth about Wheat, Carbs, and Sugar – Your Brain's Silent Killers".3

Etliche frühere Arbeiten und auch eine aktuelle populationsbasierte Studie an fast 4.000 über 50‑Jährigen in China kommen ebenfalls zu diesem Ergebnis. In der Demenz-Kohorte waren signifikant mehr Teilnehmer mit niedrigem Gesamt- und LDL-Cholesterin als in den Gruppen ohne Demenz. Ein hohes LDL‑C war (nach Korrektur für demographische Merkmale, Gesundheitsverhalten, medizinische Vorgeschichte und Beurteilung des Affektes) invers mit Demenz assoziiert.1

Andere Studien kamen sogar zu dem Schluss, dass Cholesterin das Gehirn schützen könnte. So gingen Cholesterinwerte im hochnormalen Bereich bei über 65‑Jährigen mit besserer kognitiver Leistung einher.2,4
Eine amerikanische Studie mit über 4.300 Medicare-Versicherten über 65 Jahren zeigte auch eine Assoziation von höherem Gesamtcholesterin mit einem reduziertem Alzheimer-Risiko, und zwar nachdem kardiovaskuläre und andere Risikofaktoren herausgerechnet wurden.5

Was ist das Problematische an Statinen?

Eine umfassende Diskussion des Nutzen-/ Risiko-Verhältnisses von Statinen würde den Rahmen des Beitrages sprengen – wir wollen an dieser Stelle nur bei den möglichen Auswirkungen auf die geistige Gesundheit bleiben.

Das Gehirn enthält etwa 25–30 Prozent des Cholesterins des gesamten Körpers. Als eine der wesentlichen Komponenten von Neuronen ist Cholesterin von großer Bedeutung für die Entwicklung und Aufrechterhaltung der neuronalen Plastizität und Funktion.1
Die Studienautoren vermuten, dass eine Senkung der Cholesterin-Spiegel mit cerebraler Atrophie – einem typischen anatomischen Korrelat der Demenz – und weiteren für die Gehirngesundheit relevanten Faktoren verknüpft sein könnte.

Statine unterdrücken die Cholesterin-Synthese, dezimieren im Gehirn Coenzym Q10 und Neurotransmitter-Vorstufen und verhindern eine adäquate Zufuhr von essentiellen Fettsäuren und fettlöslichen Antioxidantien zum Gehirn, indem sie die Produktion des unverzichtbaren Transportmoleküls LDL hemmen.6

Wie tief geht das Kaninchenloch?

Weitere, prospektive Studien wären nötig, um die Zusammenhänge im Detail zu verstehen. Viele Arbeiten deuten darauf hin, dass die Qualität der Ernährung eine zentrale Rolle dafür spielt, ob die kognitive Leistungsfähigkeit auch im Alter erhalten bleibt – ein Thema, welches mit dem hier dargelegten viele Überschneidungen haben könnte.

Ein hohes Cholesterin könnte ein Indikator für einen insgesamt guten Ernährungsstatus sein, während ein niedriges Cholesterin in Studien mit einem höheren Mortalitätsrisiko verknüpft war und oft mit Malnutrition und chronischen Erkrankungen, wie Krebs, vergesellschaftet ist.So hatten Frauen mit hohem Cholesterin in einer Untersuchung ein 28 Prozent niedrigeres Mortalitätsrisiko als Frauen mit niedrigem Cholesterin.2,7

Quellen:
1.  Zhou, F. et al. High Low-Density Lipoprotein Cholesterol Inversely Relates to Dementia in Community-Dwelling Older Adults: The Shanghai Aging Study. Front. Neurol. 9, (2018).
2.  Statin Use Linked to Dementia. Mercola.com Available at: http://articles.mercola.com/sites/articles/archive/2018/11/20/statin-dementia-risk.aspx. (Accessed: 5th December 2018)
3.  Perlmutter, D. & Loberg, K. Grain Brain: The Surprising Truth about Wheat, Carbs, and Sugar--Your Brain’s Silent Killers. (Little, Brown and Company, 2013).
4.  Lv, Y.-B. et al. Serum Cholesterol Levels within the High Normal Range Are Associated with Better Cognitive Performance among Chinese Elderly. J Nutr Health Aging 20, 280–287 (2016).
5.  Reitz, C., Tang, M.-X., Luchsinger, J. & Mayeux, R. Relation of plasma lipids to Alzheimer disease and vascular dementia. Arch. Neurol. 61, 705–714 (2004).
6.  How Sugar Harms Your Brain Health and Drives Alzheimer’s Epidemic. Mercola.com Available at: http://articles.mercola.com/sites/articles/archive/2014/07/24/sugar-brain-function.aspx. (Accessed: 5th December 2018)
7.  Petursson, H., Sigurdsson, J. A., Bengtsson, C., Nilsen, T. I. L. & Getz, L. Is the use of cholesterol in mortality risk algorithms in clinical guidelines valid? Ten years prospective data from the Norwegian HUNT 2 study. J Eval Clin Pract 18, 159–168 (2012).