OxVASC: Demenz-Risiko nach TIA und Apoplex

Nach einem Apoplex ist das erhöhte Demenz-Risiko eine wichtige Sorge von Patienten und Behandlern.

Ein Jahr nach schwerem Apoplex fast 50-mal höhere Demenz-Inzidenz

Nach einem Apoplex ist das erhöhte Demenz-Risiko eine wichtige Sorge von Patienten und Behandlern.

Die Anzahl der Demenzkranken wird derzeit weltweit auf 50 Mio. geschätzt. Prognosen gehen von einer Verdreifachung dieser Zahl bis zum Jahre 2050 aus.1 Das entspräche etwa der jetzigen Einwohnerzahl Frankreichs und Deutschlands zusammen.

Die Datenlage zum Apoplex-assoziierten Demenz-Risiko ist bislang schwach, insbesondere nach TIA (Transitorischer Ischämischer Attacke) oder Minor Stroke (frühere Bezeichnung: Prolongiertes Reversibles Ischämisches Neurologisches Defizit = PRIND), die etwa 70% der Ereignisse ausmachen.

Die 'Oxford Vascular Study' untersuchte die Risiken für Demenz und Risikofaktoren vor und nach TIA und Apoplex in einer prospektiven Kohorte von fast 93 Tsd. Menschen in Großbritannien. Die diesen März im Lancet veröffentlichten Resultate wollen wir Ihnen hier vorstellen.2

Jeder Fünfte entwickelte in den ersten 5 Jahren nach TIA oder Apoplex eine Demenz

Zwischen 2002 und 2012 erlitten 2.305 der Patienten eine TIA (688) oder einen Apoplex (1.617). Das mittlere Alter der Betroffenen lag bei 74,4 Jahren. Davon wurden 225 Personen für die nachfolgenden Auswertungen nicht berücksichtigt, bei denen bereits vor dem Ereignis eine Demenz bestand.

In den ersten 5 Jahren nach TIA oder Schlaganfall entwickelte sich in 20,8% der Fälle eine Demenz. Die Inzidenz von Demenz 1 Jahr nach dem Ereignis lag bei:

In bestimmten Patientengruppen wichen die Inzidenzen allerdings deutlich davon ab. Am niedrigsten war die Inzidenz für Patienten unter 70 Jahren nach einer ersten TIA (< 1% nach 1 Jahr) und am höchsten bei Patienten über 75 Jahren nach schwerem rezidiviertem Schlaganfall (> 80% in den ersten 5 Jahren).

Das 5‑Jahres-Risiko für eine Demenz war hoch signifikant mit dem Alter, der Ereignisschwere, weiteren Schlaganfällen in der Anamnese, Dysphasie, der kognitiven Funktion zum Ausgangszeitpunkt, niedrigem Bildungsniveau, prämorbider Abhängigkeit, Leukoaraiosis und Diabetes assoziiert. Mit anderen vaskulären Risikofaktoren konnte kein Zusammenhang beobachtet werden.

Fazit: Nur individuelle Prognostizierung möglich

Die Inzidenz von Demenz bei Patienten nach TIA oder Apoplex variiert – je nach klinischer Gesamtkonstellation – erheblich. Die Demenz-Prävalenz war gegenüber alters- und geschlechtsgematchten Normalpersonen unter 1‑Jahres-Überlebenden eines schweren Schlaganfalls um 25 Jahre vorverlegt, bei Patienten nach Minor Stroke um 4 Jahre und bei Patienten mit TIA um 2 Jahre.

Referenzen:

1. Global prevalence. Dementia Statistics Hub Available at: https://www.dementiastatistics.org/statistics/global-prevalence/. (Accessed: 11th February 2019)

2. Pendlebury, S. T. & Rothwell, P. M. Incidence and prevalence of dementia associated with transient ischaemic attack and stroke: analysis of the population-based Oxford Vascular Study. The Lancet Neurology 18, 248–258 (2019).