Bewältigungsstrategien und psychische Gesundheit bei Krebspatienten

Adaptive Bewältigungsstrategien und ein hohes Maß an Resilienz können Krebspatienten über die schwere Zeit hinweghelfen. Doch wie lassen sich positive Bewältigungsstrategien in der Praxis bewusst fördern?

Psychosoziale Interventionen verhelfen Menschen mit Tumorerkrankungen zu mehr Resilienz

Die Diagnose Krebs ist für Patientinnen und Patienten eine stressreiche Ausnahmesituation, die emotional und psychisch enorm herausfordernd sein kann. Nicht selten entwickeln Betroffene Ängste, Depressionen oder zum Teil auch Aggressionen gegen sich selbst und ihr Umfeld. Adaptive Bewältigungsstrategien und ein hohes Maß an Resilienz können den Patientinnen und Patienten indes über diese schwere Zeit hinweghelfen. Doch wie lassen sich positive Bewältigungsstrategien in der Praxis bewusst fördern? 

Die Bewältigung einer Krebserkrankung umfasst vor allem bestimmte Verhaltensweisen, Aktionen und auch Gedanken, die einem Menschen dabei helfen, die eigene Lebenssituation anzunehmen und positiv/konstruktiv damit umzugehen.

Eine aktuelle Studie untersuchte zu diesem Thema 170 Krebspatientinnen und -patienten und erfasste deren emotionalen Status, die empfundene Lebensqualität sowie den Umgang mit der eigenen Erkrankung mithilfe validierter Fragebögen (Cognitive Emotion Regulation Questionnaire (CERQ), General Health Questionnaires SF-12 und GHQ-12).

Bewältigungsstrategien sind stark mit Resilienz assoziiert

Es zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten mit hohen Resilienzwerten auch besser mit der Diagnose zurechtkamen und die Erkrankung emotional eher bewältigten. Adaptives Verhalten (Akzeptanz, Problemlöseverhalten, u. a.) war dabei positiv mit Resilienz assoziiert. Menschen mit nicht-adaptivem Verhalten (Verneinen, Grübeln, Selbstmitleid, u. a.) waren hingegen auch weniger resilient und daher häufiger mental angegriffen und gestresst.

Die Ergebnisse haben einige Bedeutung für die psychische Gesundheit von Betroffenen. Denn ein größerer Fokus auf positive Anpassungsstrategien scheint die Resilienz in schwierigen Lebenssituationen zu verbessern.

Auf diese Weise bewirken adaptive Bewältigungsstrategien eine größere Resilienz, sodass sich die Psyche besser an die veränderte Lebenssituation anpassen kann. Die Begleiterscheinungen der Krebstherapie sowie die möglicherweise negativen Auswirkungen der Erkrankung werden so besser aufgenommen und bewältigt.

Nicht-adaptive Bewältigungsstrategien könnten hingegen zu einer größeren psychischen Belastung führen. Dadurch steigt bei den betroffenen Patientinnen und Patienten das Risiko für Angst und depressive Symptome. In der Folge sinkt die psychische Lebensqualität und mehr krankheitsbedingte Symptome wie Müdigkeit oder eine schlechte Schlafqualität treten auf. Dies kann sich schließlich sogar negativ auf den Verlauf der onkologischen Behandlung auswirken. 

Welche Bedeutung hat diese Studie für die onkologische Praxis?

Diese Arbeit zeigt einmal mehr, wie wichtig die psychoonkologische und auch die psychosoziale Begleitung von Tumorpatientinnen und -patienten ist. Solche Interventionen können z. B. hilfreich sein, um die Risiken für psychische Belastungen und krankheitsbedingten Stress zu reduzieren.

Dabei steht die Patientin oder der Patient als Individuum im Fokus. Er/sie soll angeleitet werden und Rat erhalten. Das erklärte Ziel dabei: Es geht darum, die Patientinnen und Patienten zu stärken und das Bewusstsein für die Bewältigung der Krankheit zu fördern. Krebspatientinnen und -patienten profitieren von psychologischen und psychosozialen Angeboten im Klinikalltag. Daher empfehlen die Studienautoren, dass eine solche Begleitung angeboten werden sollte. Denn dadurch ist eine angemessene klinische Versorgung  gewährleistet und die Patientinnen und Patienten werden in ihrer Krankheitsbewältigung unterstützt.

Quelle:
Maciá P et al., Resilience and coping strategies in relation to mental health outcomes in people with cancer. PLoS ONE 2021; 16(5): e0252075