Metastasierter Brustkrebs mit hohem Anteil Risikomutationen

Eine aktuelle Fallstudie zeigte, dass bis zu 14% der Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom in Multigentests erbliche Risikogene in größerer Zahl aufwiesen. Dabei fanden sich einige pathogene sowie wahrscheinlich pathogene Keimbahnvarianten.

Etwa 14% der Patientinnen tragen Genvarianten mit erblichem Risiko

Eine aktuelle Fallstudie zeigte, dass bis zu 14% der Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom in Multigentests erbliche Risikogene in größerer Zahl aufwiesen. Dabei fanden sich einige pathogene sowie wahrscheinlich pathogene Keimbahnvarianten, unter anderem BRCA1- und BRCA2-Mutationen.

Die Fallserie umfasste insgesamt 100 Patientinnen, welche mit einem metastasierten Brustkrebs diagnostiziert worden waren. Alle teilnehmenden Frauen erhielten daraufhin unabhängig von den Leitlinien-Empfehlungen des NCCN einen Keimbahntest, der insgesamt 30 Gene umfasste.

Die Ausgangslage

Bisher werden Multigentests in den USA noch nicht in allen Fällen durch das National Comprehensive Cancer Network (NCCN) empfohlen. Ein nicht länger hinnehmbarer Umstand, wie die AutorInnen der vorliegenden Studie aufgrund neuer Erkenntnisse meinten.

Die ForscherInnen argumentierten, dass die Testkriterien für Keimbahnvarianten sehr viel weiter gefasst werden sollten. So zeigte sich z. B. im Rahmen der Studie, dass einige Fälle mit BRCA1- und BRCA2-Mutationen allein durch die Einhaltung der NCCN-Testkriterien nicht detektiert wurden. Daneben fanden sich weitere, zum Teil neue Risikovarianten in Genen, wie beispielsweise ATM, BRIP1, CHEK2.

Bekannte und auch neue Risikogene

Insgesamt wiesen 14 von 100 Frauen (= 14%) pathogene oder wahrscheinlich pathogene Gen-Varianten auf. In 43% der Fälle (n = 6) genügten die Empfehlungen des NCCN für Gentests nicht, um diese Varianten zu entdecken.

Im Detail zeigten sich bei 6 von 14 Teilnehmerinnen BRCA-Mutationen und bei jeweils 1 von 14 eine ATM-, eine BRIP1 bzw. CHEK2-Variante. Mehr als ein Fünftel (21%) der Frauen besaß zudem Gen-Varianten, die sich nach dem aktuellen Kenntnisstand keinem bekannten Risiko zuordnen ließen.

Welche Einschränkungen müssen bedacht werden?

Da es sich bei der vorliegenden Studie um eine monozentrische Fallserie handelte, ist nicht auszuschließen, dass es hier zu regionsbezogenen Artefakten gekommen sein könnte. Es wäre z. B. innerhalb dieses Zentrums möglich, dass es eine Häufung bestimmter Genvariationen gibt.

Gleichzeitig jedoch könnte die sehr kleine Stichprobengröße dazu geführt haben, die wirkliche Prävalenz der erblichen Genvarianten zu unterschätzen.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Praxis?

Die US-amerikanische FDA hatte bereits zuvor PARP zur Behandlung von HER2/ERBB2-doppeltnegativem Brustkrebs zugelassen, wenn gleichzeitig im Tumor die pathologischen Genvarianten von BRCA1 oder BRCA2 gefunden werden können.

Dies impliziert, dass Multigentests bei Vorliegen von erblichen Genvarianten beim metastasierten Mammakarzinom möglicherweise auch therapeutisch relevant sind. Für das metastasierte Prostatakarzinom, bei dem sich ähnliche Befunde zeigten wie jetzt beim Brustkrebs, wurde ein solches Vorgehen unlängst in die NCCN-Leitlinien als Empfehlung aufgenommen.

Quelle:
Stuttgen K et al., Pathogenic Germline Variants in Patients With Metastatic Breast Cancer. JAMA Oncol 2019 [Epub ahead of print]; doi: 10.1001/jamaoncol.2019.3116