Wie Salmonellen-Infektionen das Darmkrebsrisiko erhöhen

Darmkrebs ist heute eine der häufigsten Tumorerkrankungen. Dass Infektionskrankheiten, allen voran die weltweit verbreiteten Salmonellosen, das Krebsrisiko erheblich steigern können, war bisher lediglich aus Tierexperimenten bekannt.

Bestimmte Patienten besonders gefährdet

Darmkrebs ist heute eine der häufigsten Tumorerkrankungen. Dass Infektionskrankheiten, allen voran die weltweit verbreiteten Salmonellosen, das Krebsrisiko erheblich steigern können, war bisher lediglich aus Tierexperimenten bekannt. Eine aktuelle epidemiologische Studie jedoch zeigt, dass auch Menschen, die an einer Salmonellose litten, zeitlebens ein erhöhtes Darmkrebsrisiko haben. 

Schätzungsweise jeder fünfte Krebsfall weltweit geht auf Infektionserreger zurück. Über die Rolle von Helicobacter pylori ist in diesem Zusammenhang beispielsweise bereits sehr viel bekannt – über Salmonellosen und deren Potenzial, Darmkrebs zu verursachen, hingegen noch recht wenig.

Allerdings brachte eine aktuelle Studie an den Tag, dass Menschen, die sich mit Salmonellen infiziert hatten, ein deutlich größeres Risiko für Kolonkarzinome tragen. Besonders betroffen sind solche Patienten, die sich lange vor dem 60. Lebensjahr infizierten und bei denen die Infektion mit Salmonellen insbesondere den absteigenden Darmabschnitt sowie den Querdarm betroffen hatte. 

Mughini-Gras und Kollegen schlossen insgesamt 14.264 Patienten mit einer zwischen 1999 und 2015 laborbestätigten Salmonelleninfektion in ihre Studie ein. Die mediane Nachbeobachtungszeit der Patienten betrug 7 Jahre.

Salmonella enteritidis im Verdacht

Im Ergebnis der Datenauswertung zeigten die Forscher, dass besonders diejenigen Patienten ein erhöhtes Risiko für das Kolonkarzinom hatten, welche sich im Laufe des Lebens mit Salmonella enteritidis infiziert hatten.

Allgemein über alle Teilnehmer betrachtet, war das Risiko für ein Kolonkarzinom im aufsteigenden Darmabschnitt/Querdarm signifikant höher nach einer durchgemachten Salmonelleninfektion (Standardisierte Inzidenzrate [SIR]: 1,48; 95 %-KI: 1,14–1,88), und speziell dann, wenn die Infektion deutlich vor dem 60. Lebensjahr stattgefunden hatte (SIR: 2,12; 95 %-KI: 1,38–3,09).

Infizierten sich die Patienten im Alter von < 60 Jahren mit einem Salmonellenstamm war das Risiko für ein Kolonkarzinom zwar signifikant erhöht ( SIR: 1,54; 95 %-KI: 1,09–2,10), doch weiterhin geringer als das Krebsrisiko bei denjenigen mit nachgewiesener Salmonella-enteritidis-Infektion (SIR: 1,86; 95 %-KI: 1,17–2,82).

Erfolgte die Infektion mit S. enteritidis zudem in einem Alter von < 60 Jahren, so stieg das Risiko für ein Kolonkarzinom im aufsteigenden Darmabschnitt/Querdarm nahezu um das Dreifache an, verglichen mit der Allgemeinbevölkerung (SIR: 2,97; 95 %-KI: 1,73–4,76). Wurde die Infektion im Alter zwischen 40 und 59 Jahren festgestellt, nahm das Krebsrisiko sogar um mehr als das Dreifache zu (SIR: 3,22; 95 %-KI: 1,84–5,23).

Fazit

Die vorliegende epidemiologische Studie beweist sehr eindrucksvoll, dass selbst Jahrzehnte zurückliegende laborbestätigte Salmonellosen, wenn sie vor dem 60. Lebensjahr auftraten, das Darmkrebsrisiko der Patienten nachhaltig steigern können. Vor allem Infektionen mit Salmonella enteritidis, welche in Deutschland gemäß §7 Infektionsschutzgesetz meldepflichtig sind, scheinen das Darmkrebsrisiko um etwa das Dreifache gegenüber der Normalbevölkerung zu steigern.

Für Ärzte in der Praxis bedeuten diese Ergebnisse, wenn auch die Kohorte allein auf die Niederlande beschränkt war, dennoch, dass es sich lohnt, Patienten nach durchgestandener laborbestätigter Salmonellose in besonderer Weise auf die angebotenen Darmkrebsvorsorge-Untersuchungen (iFOBT, Koloskopie) hinzuweisen. Denn: Die durch eine Salmonellen-Infektion bedingten Kolonkarzinome in dieser Studie waren in aller Regel niedrig-gradige Läsionen, welche bei frühzeitiger Entdeckung auch als gut therapierbar gelten.

Quelle:
1. Mughini-Gras L et al., Increased colon cancer risk after severe Salmonella infection. PLoS ONE 2018; 13(1): e0189721; https://doi.org/10.1371/journal.pone.0189721.